Vielfältiges AngebotDas plant das DRK im Kreis Euskirchen 2023 für Familien

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Die Leiter und Leiterinnen des DRK sitzen an einem Tisch und blättern durch Kataloge und Broschüren.

Vorstellung des DRK-Familenprogramms 2023 mit (v.l.) Daniel Larres (Leiter der Bildungsakademie), Patrick Dost (Bereichleitung Aus- und Weiterbildung), Rolf Klöcker (Geschäftsführer) und Heike Iven (Leiterin Familienbildung)

Von „Window-Color“ im Jahr 2000 zu aktuellen Themen, wie dem Klimawandel. Das Familienangebot des Deutschen Roten Kreuzes geht mit der Zeit.

Wenn man alle jemals gedruckten Broschüren des Familienangebots des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) in eine Reihe lege, dann könne man schon gut erkennen, was sich in den vergangenen 20 Jahren verändert hat, meint Rolf Klöcker, Geschäftsführer des Deutschen Roten Kreuzes in Euskirchen. Die Prospekte werden von Jahr zu Jahr dicker, farbiger und professioneller.

Vor dem Siegeszug des Internets: Anmeldungen beim DRK per Post

Das erste wiedergefundene Programmheft ist aus dem Jahr 2000: DIN-A5, Schwarz-Weiß-Druck. Auf dem Cover aber doch etwas Farbe: ein rotes, birnenförmiges DRK-Maskottchen. Nur knapp 50 Seiten. In der Mitte der Broschüre: ein heraustrennbarer Anmeldebogen – verschickbar mit der Post. Wie Anmeldungen damals eben so liefen, vor dem Siegeszug des Internets. Klöcker lacht.

Die allerersten Broschüren haben wir damals noch selbst hergestellt – selbst kopiert und getackert
Daniel Larres, Leiter der Bildungsakademie

„Die allerersten Broschüren haben wir damals noch selbst hergestellt – selbst kopiert und getackert“, erinnert sich Daniel Larres, Leiter der Bildungsakademie. Und nicht nur die Oberfläche und Herstellungsart erinnern an die Nuller-Jahre. Auch das Programm und seine Sprache sind Zeitzeugen: Da gibt es „Fensterbilder mit Window-Color“, „Aerobic für Jugendliche“, „Pfund um Pfund“ oder „Sport für Jedefrau“.

„Windelfrei“ und „Window-Color“ – auch das DRK mischte bei Trend-Themen mit

„Daran, dass wir Window-Color angeboten haben, kann ich mich gar nicht mehr erinnern“, sagt Larres. Es müsse einer dieser Trends gewesen sein – für kurze Zeit populär, mit einer großen Nachfrage. Auf diesen Zug sei auch das DRK damals aufgesprungen.

Von diesen Trend-Angeboten habe es über die Jahre einige gegeben, sagt Heike Iven, Leiterin der Familienbildung. Auch im Bereich der Erziehungsthemen. Vor rund 15 Jahren boomte etwa das Thema „Windelfrei“ – eine Art Sauberkeitserziehung, die auf den bewussten Umgang mit Bedürfnissen des Babys abzielt. „Heute würden sich zu diesem Thema sicher keine 20 Teilnehmer mehr einfinden“, sagt Iven.

Ihr sei aber auch aufgefallen, dass solche Trend-Angebote nicht auftauchen und dann einfach wieder verschwinden. Stattdessen veränderten sie sich – passten sich einem neuen Zeitgeist an.

Statt an den Fenstern, kreative Entfaltung an den Bildschirmen

Kinder und Eltern, die früher ein gemeinsames Interesse an dem Kreativprojekt Window-Color hatten, könnten heute Interesse an der Erstellung eines digitalen Bilderbuchs haben, schlägt Iven vor. „Eine gestalterische Arbeit, angepasst an unsere Zeit“, sagt Larres: „Wir sehen doch, dass die Kinder von Handys und digitalen Angeboten fasziniert sind.“ Statt an den Fenstern finde kreative Entfaltung nun an Bildschirmen statt.

