Nationalpark EifelWeggefährten feiern die ersten 20 Jahre auf dem Weg zur Wildnis

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Eröffnung der Sonderausstellung Wilde Bilder. Oliver Krischer und Bärbel Höhn stehen vor einer Staffelei, auf der zwei Fotos präsentiert werden, sie halten ein rotes Tuch. Daneben steht Michael Lammertz mit einem Mikrofon.

Die „Gründungsministerin“ Bärbel Höhn (r.) und ihr aktueller Amtsnachfolger als Umweltminister, Oliver Krischer, eröffneten am Freitag die Sonderausstellung „Wilde Bilder“ zum 20. Geburtstag des Nationalparks Eifel. Der kommissarische Nationalparkchef Michael Lammertz (l.) moderierte die Festveranstaltung.

Vor dem Bürgerfest am Sonntag feiern Wegbereiter aus Gesellschaft und Politik den Geburtstag des Nationalparks Eifel.

Sind 20 Jahre eine lange Zeit? Ein Mensch durchlebt in seinen ersten beiden Jahrzehnten Kindheit und Jugend – die Natur rechnet in ganz anderen Zeiträumen. „Der Nationalpark Eifel ist ein Projekt über die Generationen hinweg“, betonte Landrat Markus Ramers im Rahmen der Festveranstaltung zum 20. Geburtstag des Schutzgebiets: „So gesehen steckt der Nationalpark noch in seinen Kinderschuhen. Er hat in 20 Jahren schon viel erreicht, wird aber auch in den nächsten 200 Jahren noch viel bewirken.“

Vor 20 Jahren, am 8. März 2004, fand in Gemünd die Gründung des Nationalpark-Fördervereins statt – einer der vielen wichtigen Schritte auf dem Weg zum ersten Nationalpark in Nordrhein-Westfalen. Damals war Oliver Krischer eines der 348 Gründungsmitglieder des Fördervereins, heute ist er als NRW-Umweltminister auch für die weitere Entwicklung des Schutzgebiets verantwortlich. Dass diese Entwicklung einmal so positiv für die Natur, aber auch für die Menschen in der unmittelbaren Umgebung des 11.000 Hektar großen Gebiets verlaufen würde, „das war damals noch nicht absehbar“, sagte Krischer in seiner mit vielen Details gespickten Rede.

Vor der Gründung gab es Widerstände gegen den Nationalpark Eifel

„Ein Erfolgsrezept des Nationalparks Eifel war, dass es von Anfang an eine Bürgerbewegung war“, so der Minister, der in unmittelbarer Nähe zum Nationalpark in Hergarten aufgewachsen ist. Dabei vergaß er nicht zu erwähnen, dass es zu Beginn in der Region auch Widerstände gegen die Gründung gab: „Es wurde viel diskutiert in der Zeit. Die Dorfsäle bei den Info-Veranstaltungen waren so voll, wie sie es sonst nur bei der Kirmes sind“, blickte Krischer zurück.

Festakt 20 Jahre Nationalpark Eifel: Besucher der Festveranstaltung im Nationalparkzentrum Vogelsang.

Nach der offiziellen Feierstunde für geladene Gäste steht am Sonntag als nächster Höhepunkt im Jubiläumsprogramm ein großes Bürgerfest auf dem Terminplan.

Auch Bärbel Höhn, Umweltministerin a.D., die bei der Gründung des Nationalparks in Düsseldorf im Amt war, schaute vor den etwa 200 geladenen Gästen der Feierstunde auf die bewegte Entstehungszeit des Nationalparks zurück: „Nicht vergessen sollten wir an dieser Stelle Volker Hoffmann, den Vater des Nationalparks, der der eigentliche Ideengeber zur Gründung war.“

Nur vier Jahre habe man bis zur Umsetzung seiner Idee benötigt. „Wir haben uns auch deshalb so beeilt, weil wir schneller sein wollten als die Kollegen im hessischen Kellerwald“, sagte Höhn mit einem Lachen: „So ist der Nationalpark Eifel der erste Buchen-Nationalpark in Deutschland geworden.“

