Die Niederlassung Euskirchen der Autobahn GmbH übernimmt das 1,1-Milliarden-Projekt. Vorbereitende Bauarbeiten starten bereits in Kürze.
A1-LückenschlussDie Planung des 1,1-Milliarden-Euro-Projekts erfolgt jetzt in Euskirchen

Im Vulkaneifel-Örtchen Dreis-Brück stellten Bundesverkehrsminister Patrick Schnieder (r.) und Dr. Michael Güntner, Chef der Autobahn GmbH des Bundes, Details zum Lückenschluss vor.
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Die große Bühne gehört Bundesverkehrsminister Patrick Schnieder (CDU) und Michael Güntner, Vorsitzender der Geschäftsführung Autobahn GmbH des Bundes. Sie stellen bei einem Ortstermin am Montag die weiteren Details zum A1-Lückenschluss in der Eifel vor. Etwas abseits steht Edith Löhr-Hoffmann. Das Dauerlächeln im Gesicht der Ortsbürgermeisterin von Dreis-Brück kann auch der fiese Nieselregen an diesem Morgen nicht trüben. „Hier bei uns haben schon am 18. November die Sektkorken geknallt“, erinnert sich die parteilose Ortschefin an den Tag des Richterspruchs von Leipzig, als die Klage gegen den Weiterbau der A1 vom Bundesverwaltungsgericht abgewiesen wurde.
„Heute ist ein weiterer Tag, der uns unserem Ziel ein Stückchen näherbringt“, freut sich die Ortsbürgermeisterin. Der Doppelort Dreis-Brück leidet besonders stark unter dem Durchgangsverkehr zwischen dem NRW-Autobahnende bei Tondorf und den Anschlussstellen Kelberg und Gerolstein in Rheinland-Pfalz. „Durchschnittlich 4000 Fahrzeuge rollen täglich durch Dreis, in den Sommerferien sind es noch deutlich mehr. Im kleinen Ortsteil Brück wurden 500.000 Autos pro Jahr gezählt, die über kleine Kreisstraßen und die Ortsdurchfahrt den Weg zur Autobahn suchen“, so Löhr-Hoffmann: „Die Straßen gehen kaputt und die Lebensqualität auch.“
Verkehrsminister Patrick Schnieder will weiter aufs Tempo drücken
Bis die beiden Dörfer und die weiteren betroffenen Orte durch den Lückenschluss vom Durchgangsverkehr entlastet werden, wird es freilich noch ein paar Jahre dauern. „Wir wollen dieses Ziel jedoch so schnell wie möglich erreichen“, betont Verkehrsminister Schnieder beim Besuch in seinem Heimat-Wahlkreis: „Wir machen Tempo, um die Infrastruktur weiter auszubauen und Bürgerinnen und Bürger vom Durchgangsverkehr zu entlasten. In den kommenden Wochen werden bereits die ersten Baufahrzeuge anrollen.“

Edith Löhr-Hoffmann, die Ortsbürgermeisterin Dreis-Brück (Mitte), und der Dauner VG-Bürgermeister Thomas Scheppe (r.) freuen sich mit Bundesverkehrsminister Patrick Schnieder über den Fortschritt des Projekts.
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Zunächst steht dabei jedoch die Errichtung von Baustraßen auf dem Programm. „Im Frühjahr des nächsten Jahres starten wir dann mit den Vorbereitungen für die vorgezogenen landespflegerischen Kompensationsmaßnahmen“, erklärt Dr. Michael Güntner, Chef der Autobahn GmbH. Die Naturschutzmaßnahmen sehen die Schaffung von Ausweichquartieren für bedrohte Vogel- und Säugetierarten vor.
Planung und Bau liegen nun in einer Hand, das bringt Synergieeffekte.
Güntners wichtigster Mitarbeiter beim Milliardenprojekt A1-Lückenschluss – aktuell gehen die Planer von Gesamtkosten in Höhe von 1,1 Milliarden Euro für die fehlenden 25 Kilometer zwischen Kelberg und Tondorf aus – ist Athanasios Mpasios: Der Leiter der Niederlassung Euskirchen der Autobahn GmbH wird mit seinem Team auch den komplett in Rheinland-Pfalz liegenden Abschnitt Kelberg-Adenau übernehmen, für den jetzt Baurecht vorliegt. „Planung und Bau liegen nun in einer Hand, das bringt Synergieeffekte“, freut sich Mpasios: „Die Arbeit an dem Projekt beginnt für uns mit dem heutigen Tag.“
Autobahn GmbH: Niederlassung Euskirchen übernimmt Gesamtprojekt
Eine lange Einarbeitungszeit brauchen Mpasios und seine Mitarbeiter in Euskirchen indes nicht. „Das Projekt ist ja nicht neu für uns – es gab bereits zahlreiche Schnittstellen zu den Kollegen des Landesbetriebs Mobilität in Rheinland-Pfalz, die den südlichen Abschnitt bis nach Adenau geplant haben“, so der Euskirchener: „Wir erstellen jetzt die Ausführungsplanung und die detaillierten Bauwerksentwürfe, damit im Anschluss die Ausschreibung erfolgen kann.“

