Durchsagen und BußgelderCorona-Regeln an Berufskollegs im Kreis schwer durchsetzbar

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Einige Schüler des Thomas-Eßer-Berufskollegs in Euskirchen halten sich in der Pause nicht an den Mindestabstand und tragen auch keinen Mund-Nasen-Schutz.

Einige Schüler des Thomas-Eßer-Berufskollegs in Euskirchen halten sich in der Pause nicht an den Mindestabstand und tragen auch keinen Mund-Nasen-Schutz.

Euskirchen/Kall – Das Thermometer zeigt minus drei Grad. Zu kalt für eine Zigarette ist das vielen Schülern des Thomas-Eßer-Berufskollegs (TEB) in Euskirchen am Montagmorgen nicht. Und die, die nicht rauchen, stehen bei ihren Kumpeln. Einige mit, viele ohne einen Mund-Nasenschutz im Gesicht.

Der Mindestabstand von 1,5 Meter wird von den allerwenigsten Schüler eingehalten, die auf den Bürgersteigen stehen oder in Richtung der Einzelhändler an der Georgstraße gehen. Es hat den Anschein, dass das Coronavirus einfach weggeraucht werden kann. Schilder wie an den Gehwegen vor dem Berufskolleg in Kall, die darauf hinweisen, dass dort Maskenpflicht gilt, gibt es in Euskirchen nicht.

Kontrolle durch Polizei und Ordnungsamt

„Wir leben im gelobten Land“

„Es ist ein absoluter Segen, dass unser Träger dem Online-Unterricht zugestimmt hat“, sagt Norbert Paffenholz, Leiter des Berufskollegs St.-Nikolaus-Stift in Füssenich. Mehr als ein Drittel der Schüler, so Paffenholz, werde bereits seit Wochen online unterrichtet. Das Ziel sei, die Durchmischung der Schul- und Ausbildungswelt möglichst gering zu halten.

Alle Besuche in den Ausbildungsbetrieben seien bis auf Weiteres verschoben worden. Dort, wo es technisch gehe, werde versucht, sich ebenfalls über Videos oder Online-Konferenzen ein Bild von der Ausbildung in den Betrieben oder Kindertagesstätten zu machen. „Es kann nicht sein, dass Eltern draußen vor der Tür bleiben müssen, und die Lehrer gehen dann in die Kita. Das wollen wir nicht“, meint Paffenholz. 550 Schüler gibt es in Füssenich. Die meisten werden im Bereich Sozial- und Gesundheitswesen ausgebildet.

Ein wichtiger Bereich dieser Ausbildung ist seit Jahren die Praxisintegrierte Ausbildung. Sie ist mit einer verkürzten Ausbildungszeit und einem Ausbildungsgehalt eine Alternative zur klassischen Erzieher-Ausbildung. Ein Teil der Schüler ist in der Einrichtung, die anderen sind in der Schule. „Die Ansteckungsgefahr ist vorhanden. Und die Gefahr, dass das Coronavirus in einem Klassenraum oder in der Kita weitergegeben wird, auch“, so Paffenholz. Daher sei der eingeführte Distanzunterricht für neun Klassen sehr zu begrüßen. Dadurch gewinne man innerhalb des ehemaligen Klosters Möglichkeiten, da weniger Schüler im Haus seien.

Technisch sei man auf dem Stand der Zeit. „Wir haben vier große Videokonferenzräume, in denen wir sehr effektiv unterrichten können“, sagt der Schulleiter, für den aus Altersgründen ein Nachfolger gesucht wird: „Wir leben im gelobten Land.“ Lediglich einige wenige Corona-Fälle habe es gegeben. Eine gesamte Klasse habe noch nicht in Quarantäne gemusst. (tom)

Weggeschaut wird in Euskirchen aber nicht. Mitte des Monats gab es eine gemeinsame Kontrolle zur Einhaltung durch Polizei und Ordnungsamt am TEB. Insgesamt wurden nach Angaben der Polizei 27 Verstöße gegen die bestehende Corona-Schutzverordnung festgestellt und geahndet. Den Betroffenen drohe nun ein Bußgeld bis zu 250 Euro. Eine Maskenpflicht vor dem TEB einzuführen, sei nicht diskutiert worden, sagt Silke Winter, Pressesprecherin der Stadt Euskirchen. Aktuell gebe es sie nicht.

