Beifall für PfarrerFeuerwehrmann muss vor Gottesdienst in Euskirchen zum privaten Notfall

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Das Bild zeigt Tobias Hopmann während der Predigt.

Beim Deutschen Roten Kreuz fand der erste Gottesdienst für Rettungskräfte aus dem Kreis Euskirchen statt. Initiiert hatte ihn der Leitende Pfarrer von Euskirchen, Tobias Hopmann. Unterstützt wurde er von seinen Kollegen Gregor Weichsel und Oliver Joswig.

Erstmals fand im Kreis Euskirchen ein ökumenischer Gottesdienst für Einsatzkräfte statt. Auch Bürgermeister und der Landrat waren dabei.

Dieser Gottesdienst war eine Premiere an einem außergewöhnlichen Ort und endete auch ziemlich ungewöhnlich – mit einem langanhaltenden Applaus. Gespendet wurde er von etwa 80 Zuhörern im Zentrum des Deutschen Roten Kreuzes am Kreishaus. Adressiert war er an Tobias Hopmann, Leitender Pfarrer in Euskirchen, an sein evangelisches Pendant Gregor Weichsel und an Oliver Joswig, evangelischer Geistlicher aus Hellenthal.

Das kirchliche Trio leitete den ersten ökumenischen Gottesdienst, der ganz speziell an die Einsatzkräfte im Kreis Euskirchen gerichtet war. „Die Rettungs- und Einsatzkräfte machen einen unglaublichen Job für die Gesellschaft. Und ausgerechnet die werden von ein paar Idioten und Spinnern aus genau dieser angegriffen und beleidigt. Das kann es nicht sein“, sagte Initiator Hopmann, der kurz vor dem Beginn des Gottesdienstes eine Erfahrung machen musste, die jede Einsatzkraft wohl schon mal gemacht hat.

Feuerwehrmann eilt vor Gottesdienst zum privaten Notfall

Denn erstens kommt es anders und zweitens als man denkt. Eigentlich sollte ein Euskirchener Feuerwehrmann nämlich von seinen Einsatz-Erfahrungen berichten, doch dann ging der private „Piepser“. Die Frau des Feuerwehrmanns war gestürzt und hatte sich den Fuß gebrochen. „Es wäre wohl ziemlich unchristlich gewesen, wenn ich vorgeschlagen hätte, dass sie einfach ein paar Schmerztabletten nehmen soll“, so Hopmann.

Also eilte der Feuerwehrmann zu seiner Frau, und Hopmann berichtete ein wenig aus seiner eigenen Zeit als Domschweizer in Köln. Sieben Jahre lang hatte Hopmann den Posten inne. Und auch er und seine Kollegen seien immer mal wieder verbal angegangen worden – weil beispielsweise beim Betreten des Doms die Kopfbedeckung abgenommen werden muss. Was ihm immer wieder geholfen habe: darüber zu sprechen, so Pfarrer Hopmann. Eine Erfahrung, die auch viele Einsatzkräfte im Kreis Euskirchen gemacht haben. Vor allem nach der Flutkatastrophe.

Das Bild zeigt Pfarrer Gregor Weichsel und Adelheid Vaas im Gespräch.

Führte ein beeindruckendes Gespräch mit Ex-Polizistin Adelheid Vaas: Euskirchens evangelischer Pfarrer Gregor Weichsel.

Um die Einsatzkräfte mit ihren Sorgen, Nöten und der nervlichen Belastung nicht alleine zu lassen, hat sich im Kreis die Psychosoziale Notfallversorgung speziell für Einsatzkräfte (PSNV-E) gebildet. Geleitet wird sie von Rainer Brück. Das PSNV-E-Team beim Kreis, das sich um die betroffenen Einsatzkräfte kümmert, ist nach der Hochwasserkatastrophe auf 19 speziell ausgebildete Ehrenamtler gewachsen.

Neben Bad Münstereifels Bürgermeisterin Sabine Preiser-Marian waren auch Zülpichs Verwaltungschef Ulf Hürtgen und Schleidens Bürgermeister Ingo Pfennings nach Euskirchen gekommen. „Ich habe nicht erst seit der Flut einen engen Kontakt zu den Einsatzkräften. Deshalb war es eine Selbstverständlichkeit, ein Zeichen der Wertschätzung und des Danks auszusprechen“, so Pfennings.

Das Bild zeigt Ute Stolz, Chefin der CDU-Kreistagsfraktion und Kerstin Brandhoff vom DRK im Gespräch.

Nach dem Gottesdienst bestand die Möglichkeit zum Austausch.

Euskirchens evangelischer Leitender Pfarrer, Gregor Weichsel, führte während des Gottesdienstes ein Gespräch mit Adelheid Vaas, die als Polizistin die eine oder andere brenzlige Situation erlebt hat, wie sie den 80 Gottesdienstteilnehmern berichtete. Gerade sogenannte Gefährderansprachen seien oft hoch emotional gewesen. Die Gefährderansprache soll Straftaten vorbeugen. „Ich habe vor Einsätzen – wann immer es ging – gebetet. Für meine Kollegen, für mich, aber auch für mein Gegenüber“, sagte Vaas, der ein Einsatz gut in Erinnerung geblieben ist.

Dabei handelte es sich um ein Gespräch mit einem Mann, der „immer wieder dadurch aufgefallen war, dass er Frauen gegenüber äußerst respektlos aufgetreten war“. Entsprechend froh sei sie gewesen, dass in einer Gefährderansprache ein Kollege dabei gewesen sei. „Plötzlich stand der Mann auf. Da ist auch der Kollege aufgestanden. Glücklicherweise hat sich die Situation gelöst. Wir haben zwar Waffen, aber die nimmt man nicht gerne in die Hand“, so Vaas.

ACAB wird bei Gottesdienst im Kreis Euskirchen  zu ACAA

Weichsel berichtete zudem über einen Aufkleber, der ihm am Euskirchener Bahnhof ins Auge gefallen war. Auf dem stand die Zahlenkombination: 13:12. Mit dieser „Uhrzeit“ konnte der Pfarrer nach eigenem Bekunden nichts anfangen. Später dämmerte es ihm. Die Zahlenfolge steht für die Buchstabenreihe ACAB, die verunglimpfend für Polizeibeamte steht. Eine Ansicht, die er „mal so gar nicht teile“.

„Ich habe immer erlebt, dass Einsatzkräfte – egal, ob Feuerwehr, Rettungsdienst, THW oder Polizei – einem helfen wollen“, so Weichsel. Entsprechend sei für ihn eine andere „Uhrzeit“ viel entscheidender: nämlich 13:11. In dem Fall steht der Zahlencode für die Buchstabenfolge ACAA – All Cops are Angels (Alle Polizisten sind Engel).

Bei Landrat Markus Ramers lief Hopmann mit der Idee des ökumenischen Gottesdienstes für Einsatzkräfte offene Türen ein. „Ich bin den Kirchen sehr dankbar für diese wertvolle Initiative. Denn das ist ein Zeichen der Wertschätzung und des Respekts für den wichtigen Einsatz, den unsere Einsatzkräfte und die vor allem hohe Anzahl an ehrenamtlich Engagierten Tag für Tag leisten“, so der Verwaltungschef.

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