Vom Heft zum Katalog: Programm des DRK hat sich verfielfältigt

Neben dem aktuellen Programm dieses Jahres sieht die selbst getackerte Broschüre aus dem Jahr 2000 mager aus. Aus dem Heft ist ein Katalog geworden. Das angebotene Programm hat sich vervielfältigt. Damals, in den Anfängen, als das DRK Euskirchen noch eine Zweigstelle des Landesverbandes war, habe es nur das Kernprogramm gegeben, erinnert sich Klöcker.

„Angefangen hat das ganze allein mit der Familienbildung.“ Damals habe es vor allem Elternkompetenzkurse gegeben. Etwa Erste-Hilfe-Kurse für frischgebackene Eltern, die lernen wollten, was zu tun ist, wenn das Kind krank wird, erinnert sich Larres.

Eine „absolute Erfolgsgeschichte“ und Dauerbrenner im Programm – damals wie heute – seien auch die Spiel- und Kontaktgruppen gewesen, sagt Klöcker. Das Baby- und Kinderschwimmen. Oder das Programm „Elternstart NRW“, das auf die erste Zeit mit Baby vorbereiten soll, ergänzt Iven.

Über die Jahre hinweg wurde dieses Ursprungsangebot weiter ergänzt, etwa durch den Bereich der Bildungsakademie, so Klöcker. Es gebe Bildungsangebote im persönlichen, kulturellen und politischen Bereich.

Bildungsreisen häufig für ältere Menschen interessant

Dazu gehörten auch Bildungsreisen, sagt Larres – primär durch Deutschland. Etwa nach Bad Kissingen oder Bad Salzuflen. Oder eine Flusskreuzfahrt von Bremen nach Berlin. Da seien vor allem Leute mitgefahren, denen es wichtig sei, einen Ansprechpartner zu haben, sagt Klöcker. Meistens ältere Menschen.

Mit dem DRK zum Rettungshelfer oder -sanitäter

Zu den Familien- und Bildungsangeboten kamen schließlich noch die Kursangebote für ehrenamtliche Helfer hinzu: Grundqualifizierungskurse, in denen angehende Ehrenamtler alle Bereiche kennenlernen. Von Technik bis Betreuung, und Spezialisierungskurse – also eine ganz konkrete Ausbildung zum Beispiel zum Rettungshelfer oder -sanitäter, erklärt Patrick Dost, Bereichsleiter für Aus- und Weiterbildung.

Das Kursangebot sei in jedem Bereich von Jahr zu Jahr ganz natürlich gewachsen, sagt Klöcker. „Auch wenn wir uns vorgenommen haben, im nächsten Jahr etwas zu reduzieren.“ Er lacht. Die Broschüren liegen vor ihm und geben ihm recht. Schmaler sind sie nie wieder geworden.

„Wir antworten auf gesellschaftliche Veränderungen“, sagt Heike Iven. Sie, Klöcker, Dost und Larres haben immer ein Auge auf aktuelle Themen und Schwierigkeiten in der Bevölkerung. Ihre Antwort auf Klimawandel und Gaskrise sind etwa Programme, in denen Familien lernen sollen, klimasparende Maßnahmen einfach in den eigenen vier Wänden umzusetzen.

„Von der Wiege bis zu Bahre“: Menschen auf ihrem Lebensweg begleiten

Als Zusammenkünfte durch die Coronapandemie erschwert wurden, antwortete das DRK mit teils ungewöhnlichen digitalen Kursangeboten: etwa Babyschwimmen online – in der heimischen Badewanne durchführbar.

