Als Einsiedler gelebtLetzter Priesterbruder von ehemaligem Kloster Mariawald beerdigt

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Der letzte Priestermönch von Mariawald, Pater Bartholomäus, wurde beigesetzt. 

Heimbach-Mariawald – Fast war es so wie früher: Gregorianische Gesänge in der Klosterkirche, das Chorgestühl voll besetzt. Doch inmitten des Altarraums zeigte ein hellbrauner Sarg, das es nicht um einen Neubeginn, sondern wieder um einen Abschied ging. Pater Bartholomäus, der letzte Priesterbruder des Klosters Mariawald, war am 30. September gestorben. An diesem Dienstag wurde er zu Grabe getragen.

So waren die Menschen, die die Plätze im Chorgestühl eingenommen hatten, auch keine Mitbrüder, sondern Angehörige oder Bekannte des Verstorbenen. Nur zwei Mitglieder der ehemaligen Trappistengemeinschaft, die bei der Auflösung Mariawalds dort waren, leben noch: Auch die Chormönche Bruder Sebaldus und Bruder Clemens wohnten der Beerdigungsfeier bei.

Nicht nach altem Ritus ohne Sarg beigesetzt

Das Requiem zelebrierten Bernardus Peeters, Generalabt der Trappisten in Rom, der Abt von Tilburg, Isaac Majoor, und Dom Dominique Marie, Abt von Oelenberg, dem Mutterkloster von Mariawald.

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Querflöte spielten die Trappistinnen von Maria Frieden.

Anders als seine Mariawalder Mitbrüder, die seit jeher ohne Sarg beigesetzt wurden, lag Pater Bartholomäus’ Leichnam in einem Sarg. Denn dieser Ritus galt nur für die Mönche, die im Kloster gestorben waren. Bartholomäus aber hatte nach der Auflösung des Klosters im September 2018 im Christinenstift in Nideggen und zuletzt in einem Seniorenheim gelebt.

Pater Bartholomäus lebte 33 Jahre als Eremit

„Er war kein Mensch der Gemeinsamkeit“, erinnerte Abt Bernardus Peeters an den Verstorbenen. Er sei bekannt gewesen für seine Einsamkeit. „Er war exzentrisch, immer im Konflikt zwischen der Einsamkeit und der Gemeinschaft“, sagte der Abt. Insgesamt 33 Jahre lebte Pater Bartholomäus, Peter Manfred Schmitz mit bürgerlichem Namen, als Einsiedler. 1989 ging er in eine Eremitage im Onsernonetal bei Locarno in der Schweiz, wo er bis 2015 blieb.

Auch als er aus gesundheitlichen Gründen in das Kloster Mariawald zurückkehrte, gab er seine selbstgewählte Einsamkeit nicht auf. Hier lebte er als Einsiedler im alten Pförtnerhaus. Selbst im Christinenstift habe er sein Einsiedlerdasein fortgesetzt, so Abt Bernardus – obwohl versucht worden war, ihn zum gemeinsamen Mittagessen und zu Gesellschaft zu überreden: „Es war in seiner Natur, er war nicht mehr zu ändern.“

In Mariawald die Novizen unterrichtet

Pater Christian aus dem belgischen Kloster Saint Sixtus erinnerte in seiner Predigt an den Verstorbenen, den er 2003 als Lehrer in seinem Noviziat in Mariawald kennengelernt habe. Zu der Zeit sei Bartholomäus einmal im Jahr aus der Schweiz nach Mariawald gekommen, um die Novizen zu unterrichten. Zum ersten Mal aber habe er ihn auf dem Einband des Buches „Wege zum Schweigen“ bei der Obsternte gesehen, das ihm 1978 als Kind von seinem Vater bei einem Besuch in Mariawald geschenkt wurde.

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Das Buch mit dem Foto des Verstorben zeigte Pater Christian.

„Wir sehen einen sehr idealistischen Menschen“, sagte Pater Christian. Doch seine Ideale seien schwer zu leben gewesen, die Geborgenheit unter Menschen habe er nicht gesucht. Im Umgang sei er nicht leicht gewesen. Als er 1971 nach Mariawald gekommen sei, sei die Situation schwierig und das Kloster nicht auf die Veränderungen durch das Zweite Vatikanische Konzil vorbereitet gewesen. Es habe keine stille Kontemplation gegeben, sondern ernste Spannungen. Um mehr Kontemplation zu finden, sei Pater Bartholomäus eben Eremit geworden.

Eine Zeitenwende für das aufgegebene Kloster

„Da ich selber fünf Jahre als Eremit gelebt habe, kann ich sagen: Das Leben mit Gott ist nicht ein Leben mit Frau im Schrebergarten“, so Pater Christian. Die Einsamkeit habe ihm schwer zugesetzt. Ein Eremit erlebe das Warten auf Gott auch als schmerzende Wunde. Pater Bartholomäus habe die einsamen Stunden mit Studium gefüllt.

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Mit dem Tod des drittletzten Trappisten von Mariawald bahnt sich das Ende eines Zeitabschnitts an. „Menschen sterben, aber auch Klöster“, sagte Abt Bernardus Peeters im Anschluss an die Beerdigung: „Das Gefühl ist bestimmt von Trauer, aber auch von Dankbarkeit.“

Peeters hatte die Auflösung von Mariawald als Abt von Tilburg verantwortet. Die Betreuung – der Orden ist weiterhin Eigentümer der Liegenschaft – könne er in seiner jetzigen Funktion als Generalabt in Rom jedoch nicht mehr leisten. Diese Aufgabe habe er dem jetzigen Abt von Tilburg, Isaac Majoor, übertragen.

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