Sturm auf die alte PostKaller Jecke übernehmen mit Mini-Doppel-Wumms die Macht

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Wenn schon kein Tanz, dann wenigstens schunkeln: Die Kaller Möhne nahmen Jugendprinzessin Jule I. in ihre Mitte.

Wenn schon kein Tanz, dann wenigstens schunkeln: Die Kaller Möhne nahmen Jugendprinzessin Jule I. in ihre Mitte.

Wegen der Hochwasserschäden konnte das Kaller Rathaus nicht gestürmt werden. Doch auch in der ehemaligen Post hatte der Bürgermeister keine Chance.

Zwei Schüsse reichten aus – dann war die ehemalige Post als Ersatz für das wegen der Hochwasserschäden für den jecken Zweck nicht nutzbare Kaller Rathaus gestürmt. Und Bürgermeister Hermann-Josef Esser bis Aschermittwoch von Jugendprinzessin Jule I. entmachtet.

Esser nahm es gelassen, obwohl er zunächst noch vom Fenster in der   Post – hierhin sind einige Abteilungen der Verwaltung ausgelagert – mit Blick auf die zur Revolution wild entschlossenen Kostümierten vor ihm auf dem Postplatz gelästert hatte: „Wie seht ihr denn aus?“ Freiwillig die Amtsgeschäfte   übergeben, wie ihm Rico Spilles von der Prinzengarde   angeboten hatte? Ein klares „Nein“ war die Antwort. Und dass das Postgemäuer aus meterdickem Beton bestehe. Und überhaupt.

Kaller Jugendprinzessin Jule und ihre Crew nehmen Esser in Gewahrsam

Dann krachte es zweimal, beim dritten Schussversuch versagte die Zündung der aufgestellten Kanönchen und Essers Widerstand war – sichtlich beeindruckt von der Lautstärke des Mini-Doppel-Wumms – gebrochen. Jule I., Jugendprinzessin der KG Löstige Bröder, Prinzengardisten und Nachwuchsgarde der „Husaren“ stürmten die Post und nahmen Esser in Gewahrsam. Der gestand: „Am Ende hatten wir keine Chance.“

Bürgermeister Hermann-Josef Esser betrachtet aus einem Fenster in der ersten Etage die Jecken auf dem Platz.

Erst riskierte er eine dicke Lippe und spottete, wenige Minuten später kapitulierte er: Bürgermeister Hermann-Josef Esser.

Die aber nutzte nicht nur er, sondern auch Jecke und Abordnungen der Karnevalsvereine im Gemeindegebiet zu einem jecken Kurzprogramm und anschließendem geselligen Beisammensein.

100 Jecke kamen, um den Kaller Bürgermeister zu entmachten

Punkt elf Uhr elf waren mehr als 100 Jecke zum Rathaussturm gekommen, und damit „so viele wie noch nie“, so Esser anerkennend: „Jedenfalls so lange ich Bürgermeister bin.“ Sie alle begrüßte Moderatorin Simone Sassmann, vor allem die zahlreich erschienenen Tollitäten.   Etwa von der KG Kinderkarneval Sistig mit Prinzessin Smilla I. Bäuerin Mia I., Jungfrau Celina I. als Mini-Trifolium, sowie ihren Müttern Prinzessin Sonja I., Bäuerin Birgit I. und Jungfrau Sandra I. Eine solche Kombination hat es im Kaller Karneval noch nicht gegeben.

Die Prinzengarde Kall schoss Bürgermeister Hermann-Josef Esser zwei Schüsse vor den Bug seiner „Burg“ in der Kaller Post. Das reichte.

Die Prinzengarde Kall schoss Bürgermeister Hermann-Josef Esser zwei Schüsse vor den Bug seiner „Burg“ in der Kaller Post. Das reichte.

Oder das Dreigestirn der St. Nikolaus-Förderschule mit Prinz Lennart I., Bauer Dominik I., und Jungfrau Sothida I., begleitet von Herold Andrew. Das Quartett wurde von Esser besonders gewürdigt. Weiterer jecker Adel kam mit dem Dreigestirn der Jecke vom Hahnebömche aus Scheven und dem Prinzenpaar der Süetenicher Schlipse.

Große Freude nach Corona und Flut: „Mir sin widder do“

Alle sahen mit den Jecken, die so überraschend zahlreich zum Postplatz gekommen waren, zunächst einen Gardetanz der „Kallbachmücken“ der Löstige Bröder zur Musik der Musikkapelle Kall unter Leitung von Stefan Reinders, bevor die Prinzengarde die Geschütze positionierte. „Mir sin widder do“, lautet schließlich das Sessionsmotto der Löstige Bröder. Die Freude über den ersten „normalen“ Karneval nach der Corona-Pause war auch bei dieser besonderen Rathauserstürmung allgemein zu spüren.

Auch das „Mütter-Töchter-Dreigestirn“ aus Sistig war zum Rathaussturm nach Kall gekommen.

Auch das „Mütter-Töchter-Dreigestirn“ aus Sistig war zum Rathaussturm nach Kall gekommen.

Bürgermeister Esser, seines Amtes und so aller Sorgen bis Aschermittwoch entbunden, verteilte „zur Beschwichtigung der aufgebrachten Massen“ reihenweise Orden und ansonsten gute Laune. Immerhin: Einen Schlips wurde er nicht los. Als „Astronaut“ kostümiert, fehlte natürlich der Binder auf dem silbernen NASA-Overall. Im Anschluss konnte er sich zwecks Absitzen der „Strafe“ in die schummerige „Space Bar“ im Erdgeschoss zurückziehen.

Am Ende fehlte so nur eines: Der Möhnentanz fiel diesmal aus. 2024 aber soll er aber wieder aufgeführt werden. Dann findet der Rathaussturm voraussichtlich wieder an der richtigen Adresse statt.

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