Verkehrsverirrungen in HellenthalNavis torpedieren die Umleitung

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Ein sinnvolles Schild vor dem Kreisverkehr in Krekel, nur leider in der falschen Fahrtrichtung aufgestellt.

Ein sinnvolles Schild vor dem Kreisverkehr in Krekel, nur leider in der falschen Fahrtrichtung aufgestellt.

Hellenthal – Es ist ein Problem mit Ansage: Weil ihre Navigationsgeräte ihnen die kürzeste Strecke vorschlagen, gibt es seit dem vergangenen Montag vermehrt vor allem ausländische Lkw-Fahrer, die auf der Umleitungsstrecke für die zwischen Blankenheimerdorf und Schmidtheim wegen Brückenbauarbeiten gesperrten B 51 eine unbeabsichtigte Alternative finden: Sie fahren die kurvige, von Hochwasserschäden teilweise zusätzlich verengte schmale L 22 zwischen Benenberg und Wiesen hinab. Noch, muss man sagen.

„Da kriege ich so eine Krawatte…“ Rosemarie Leyendecker steht vor ihrem Haus an der Manscheider Straße in Wiesen, die Hände in die Hüften gestemmt, und wirkt so, als würde sie gleich explodieren. Tut sie zwar nicht, aber sie ist sauer, sehr sauer. Und siehe da, wie zum Beweis, kommt da schon der nächste: Ein Lkw befährt die an dieser Stelle schon wieder etwas breiter werdende L 22 zur Einmündung in die L 17 Richtung Rescheid.

Unterspülte Straße

Schon wieder ein Lkw, so ist Rosemarie Leyendecker überzeugt, dessen Fahrer seinem Navigationsgerät auf der Umleitungsstrecke der zwischen Blankenheimerdorf und Dahlem in beiden Richtungen gesperrten B 51 in Fahrtrichtung Trier eine Abkürzung vorgeschlagen hat: Nicht erst bis zum keine fünf Kilometer entfernten Kreisverkehr bei Sistig und dann talabwärts, sondern einfach schon einen Kreisverkehr früher abbiegen und über die L 22, also über Benenberg, Wildenburg, Manscheid und Wiesen zurück auf die L17 und dann weiter auf der ausgeschilderten Umleitungsstrecke.

Frau Leyendecker ist nicht die einzige in Wiesen, die das nervt. Da ist zwar seit Beginn der Umleitung am 15. Augst nur noch Anliegerverkehr erlaubt – doch das scheint viele nicht zu kümmern. Stattdessen folgen sie der Weisung des Navis. Und die Handwerker, die auch Familie Leyendecker dabei helfen, die Flutwasserschäden zu beseitigen, können ihre Firmenwagen nicht am Straßenrand parken. „Da werden die praktisch von den Lastwagen weggehupt“, empört sich Leyendecker.

Ärger von Anwohnenden

Das alles hat sie der Polizei so mitgeteilt. Man wolle sich drum kümmern, habe es geheißen. Das bestätigt deren Pressestelle auf Anfrage, aber: „Das liegt in der Zuständigkeit des Straßenbaulastträgers“, also von Straßen.NRW.

Den Ärger von Rosemarie Leyendecker teilt auch Lothar Jansen im Nachbarort Manscheid. Denn hier ist es noch schlimmer. Am 14. Juli wurde mitten im Ort an zwei Stellen über mehrere Meter die halbe Straße unterspült, sie ist halbseitig durch Baken abgesperrt, weil sie nicht mehr befahrbar ist.

Dauerhafter Betrieb

Die Engpässe, die nur Platz für einen Pkw oder Lkw lassen, machten es ja schon zu normalen Zeiten schwierig, so Anwohner Jansen. Doch seit dem vergangenen Montag, dem Beginn der Sperrung auf der B 51, „ist hier von 3.30 Uhr bis in den Abend Betrieb“, so seine Beobachtung. Dass es bisher noch zu keinem Unfall gekommen sei, so Jansen mit Blick auf das Loch in der Ortsdurchgangsstraße, grenze an ein Wunder.

