Burg Dalbenden in UrftHier wohnten die Top-Formel-1-Fahrer in den 1970-er Jahren

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Zwei Hubschrauber mit Ford-Logos steht vor der Burg Dalbenden, daneben drei von der Kamera abgewandte Personen. Das Foto ist in schwarz-weiß.

Formel-1 auf Burg Dalbenden: Im Park der Burg Dalbenden standen die Helikopter bereit, um die Formel-1-Fahrer zum Nürburgring zu fliegen. Die Hubschrauber waren das einzige Indiz für die Anwesenheit besonderer Gäste auf Burg Dalbenden.

Knapp 50 Jahre ist es her, als auch die Burg Dalbenden in Urft Teil des Formel-1-Zirkus war. Bei bekannten Rennfahrern war das damalige Hotel eine beliebte Adresse.

BlickDas Sportjahr ist beendet, für die Formel-1-Fans ist die Wartezeit bis zum ersten Rennen der neuen Saison Anfang März noch ziemlich lang. Jedoch: Ohne den Nürburgring ist das ganze Spektakel ganz schön weit weg. Seit 2013 – das „Corona-Rennen“ 2020 einmal nicht mitgezählt – wird in der Eifel keine Formel 1 mehr gefahren.

Da lohnt ein Blick zurück – ziemlich weit zurück. In die Zeit, bevor Michael Schumacher seine Erfolge feierte und auf dem Rückweg vom Rennen im Stau kurz vor der Blankenheimer Autobahnauffahrt einem Polizisten mal ganz eindringlich sagen musste, dass er ihn doch bitte fahren lassen sollte, falls er kein richtig amtliches Chaos erleben möchte.

Burg Dalbenden in Urft: Herberge mit gutem Ruf für Top-Formel-1-Fahrer

Die Erinnerungen gehen zurück in die 1970er- und 80er-Jahre, als auch die Burg Dalbenden in Urft Teil des Formel-1-Zirkus war. Dass dort nicht selten bekannte Rennfahrer zu Gast waren, erfuhren damals jedoch nur wenige Motorsport-Insider.

Die Anwesenheit der Top-Rennfahrer in der Burg verlief recht unspektakulär, weil lediglich die Hubschrauber des Motorenherstellers Ford ein Hinweis darauf waren, dass sie dort logierten. Der Begleittross war recht übersichtlich und an zehn Fingern abzählbar. Und auch einen großen Journalisten-Auflauf, wie es heute der Fall sein würde, gab es damals nicht. Man war einfach ganz unter sich.

So war der deutsche Rennfahrer Jochen Mass, der von 1973 bis 1982 in der Formel-1-Weltmeisterschaft mitmischte und dabei 105 Rennen bestritt, Stammgast in der Burgschänke der damaligen Urfter Nobelherberge. Älteren Eifeler Motorsportfans sind diese Abende, bei denen meist und viel über Benzinthemen gesprochen wurde, noch in guter Erinnerung.

Und auch Spitzenfahrer der Formel-1 wussten die Vorzüge der aus dem 16. Jahrhundert stammenden Burg zu schätzen, die 1964 nach einem schweren Brand saniert wurde und danach in einen Hotel- und Restaurantbetrieb umgewandelt worden war. Es war Hotelier Rolf Leven, der damals dem Betrieb in den alten Burgmauern den guten Ruf verschaffte – und der sich auch schnell in internationalen Motorsportkreisen rundsprach.

Formel-1: Vorbereitungen auf Burg Dalbenden in Urft auf WM-Rennen

Es war 1971 vor dem Großen Preis von Deutschland auf dem Nürburgring, als die damaligen Spitzenfahrer in den Burggemächern nächtigten. Damals fanden die Formel-1-Rennen noch auf der legendären Nordschleife statt, der Weltmeister Jackie Stewart einst den Namen „Grüne Hölle“ gab.

Bekannte Namen wie der damals 31 Jahre alte englische Dreifach-Weltmeister Sir Jackie Stewart (100 Rennen, 27 Siege), der Brasilianer und zweifache WM-Sieger Emerson Fittipaldi sowie der Franzose Francois Cevert bereiteten sich in der Burg Dalbenden auf die WM-Rennen vor.

Die drei Vorgänger von Schumi, Vettel, Verstappen und Co. fuhren damals mit Ford-Cosworth-Motoren. Stewart und Cevert im Team Tyrrell, Emerson Fittipaldi im Team Lotus. Die Firma Ford stellte auch die Helikopter, mit denen die Rennfahrer von Urft aus zum Nürburgring geflogen wurden. Dort trafen sie auf   Mitstreiter wie Jacky Ickx, Mario Andretti, Clay Regazzoni, Rolf Stommelen, Ronnie Peterson oder Graham Hill.

Zum Frühstück in der Burg Dalbenden gab’s am Morgen vor dem Rennen zum Großen Preis von Deutschland Tee, Ei und Toastbrot – Ernährungsberater der heutigen Profis würden das wohl nicht unbedingt empfehlen. Doch Tyrrell-Pilot Jackie Stewart schien es nicht nur geschmeckt, sondern auch gutgetan zu haben: Er ging an dem Tag mit einem satten Punktvorsprung in das siebte Rennen der Saison und beendete es auch als Sieger – vor seinem Team- und Frühstückspartner Francois Severt.

Bleiben wir beim Frühstück. Hätte Emerson Fittipaldi vielleicht besser nicht darauf verzichtet? Er war in Urft quasi direkt vom Bett in den Helikopter gestiegen, der ihn an die Eifelrennstrecke brachte. Das Rennen musste er in der achten Runde wegen eines Ölverlustes an seinem Lotus-Ford Cosworth aufgeben.

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