SanierungErneuerung des Dachs der Euskirchener Gesamtschule wird teurer als geplant

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Günter Schikorra (v. l.), Schulleiter Thomas Müller, André Assenmacher und der Erste Beigeordnete Alfred Jaax besichtigen den Dachstuhl der Gesamtschule.

Euskirchen – Wer ein altes Gebäude auf Vordermann bringen will, ist vor bösen Überraschungen nicht gefeit. So ergeht es auch der Stadt Euskirchen mit der Gesamtschule. Die Erneuerung der Dachflächen verursacht mehr Aufwand und dauert länger als anfangs angenommen.

In dem Gebäudekomplex zwischen Kölner Straße und Ursulinenstraße war früher das Realschulzentrum untergebracht. Die neu gegründete Gesamtschule zog dort 2014 ein. In der Folgezeit wurden an den Dächern, errichtet in den 1950er-Jahren, immer wieder kleinere Reparaturen fällig – bis dann im Februar 2020 große Schäden auftraten, ausgelöst durch das Sturmtief „Sabine“. An Gauben und Fenstern lösten sich Dachziegel und Schieferabdeckungen. Weil Ziegel auf den Schulhof fielen, wurde für drei Tage der Unterricht eingestellt.

1,3 Millionen Euro freigegeben

In den oberen Geschossen traten Feuchteschäden zutage, auch die Blitzschutzanlage wurde in Mitleidenschaft gezogen, sodass der Stadtbetrieb Zentrales Immobilien-Management (ZIM) eine groß angelegte Sanierung empfahl. Der Liegenschaftsausschuss gab dafür 1,3 Millionen Euro frei.

Heizung zerstört

Die Erneuerung des Dachs, auf dem eine Fotovoltaik-Anlage installiert wird, ist Teil eines Pakets, zu dem auch energetische Maßnahmen gehören: der Einbau neuer Türen und Fenster und ein Putz mit Wärmedämmverbundsystem. Auch die komplette Heizung wird ersetzt. Sie war durch die Flut zerstört worden. Im Keller laufen nach wie vor Bautrockner. (ejb)

Für die Vorbereitung der Arbeiten schaltete die Stadt ein Architektur- und ein Tragwerksplanungsbüro ein, ebenso einen Holzschutz- sowie einen Schadstoffgutachter, wie jetzt ZIM-Chef Günter Schikorra berichtete, als er und Projektleiter André Assenmacher dieser Zeitung die Baumaßnahme erläuterten.

Unmengen von Taubenkot

Der Schadstoffexperte war hinzugezogen worden, weil sich im Dachgeschoss Unmengen von Kot befanden. Er stammte von Tauben, die durch Löcher in der Dachhaut in die Gebäude eingedrungen waren. Da der Gutachter den Taubenkot als gesundheitsgefährdend einstufte, mussten Arbeiter ihn in Vollschutzanzügen beseitigen.

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In den Schulfluren steht Baumaterial.

Unter dem Kot und einer Perlite-Schüttung (einer Dämmschicht aus losem Material) tauchte eine Holzbalkendecke auf, die in den Bestandsplänen nicht verzeichnet war. „Die Oberfläche sah auf den ersten Blick noch relativ gut aus. Doch beim näheren Hinsehen stellte sich heraus, dass viele Balken derart stark von Braunfäule befallen waren, dass sie ausgetauscht werden mussten“, sagte Schikorra.

Überraschung unterm Schiefer

Die Holzteile der Mansarde auf der Gebäudeseite an der Ursulinenstraße wiesen ein ähnliches Schadensbild auf. „Das war aber erst zu erkennen, nachdem wir die Abdeckung aus Schieferplatten entfernt hatten“, erklärte Assenmacher. Dazu Schikorra: „In eine historische Konstruktion kann man eben nicht ohne Weiteres hineingucken. Erst nachher ist man schlauer. “

Der Austausch der maroden Hölzer ließ die Kosten für die Dacherneuerung um 400.000 Euro steigen. Der Liegenschaftsausschuss hat das zusätzliche Geld bewilligt. Auch für die Gesamtschule hat der gewachsene Sanierungsumfang Folgen: Sie kann – anders als anfangs gedacht – mehrere Räume vorübergehend nicht nutzen. „Wir muten der Schule einiges zu, für sie ist das ein nerviger Prozess“, sagte Schikorra. „Schüler und Lehrer müssen viel Geduld aufbringen. Dafür haben sie am Ende ein schönes und modernes Gebäude.“

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Wann die Arbeiten abgeschlossen werden, ist unklar. Corona, Lieferengpässe und die Folgen der Flut haben die Zeitabläufe durcheinandergebracht, wie Schikorra sagte: „Ich hoffe, dass wir Ende des Jahres bis auf Kleinigkeiten fertig sind.“

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