Kreisbrandmeister Peter Jonas sagt, in mindestens 80 Prozent aller Waldbrände sei der Mensch am Ausbruch des Feuers schuld.
Feuerwehr hat aufgerüstetGefahr für Waldbrände im Kreis Euskirchen ist größer geworden

Zwischen Kirchheim und Loch war vor drei Jahren ein mehr als 300 Hektar großes Waldgebiet in Brand geraten. Mehr als 120 Feuerwehrleute waren im Einsatz.
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„Wir sind für Wald- und Vegetationsbrände besser gerüstet als noch vor einigen Jahren“, sagt Peter Jonas, Kreisbrandmeister des Kreises Euskirchen. Man habe viel Zeit in Lehrgänge und spezielle Übungen sowie viel Geld in die Ausrüstung investiert – beispielsweise in die Infrastruktur, um die Wasserversorgung in schwer zugänglichen Gebieten zu verbessern. Des Weiteren werde noch im Laufe des Jahres ein spezieller Abrollcontainer geliefert, der mit Materialien für die Bekämpfung von Wald- und Vegetationsbränden bestückt sei.
Der Abrollcontainer wird am Brandschutzzentrum in Schleiden stationiert. Darin werden beispielsweise im Gelände leichter handhabbare Schläuche als die sonst üblichen zur Verfügung stehen, zudem Löschrucksäcke und Wasserentnahmebehälter. Dazu kommen Geräte wie Kreisregner, die ganze Flächen nass machen können, und einfache, aber effektive Werkzeuge wie die Feuerpatschen.
Faltbehälter für 25.000 Liter Wasser beschafft
Auch in die Versorgung mit Löschwasser im Wald sei investiert worden. So sind laut Jonas große Faltbehälter beschafft worden, die 25.000 Liter Wasser fassen. Aus denen kann sogar ein Hubschrauber mit einem sogenannten Bambi-Bucket, einem Außenlastbehälter für Helikopter, etwa 900 Liter Löschwasser „zapfen“ und anschließend über der Einsatzstelle ablassen.
Alles perfekt sei es aber noch nicht. So ist eine Kreis-Einheit „Wald und Vegetationsbrandbekämpfung“, bestehend aus zwei Löschzügen, zwar personell einsatzbereit, aber materialtechnisch noch nicht komplett ausgestattet. Die Einsatzkräfte werden von der Feuerwehr Weilerswist und Zülpich gestellt. Die Einheit kann von örtlichen Einsatzleitern nachgefordert werden und hat bereits eigene Einsatzgerätschaften an Bord, um aktiv werden zu können, bis der Abrollbehälter Waldbrand am Ort ist. Der aber ja noch auf sich warten lässt.

In wenigen Minuten hatte die Hubschrauberbesatzung den Bambi-Bucket installiert. Damit können etwa 900 Liter Wasser über der Einsatzstelle abgeworfen werden.
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Doch warum benötigten Einsatzkräfte bei einem Wald- oder Vegetationsbrand andere Einsatzkleidung? „Mit der leichten Einsatzkleidung kann bei Hitze und in unwegsamem Gelände besser gearbeitet werden. Die für die Brandbekämpfung gängige Ausstattung ist dafür schlicht zu schwer“, berichtet Jonas.
Der Waldbrandindex für den Kreis Euskirchen schwankt derzeit laut Deutschem Wetterdienst zwischen 2 und 3. „Das hängt nicht nur von ausbleibendem Regen ab, sondern auch von den Temperaturen. Sinken die Temperaturen, sinkt meist auch die Waldbrandgefahr – zumindest im Index“, so Jonas, der bei der Waldbrandprävention vor allem auf den Faktor Mensch setzt.
Natürliche Ursachen wie Blitzschlag oder Selbstentzündung sind eher selten.
In mindestens 80 Prozent aller Waldbrände sei der Mensch am Ausbruch des Feuers schuld. Sei es durch eine weggeworfene Zigarette oder ein Auto, das auf einer Weide abgestellt worden ist und der heiße Katalysator das Gras entzündet hat. „Natürliche Ursachen wie Blitzschlag oder Selbstentzündung sind eher selten“, so Jonas.
Ab einem Waldbrandindex 4 – der Höchstwert liegt bei 5 – gibt es laut Kreisbrandmeister regelmäßige Kontrollflüge über die NRW-Waldgebiete. Angeordnet werden diese durch die Bezirksregierungen, durchgeführt durch die Polizei.

