Talente von morgenDFB-Stützpunkt in Euskirchen feiert Geburtstag

Lesezeit 3 Minuten
Trainingseinblick auf dem Kunstrasenplatz. Drei junge Talente trainieren am Ball.

Fußballtalente werden nicht mehr in der Kreisauswahl, sondern im Stützpunkt individuell gefordert und gefördert.

Die Talentförderung des DFB gibt es in Euskirchen seit 20 Jahren – nun wurde dem Stützpunkt zum Geburtstag eine Plakette überreicht.

Was früher die Kreisauswahl war, ist heute der Stützpunkt. Jeden Montag von 17.15 bis 20.15 Uhr trainieren vier Jahrgänge aus dem D- und C-Junioren-Bereich im Euskirchener Erftstadion. Ein großer Unterschied zur damaligen Kreisauswahl ist die Regelmäßigkeit, mit der seit etwas mehr als 20 Jahren die Nachwuchsfußballer im Auftrag des DFB durch den Fußballverband Mittelrhein (FVM) in Euskirchen gefördert werden.

„In den Anfangszeiten hat der DFB noch Einzelabrechnungen geschickt“, erinnert sich Jörg Schnicke von der Stadt Euskirchen. Seitdem das Talentförderprogramm offiziell ist, gebe es eine Gesamtrechnung. Auch die Trainingsarbeit hat sich laut Stützpunkttrainer Horst Bartz in den vergangenen Jahren noch einmal grundlegend geändert. Die Schwerpunkte in den einzelnen Jahrgängen liegen in der individuellen, aber auch in der mannschaftlich-taktischen Förderung.

DFB-Stützpunkt sucht Nachfolger für Trainer Bartz

Für Bartz sind es die letzten Monate als Trainer des Nachwuchses im Kreis Euskirchen. Ab dem Sommer wird der Euskirchener den A-Ligisten SSV Weilerswist coachen. Einen Nachfolger beim Stützpunkt gibt es noch nicht. „Wir sind in Gesprächen, aber die sind noch nicht final“, sagt Hendrik Winkelmann, DFB-Stützpunkt-Koordinator im Fußballverband Mittelrhein.

Es gibt eine Tribüne, einen Natur- und einen Kunstrasen und einen Abstellraum, damit das Trainingsmaterial gelagert werden kann.
Hendrik Winkelmann, DFB-Stützpunkt-Koordinator im Fußballverband Mittelrhein

Die Infrastruktur am Euskirchener Erftstadion sei „ziemlich gut“. „Es gibt eine Tribüne, einen Natur- und einen Kunstrasen und einen Abstellraum, damit das Trainingsmaterial gelagert werden kann“, erklärt der ehemalige Jugendtrainer des 1. FC Köln. Euskirchen habe sich als Stützpunkt etabliert. „Sonst wären wir nicht seit 20 Jahren hier“, sagt er augenzwinkernd.

Der Stützpunkt ist auch aus den Planungen der Stadt Euskirchen nicht mehr wegzudenken. Sowohl der Kunstrasen als auch der Naturrasen sind montags geblockt – Trainingsverbot auf den beiden Plätzen für die anderen Mannschaften aus dem Stadtgebiet. Auch Leichtathletik wird zu diesem Zeitpunkt im Erftstadion nicht trainiert.

Euskirchen formt Nationalspieler für Europameisterschaft 2032

Und geht es nach den Trainern und nach Winkelmann, so werden gerade die Nationalspieler für die Europameisterschaft 2032 in der Türkei oder Italien individuell gefördert. Um dem „relativen Alterseffekt“ entgegenzuwirken, sind laut dem Stützpunkt-Koordinator 50 Prozent der Talente im ersten Halbjahr geboren, die andere Hälfte zwischen Juli und Dezember.

Relativer Alterseffekt? Ja, gibt es. Wie Doppelpass und Matchplan. Wer seinem Kind den Traum vom Profi-Fußball ermöglichen möchte, muss nämlich darauf achten, wann es zur Welt kommt. Das mag kurios klingen, ist aber aus statistischer Sicht die Realität. Denn Kinder, die im ersten Quartal geboren sind, werden häufiger in ein Fördersystem aufgenommen.

Gemeinsam mit der Plakette posieren alle für ein Foto auf dem Kunstrasenplatz.

Plakette, Talente und der Bürgermeister: Der DFB-Stützpunkt in Euskirchen wird 20 Jahre alt.

Es fällt nämlich auf, dass Scouts hauptsächlich nach zwei Faktoren selektieren: Tempo und Körper. Beides sind Merkmale, die den aktuellen Leistungsstand anzeigen und in den bereits sehr konkurrenzorientierten Jugendmannschaften sofortige Ergebnisse liefern. Technik und Raumverständnis sind hingegen wesentlich schwieriger zu scouten – vom möglichen Potenzial ganz zu schweigen. Um mit den „Spätstartern“ einen Doppelpass zu spielen, hat man sich am Mittelrhein für die 50/50-Regelung entschieden.

Und man hat sich auch dazu entschieden, den Stützpunkt mit einer Plakette auszuzeichnen. Die brachte nun Winkelmann mit nach Euskirchen und überreichte sie an Bürgermeister Sacha Reichelt. „Der Stützpunkt ist eine tolle Sache, und wir sind froh darüber, dass er sich zu so einer Erfolgsgeschichte entwickelt hat“, sagte der Verwaltungschef.


1300 Stützpunkttrainer

Das Talentförderprogramm des Deutschen Fußballbundes (DFB) startete mit der Saison 2002/03 und hat sich seitdem als erste Stufe der Talentförderung im deutschen Fußball fest etabliert.

Das Projekt mit seinen 366 Stützpunkten bildet die Brücke zwischen der engagierten und unverzichtbaren Jugendarbeit an der Vereinsbasis und der zweiten Stufe der Talentförderung, den Leistungszentren und Eliteschulen des Fußballs. Die Stützpunkte sollen ein enges Netz zum intensiven Sichten und Fördern junger Spieler sein.

29 Stützpunktkoordinatoren fungieren als Schnittstellen zwischen DFB, Gremien und Mitarbeitern der Landesverbände. Etwa 1300 Stützpunkttrainer sichten und fördern die regionalen Talente durch wöchentliches Zusatztraining.

KStA abonnieren