Umweltminister Krischer: „NRW ist groß genug für einen zweiten Nationalpark“

Oliver Krischer, ihren aktuellen Amtsnachfolger als Umweltminister, bezeichnete Höhn als absoluten Glücksfall für das Schutzgebiet. „Der Olli hat gar nicht die fertige Rede aus dem Ministerium abgelesen“, lobte die Ex-Ministerin das Detailwissen Krischers: „Der hatte nur einen Schmierzettel mit seinen eigenen Notizen dabei!“

Michael Lammertz und Oliver Krischer (v.l.) unterhalten sich.

Der kommissarische Nationalpark-Leiter Michael Lammertz (l.) begrüßt NRW-Umweltminister Oliver Krischer im Nationalparkzentrum in Vogelsang.

Krischer selbst bezeichnete den Nationalpark Eifel mit all seinen Erfolgen auch als Vorbild für einen möglichen zweiten Nationalpark in NRW. „Das Land ist groß genug für ein zweites Großschutzgebiet“, so der Minister: „Außerdem haben wir in NRW der Natur mit dem Bergbau und der Industrie auch sehr viel genommen.“ Für die Eifel habe die Gründung des Nationalparks eine identitätsstiftende Wirkung gehabt: „Warum sollte das nicht noch ein zweites Mal gelingen?“

Eine weiterhin unbeantwortete Frage ist die nach dem künftigen Standort der Nationalpark-Verwaltung. Während man am bisherigen und aktuellen Standort in Gemünd immer noch unter den Folgen der Flutkatastrophe leidet, gibt es trotzdem noch keine Entscheidung über einen seit vielen Jahren immer wieder diskutierten Umzug nach Vogelsang. „Ich hoffe, dass wir hier bald eine langfristige Lösung finden“, blieb Krischer vage.

Euskirchens Landrat Markus Ramers outet sich als Nationalpark-Fan

Landrat Markus Ramers outete sich unterdessen als absoluter Fan des Nationalparks: „Im vergangenen Jahr habe ich mit sehr großem Stolz eine Ranger-Uniform beim Tollitäten-Empfang im Kreishaus getragen“, sagte Ramers, als Michael Lammertz, der kommissarische Leiter der Nationalpark-Verwaltung, ein entsprechendes Foto von Ramers präsentierte.

Michael Lammertz deutet auf die Bilder der Ausstellung im Nationalpark-Zentrum.

Die Sonderausstellung Wilde Bilder zeigt laut Nationalpark-Chef Michael Lammertz die Entwicklung der Natur in den vergangenen 20 Jahren auf.

„Wir hätten hier im Kreis Euskirchen nichts gegen das Alleinstellungsmerkmal, den einzigen Nationalpark in NRW zu haben“, so der Landrat weiter: „Sollte es irgendwann einen zweiten geben, dann bleibt uns aber trotzdem die Gewissheit, dass wir den ersten und schönsten Nationalpark im Land haben.“

Bärbel Höhn wollte den Besuch in der Eifel auch für eine gemeinsame Wanderung mit ihrem Mann im Nationalpark nutzen. Davor musste sie allerdings noch die Sonderausstellung zum Nationalpark-Geburtstag eröffnen: Die „Wilden Bilder“ zeigen die Entwicklung der Natur in den vergangenen 20 Jahren.


Beim großen Bürgerfest am Sonntag, 10. März, kann die Ausstellung im Nationalpark-Zentrum Vogelsang bei freiem Eintritt besucht werden. In der Zeit von 10 bis 17 Uhr wartet ein buntes Programm auf die Besucher. Dazu zählen unter anderem Kinder-Theater, Poetry-Slam, Rangerführungen, Bastelwerkstatt und die Multimedia-Präsentation „Wildes Namibia“.

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