„Wir schauen nach den Bedürfnissen“, sagt Patrick Dost: „Und entwickeln dann anhand der räumlichen Gegebenheiten, zusammen mit den Kursleitern unsere Konzepte.“ Man versuche, die Menschen auf ihrem Lebensweg zu begleiten, sagt Dost. „Von der Wiege bis zu Bahre“, ergänzt Klöcker.

Aber nicht nur die Quantität der Kurse hat sich geändert, auch die Qualität
Rolf Klöcker, Geschäftsführer des Deutschen Roten Kreuzes

„Aber nicht nur die Quantität der Kurse hat sich geändert, auch die Qualität“, sagt Klöcker. Heute hätten die Kursleiter beinahe immer eine entsprechende Ausbildung. Das sei in vielen Kursen auch gefordert.

Früher sei die Kursleiterin auch schon mal eine Mutter gewesen, die das dritte Kind bekommen hatte. Der Kurs habe dann zu großen Teilen auf ihren eigenen Erfahrungen basiert, sagt Klöcker. Das sei heute anders. Die Ausbilder würden sich untereinander austauschen und besuchten Schulungen.


Mehr als 150 Kurse: Die Angebote in 2023

Die Schwerpunkte des DRK-Familienangebots liegen im Jahr 2023 in den Bereichen nachhaltige Entwicklung und berufliche Qualifizierung im Bereich Kindertageseinrichtungen.

Mehr als 150 verschiedene Angebote an über 50 verschiedenen Standorten im gesamten Kreis Euskirchen gibt es in diesem Jahr. Mit dabei ist Neues, aber auch Altbewährtes wie die beliebten Spiel- und Kontaktgruppen, Baby- und Kinderschwimmen, Erste-Hilfe-Kurse und verschiedene Grund- und Fachdienstausbildungen für Helfer in der Rotkreuzfamilie.

Neue Angebote und Kurse für die ganze Familie

Ein neues Angebot für Familien ist etwa „Natur hautnah“, bei dem Eltern und Kinder gemeinsam die Natur mit allen Sinnen entdecken können. Oder der Workshop „Scratch“, bei dem Familien die Grundlagen einer visuellen Programmiersprache erlernen, um gemeinsam ein Bilderbuch zu entwickeln. Ebenfalls neu im Programm ist der Bildungsurlaub „Care and Repair“, der achtsam und fit für den Berufsalltag machen soll.

Ein ganz anderes Erlebnis für Familien bietet „Henry und das Blaulicht“ – ein Rundgang durch das Rotkreuz-Zentrum Euskirchen. Anhand der Bilder der Künstlerin Maf Räderscheidt erzählt Daniel Larres von der Entstehung des Roten Kreuzes. Anschließend gibt es eine Rettungswagenbesichtigung und eine Demonstration eines Hundes der Rettungseinheit.

Fachkräftemangel bei Kindertagesstätten angehen

Auch dem Fachkräftemangel im Bereich der Kindertagesstätten soll das Kursangebot entgegenwirken. Schließlich ist das Rote Kreuz im Kreis Euskirchen als Träger von aktuell 34 Kindertagesstätten und fünf Offenen Ganztagsschulen auch selbst davon betroffen. „Deshalb versuchen wir jetzt auch mit auszubilden, zum Beispiel, indem wir qualifizierte Mitarbeiter auf die Externenprüfung zu staatlich geprüften Kinderpfleger/innen vorbereiten“, so Heike Iven.

Unser Programm ist natürlich dynamisch. Im Verlauf des Jahres kommen immer noch weitere Kurse und Kursorte dazu
Patrick Dost, Bereichleitung Aus- und Weiterbildung

Auch das Jahresprogramm der Rotkreuz-Bildungsakademie und der Familienbildung kann per E-Mail angefordert werden. Ein aktualisiertes Kursangebot findet sich zu jeder Zeit auf der Homepage. Denn: „Unser Programm ist natürlich dynamisch. Im Verlauf des Jahres kommen immer noch weitere Kurse und Kursorte dazu“, weiß Patrick Dost.

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