800 ArbeitsstundenNeuer Wagen der Euskirchener Prinzengarde feiert am Rosenmontag Premiere

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Blick auf den neu aufgebauten Wagen der Prinzengarde.

Nach mehr als 800 Arbeitsstunden ist der Wagen neu aufgebaut und feiert im Rosenmontagszug seine Premiere.

Nachdem das Gefährt der Prinzengarde dem Feuer bei Daufenbach zum Opfer gefallen war, hat Peter Neuburg den Wagen neu aufgebaut.

„Da steckt viel Herzblut drin“, sagt Peter Neuburg und schaut auf den nigelnagelneuen Wagen der Prinzengarde. Mehr als 800 Arbeitsstunden haben Neuburg und weitere Mitglieder des Karnevalsvereins in den Planwagen investiert.

Im Euskirchener Rosenmontagszug wird der Wagen erstmals mitfahren – gezogen von einem historischen Traktor. „Wir haben uns bewusst gegen Pferde entschieden“, sagt der 70-Jährige. Theoretisch sei es aber möglich, den Planwagen auch von Pferden ziehen zu lassen.

Alter Wagen bei einem Brand nahezu komplett zerstört

Vom alten historischen Wagen der Prinzengarde ist praktisch nichts übrig geblieben. Lediglich die Achsen und Naben überstanden das verheerende Feuer in der ehemaligen Spedition Daufenbach im Februar 2020. Und zwei Räder, weil die zum Zeitpunkt des Brandes in einer Schmiede in Polen waren, um sie für den Rosenmontagszug fit zu machen. Alles andere wurde ein Raub der Flammen.

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Der völlig ausgebrannte Wagen.

Mehr blieb vom Bagagewagen der Prinzengarde nach dem Brand bei der ehemaligen Spedition Daufenbach in Euskirchen nicht übrig.

Für den langjährigen Kommandanten der Prinzengarde stand schnell fest, dass der Wagen wiederaufgebaut werden soll. „Der Wagen war mehr als 100 Jahre alt. Wir haben den damals gekauft. Schon da haben wir ihn eigentlich komplett neu aufgebaut“, berichtet Neuburg. Erstmals zum Einsatz kam der Planwagen als Baggagewagen der Prinzengarde 1988 – zum 50. Geburtstag des Vereins.

Ein Einsatz stand auch diesmal wieder auf dem Programm, er war aber lange Zeit fraglich. Zum einen, weil das gewünschte Holz nicht zu bezahlbaren Preisen lieferbar war. Zum anderen mussten auch Fachleute kontaktiert werden, die etwa die aus Schutt und Asche geretteten Achsen begutachteten.

Nach dem Feuer kam die Flut

Als die grünes Licht gaben, machte sich Neuburg ans Aufmaß. Es wurde gezeichnet, überlegt, Ideen verworfen, neue Pläne gemacht. Und all das, was das Feuer überstanden hatte, zum Hof Lind gebracht und dort gelagert. Und dann kam die Flut.

Letztlich sind die Achsen, das Prinzengarde-Wappen in Form eines Sterns und eine Standarte die einzigen Dinge, die sowohl Feuer als auch Wasser mehr oder weniger unbeschadet überstanden haben. Wappen und Standarte aber nur, weil sie nicht fest am Wagen verbaut waren.

Am neuen Wagen haben beide Dinge schon wieder ihren Platz gefunden. Er ist fertig und erstrahlt in neuem Glanz. Statt Meranti-Holz haben Neuburg und Co. allerdings Eiche verbaut – unter anderem aus Kostengründen.

Beinahe durchkreuzten Einbrecher die Pläne

Zunächst wollten die Mitglieder der Prinzengarde den Wagen dort wieder aufbauen, wo er zuletzt gestanden hatte: auf dem Daufenbach-Gelände. Doch die Garage, die den Brand überstanden hatte, wurde schnell zu klein für das Projekt.

Also machte sich die Baugruppe auf die Suche nach einer Alternative. Die fanden sie in Wichterich. Dort gab es genügend Platz, aber keinen Strom. Und man habe auch noch mit Einbrechern zu kämpfen gehabt. Die Diebe ließen aber laut Neuburg das angeschaffte Stromaggregat stehen, sodass weitergebaut werden konnte.

Seit einigen Tagen steht der Wagen nun bei einem Euskirchener Unternehmen, das noch die glänzend-rote Plane gefertigt hat, damit das Wurfmaterial am Rosenmontag auch nicht nass wird. Ob diese aber überhaupt nötig gewesen wäre? Schließlich sorgt Hoch „Feuka“ ja aktuell für Sonnenschein über der Kreisstadt.

Langweilig wird Neuburg jetzt aber wohl nicht. Als nächstes Projekt will er einen Traktor restaurieren, der den Wagen künftig ziehen soll.


Südstadtzug

Nach Angaben von Zugleiterin Colette Leber wird der Südstadtzug am Samstag um 15.15 Uhr starten. Zuletzt hatte es Bedenken gegeben, ob die Baustelle vor der Paul-Gerhardt-Schule nicht zu eng für die Festwagen sein könnte. Entsprechend wurde Rücksprache mit der Stadt gehalten. Fazit: „Wir gehen. Wenn es nicht klappt, werden wir wohl in der Zeitung stehen.“

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