Anastasios Mpasios, Leiter der Niederlassung Euskirchen der Autobahn GmbH des Bundes, übernimmt auch die Planung und den Bau des südlichen A1-Abschnitts Kelberg-Adenau
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Die Talbrücke Nohnerbach ist nur eines von insgesamt 21 Brückenbauwerken des zehn Kilometer langen A1-Abschnitts zwischen den Anschlussstellen Kelberg und Adenau.
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Keine verlorene Zeit, betont Mpasios, denn bevor mit dem Bau der eigentlichen Autobahntrasse begonnen werden könne, müssten zunächst die vorgeschriebenen Umweltmaßnahmen „funktional“ umgesetzt sein. „Das heißt, dass Tiere wie der Neuntöter oder die Haselmaus ihre neu geschaffenen Ausweichlebensräume tatsächlich angenommen haben müssen, was etwas dauern kann.“
Diese Zeit werde nun für die Detailplanung des baureifen Abschnitts und die weitere Planung der beiden folgenden Abschnitte bis nach Tondorf benötigt. „Die Planung für die Abschnitte zwei und drei muss nun aktualisiert und an die neuen Richtlinien angepasst werden“, so Mpasios. Für den Abschnitt Adenau-Lommersdorf könnte 2026 die Vorlage eines Vorentwurfs erfolgen, mit dem dann das aktuell ruhende Planfeststellungsverfahren wiederaufgenommen werden könnte. Für Lommersdorf-Blankenheim wird laut Autobahn GmbH frühestens 2027 mit einem Planfeststellungsbeschluss gerechnet.
Brückenbauwerke treiben Kosten für A1-Lückenschluss nach oben
Klar ist hingegen, was für den zehn Kilometer langen Abschnitt von Kelberg nach Adenau noch getan werden muss – zum Beispiel die Detailplanung für insgesamt 21 Brückenbauwerke. „Darunter befinden sich zehn Talbrücken, wie die über den Nohnerbach, und drei bis vier Wildbrücken“, so der Chef der Lückenschluss-Projektgruppe in Euskirchen. Die zahlreichen Brückenbauwerke treiben den Preis für den 10,5 Kilometer langen Abschnitt auf geschätzte 317 Millionen Euro – knapp 30,2 Millionen Euro pro Kilometer.
Herausfordernd – und sogar noch wesentlich teurer – sind auch die folgenden Bauabschnitte mit der Brücke zur Querung des Ahrtals bei Dorsel und einem Tunnel südlich von Lommersdorf. Die Kosten für die 15,4 Kilometer zwischen Adenau und Tondorf betragen nach heutigem Stand rund 783 Millionen Euro, was einem Kilometerpreis von knapp 51 Millionen Euro entspricht.
Viel Geld für ein Projekt, das in seiner Grundplanung bereits in den 70er-Jahren entworfen wurde. Seit 1982 wartet man am NRW-Ausbauende bei Tondorf auf den Weiterbau. Wann der Lückenschluss tatsächlich vollzogen werden wird, kann aber auch heute noch niemand mit Gewissheit sagen.