Dass Navis den Planern der Umleitung einen Strich durch die Rechnung machen können, haben die offenbar geahnt. „Bitte Navigation ausschalten“ heißt es auf einem Schild an der Abbiegung der B 258 auf die B 51, und auch vor dem Kreisverkehr in Krekel vor der Abbiegung auf die L 22 nach Wildenburg und Manscheid. Die, für die der Hinweis gedacht ist, können ihn aber gar nicht lesen, denn er steht auf der linken Seite und informiert in die entgegengesetzte Fahrtrichtung. Dass kann auch Straßen.NRW auf Anfrage nicht schlüssig erklären.

Bürgermeister bestätigt Beschwerden

Soweit die missliche Lage seit dem vergangenen Montag, als Rosemarie Leyendecker wie auch Guido Jansen etwa die Polizei, die zuständige Straßenmeisterei in Blankenheimerdorf und die Gemeinde Hellenthal informierten.

Bürgermeister Rudolf Westerburg bestätigt die Beschwerden, doch ihm seien die „Hände gebunden“, so der Verwaltungschef: „Wir können nicht in Benenberg am oberen Ende der Straße einen Mitarbeitenden des Ordnungsamtes hinstellen, der die Fahrer nach ihrem Fahrziel fragt. Das zu regeln, ist Aufgabe von Straßen.NRW.“

Auch Schmidtheim betroffen

Dort wurde man wiederum in den vergangenen Tagen von der Polizei in der Sache kontaktiert. Und siehe da: Am Donnerstagnachmittag und am Freitagmorgen wurde schildertechnisch nachgerüstet: Eine Absperrbake am Kreisverkehr Krekel wurde aufgestellt, dazu das Verkehrsschild „Durchfahrt verboten“ und das Zusatzschild „Anlieger frei bis Benenberg“.

Doch es gibt noch eine weitere Schlüsselstelle, die den Verantwortlichen Sorgen bereitet. Um während der Sperrungen auf der B 51 Lkw-Abkürzungsverkehr durch Schmidtheim zu vermeiden, wurde an einem weiteren Kreisverkehr, dem bei„Milzenhäuschen“, die Abbiegemöglichkeit durch eine massive Absperrbake stark verengt. Dort wurde auch das „international gebräuchliche“ (Straßen.NRW) Verkehrsschild Sackgasse aufgestellt. Offenbar bisher eine gelungene Abschreckungsmaßnahme, meint man in der Euskirchener Niederlassung der Straßenbauer. Das sieht die Polizei etwas anders: Man habe auch dort leider erhöhtes Verkehrsaufkommen von Kfz unter 7,5 Tonnen festgestellt, so ein Sprecher.

Umelitung noch bis Ende August

„Tja, die Navigationsgeräte haben die Streckenführung von Umleitungen deutlich erschwert“, sagt da auch Hellenthals Bürgermeister Westerburg. Er wisse von Landwirten, die einen vom Navi irrtümlich in einen Wirtschaftsweg geleiteten Lkw wieder zurück zur Straße lotsen mussten.

Die aktuelle Umleitung ist noch bis zum 29. August geplant. Danach wird sie vom 20. bis 30. September erneut reaktiviert. Für die neue Brücke der B 51 über die derzeit nicht genutzte Strecke des „Eifel-Express Köln-Trier“ müssen dann zusätzliche Stahlträger mit einem Mobilkran eingehoben und angebracht werden.

Lothar Jansen aus Manscheid hofft nur, „dass sich das mit den Lkw durch unseren Ort dann nicht mehr wiederholt!“ Da kann er beruhigt sein: Zu diesem Zeitpunkt ist der Ort über die L 22 gar nicht mehr erreichbar: „Wir sperren die L 22 vom 23. August bis zum 1. Oktober zwischen Wildenburg und Manscheid komplett für Straßenbaumaßnahmen infolge des Hochwassers“, so ein Sprecher von Straßen.NRW. Deshalb stehe das Hinweisschild der Sperrung ab Benenberg ab Montag am Kreisverkehr bei Krekel.

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