„Wir führen Aufsicht und sprechen viel mit den Schülern. Im Gebäude und auf dem Schulhof kümmern wir uns um unsere Aufgaben, außerhalb des Schulgeländes können wir keinen Einfluss nehmen“, sagt Schulleiter Hermann Wilkens. Doch wissen nicht genau das die Schüler und verlassen in den Pausen nun bewusst das Schulgelände? „Da möchte und kann ich nichts zu sagen. Da möchte ich den Schülern auch nichts unterstellen. Die Regeln sind wie sie sind. Wir setzen sie um und versuchen zu überzeugen, dass sich die Schüler an die Regeln halten“, so der Oberstudiendirektor.

Online-Unterricht nur bei Lehrer-Quarantäne

Online-Unterricht, beispielsweise in den Klassen der angehenden Erzieherinnen, gebe es am TEB dann, wenn Lehrer in Quarantäne müssten. Sonst habe der Präsenzunterricht Vorrang. Das sei eine Vorgabe des NRW-Schulministeriums. Natürlich sei es ein politisches Thema. „Wir haben da unsere Vorgaben. Und die setzen wir um“, sagt Wilkens im Gespräch mit dieser Zeitung. Er atmet ganz tief ein und aus: „Wir haben unheimlich viel zu tun und versuchen alles, damit unsere Schüler den Abschluss bekommen werden.“

Die Gemeinde Kall hatte vor allem wegen der Probleme mit den Schülern bereits im Oktober eine Maskenpflicht auf den umliegenden Straßen des Berufskollegs Eifel eingeführt. Vor allem die Hindenburgstraße war in Teilen als Brennpunkt identifiziert worden. „Da stehen in den Pausen 200 bis 300 Schüler ohne ausreichend Abstand auf den Gehwegen“, hatte der stellvertretende Ordnungsamtsleiter Harald Heinen die Einführung des Maskenpflicht seinerzeit begründet.

An die Vernuft der Schülerinnen und Schüler appellieren

Bei Kontrollen von Ordnungsamt und Polizei waren die Schüler immer wieder vergeblich auf die Abstandsregeln hingewiesen worden. „Aktuell hat sich die Lage deutlich verbessert, aber gut ist sie noch immer nicht“, erklärt Heinen. Das Berufskolleg mache jetzt vor den Pausen regelmäßig Durchsagen, in denen auf die Nutzung der Raucherbereiche, die Maskenpflicht und die Anstandsregeln hingewiesen werde. Fast jeden Tag sei man in Kontakt mit den Verantwortlichen des Kollegs.

„Außerdem sind Mitarbeiter des Ordnungsamts vermehrt in den Pausenzeiten vor Ort und kontrollieren die Einhaltung der Corona-Regeln“, betont der stellvertretende Ordnungsamtsleiter. Im Rahmen der Kontrollen seien auch schon einige Bußgelder verhängt worden. 50 Euro plus Verwaltungsgebühr müssen laut Heinen bezahlt werden.

Allerdings sei es nicht immer einfach, die zu benennen, die sich nicht an die Regeln halten. „Ob jemand eine Maske trägt, ist ja leicht zu kontrollieren. Aber wenn in einer größeren Gruppe der Abstand nicht eingehalten wird, ist das schon schwieriger“, führt Heinen aus. Wenn solle man sich da herauspicken? „Wir appellieren immer wieder an die Vernunft der Schüler“, sagt der Mitarbeiter der Gemeinde. Doch wenn man sie etwa auf die Abstandspflicht hinweise, bekomme man immer wieder zu hören: „In den Klassen sitzen wir doch auch zusammen.“

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