Die Feuerwehren im Kreis Euskirchen können bei Wald- oder Vegetationsbränden auch auf Löschrucksäcke zurückgreifen.
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Auf Unterstützung aus der Luft kann sich der Kreisbrandmeister auch dann verlassen, wenn es tatsächlich zu einem Waldbrand gekommen sein sollte. Eigene Hubschrauber, mit denen man im Ernstfall beispielsweise die Feuer aus der Luft bekämpfen könnte, hat der Kreis Euskirchen nicht.
Deshalb werden die von Landes- und Bundespolizei sowie der Bundeswehr eingesetzt. Diese könne der Kreis in der Regel zwar komplikationslos anfordern. Sie seien aber nicht immer so verfügbar, wie man sich das vielleicht vorstelle. Hier sei man dabei, deren Einsatzmöglichkeiten durch Landeskonzepte zu erweitern. Ein denkbarer Schritt, so Jonas, wäre in der Zukunft aber auch die Kooperation mit privaten Flugunternehmen.
Wald wird häufig aus der Luft beobachtet
Der Vorteil der Hubschrauber, so Jonas, sei auch, dass Luftbeobachter der Feuerwehr mitfliegen könnten, sodass man permanent ein Lagebild aus der Luft habe. Das kann sich die Kreisfeuerwehr zwar auch durch die neu angeschaffte Drohne verschaffen. Allerdings darf die Drohne nicht parallel zu Hubschraubern eingesetzt werden.
Wie schon die Flutkatastrophe in einem ganz anderen Bereich gezeigt habe, hat der Klimawandel auch Auswirkungen auf Brandgefahren. Und deren Größenordnungen. Lange Dürreperioden, erhöhte Temperaturen, ausgetrocknete Böden und Vegetation, abgestorbene Fichtenbestände, niedrige Wasserstände – all das erhöht auch die Gefahr von Bränden. Peter Jonas: „Im Bereich der Gefahrenabwehr bekommen wir es so mit neuen Dimensionen zu tun. Da muss man umdenken.“
Die Gefahr der Wald- und Vegetationsbrände hat bereits zugenommen und wird weiter zunehmen.
Deshalb werde auch immer wieder die interkommunale und kreisüberschreitende Zusammenarbeit geübt. Schnelle Hilfe sei etwa durch die Feuerwehren der Nachbarkreise zu erwarten. Das gelte auch für die großen NRW-Bereitschaften. So können auch die fünf Bereitschaften des Regierungsbezirks Köln mit jeweils vier Löschzügen und einem Logistikzug Zusatzmodule für Waldbrandbekämpfung angefordert werden.
Wertvolle Unterstützung können die auch bei der Förderung großer Wassermengen über große Strecken leisten. Dazu gehören auch die HFS-Einheiten (HytransFireSystem), von denen eine im Kreis stationiert ist. Deren starke Pumpen können große Mengen (bis zu 8000 Liter pro Minute) kilometerweit fördern.
Von Brand-Szenarien wie in Kalifornien sei die Eifel weit entfernt
Zudem seien die Zusammenarbeit und der Austausch mit den Waldbesitzern intensiviert worden. So seien Wege in Wäldern ausgebaut worden, damit Einsatzfahrzeuge besser den Einsatzort erreichen können. Zudem sei einheitliches Kartenmaterial erstellt worden. „Die Gefahr der Wald- und Vegetationsbrände hat bereits zugenommen und wird weiter zunehmen. Dessen sind wir uns bewusst“, sagt Kreisbrandmeister Jonas: „In der Eifel sind wir von Szenarien wie in Kalifornien oder Griechenland aufgrund der Waldkonstellationen weit entfernt.“
Um für größere Szenarien gut gerüstet zu sein, bilden sich die Leiter der Feuerwehren und die Führungsstäbe auch im Institut der Feuerwehr in Münster fort. „Wenn wir dort üben, dann immer mit Blick auf den Kreis Euskirchen“, erklärt Jonas. So seien bereits Szenarien durchgespielt worden wie die Evakuierung eines Dorfs in der Eifel, beispielsweise im Nationalpark, das von einem Waldbrand bedroht ist.
Dichter Rauch kann auch den Funk der Rettungskräfte behindern
„Feuer macht an Grenzen keinen Halt. Wir sind mit den Nachbarkreisen sehr gut vernetzt“, berichtet Jonas. Das zeige allein die Zusammenarbeit beim Nationalpark Eifel. „Da sind drei Kreise und neun Kommunen beteiligt. Dort müssen wir gut zusammenarbeiten, aber das tun wir auch.“
Ein Waldbrand ist laut Jonas immer eine Herausforderung – für Mensch und Material. „Durch den dichten Rauch und die Partikel in der Luft kann der Funk gestört werden“, erklärt der Experte. Zudem könne ein Sendemast im Waldgebiet stehen, das gerade brennt. Auch das könne die Kommunikation untereinander beeinflussen.
Aber auch einsatztaktisch sei ein Wald- oder Vegetationsbrand eine besondere Situation. „Die große Gefahr ist die Gefährdung der Einsatzkräfte durch eine falsche Taktik“, so Jonas. Entsprechend werde nicht nur das Löschen eines Waldbrands, sondern auch die Vorgehensweise immer wieder geübt.
SOS-Wegekennung kann Leben retten
Wer im Wald einen Unfall hat, weiß oft nicht genau, wo er sich befindet. Im Kreis Euskirchen werden darum immer mehr Wandergebiete mit einer SOS-Wegekennung versehen. Die SOS-Wegekennung macht ein schnelles Eingreifen von Rettungsdiensten möglich.
Zu erkennen ist das System an kleinen, quadratischen Tafeln, die rot-gelb gehalten sind. Sie sind mit der Notruf-Nummer 112 und Kennnummern ausgeschildert, denen GPS-Daten zugeordnet sind. Wenn nun etwa ein Wanderer, der Hilfe benötigt, den Notruf wählt und die Kennziffer des Rettungspunktes durchgibt, weiß der Rettungsdienst, wo er die verletzte Person im Waldbereich finden kann.
Der Nationalpark Eifel war 2010 eines der ersten Gebiete, das so gekennzeichnet wurde. Hier gibt es rund 500 der kleinen nummerierten Schilder. Deren Kennnummern sind auch mit GPS-Daten verbunden. So können die Rettungskräfte einen Notfallort auch mitten im Wald problemlos finden.
Im Dahlemer Wald gibt es auch mehr als 40 dieser Hinweistafeln, die im Ernstfall Leben retten können. Ursprünglich sollten laut Kreisbrandmeister Peter Jonas die Wege im Nationalpark mehr oder weniger der Natur überlassen werden.
Mittlerweile habe man das Konzept aber überarbeitet, da der einzige Nationalpark in NRW ein touristischer Anziehungspunkt sei. Und da auch dort die Waldbrandgefahr in den vergangenen Jahren gestiegen sei, sei es wichtig, dass die Zuwegung für Einsatzfahrzeuge gewährleistet sei, so Jonas.