Landrat Markus Ramers und Herausforderin Sabine Preiser-Marian benennen in der IHK-Wahlkampf-Arena die gleichen Schwerpunkte für den Kreis Euskirchen.
Wahl im Kreis EuskirchenBei Wirtschaftsthemen lagen Landrat und Herausforderin nah beieinander

Stellten sich den Fragen von Moderator Tom Hegermann: Herausforderin Sabine Preiser-Marian und Amtsinhaber Markus Ramers (r.).
Copyright: Tom Steinicke
Es war das erste und einzige direkte Duell der beiden Landratskandidaten, bei dem es um politische Themen ging. Auf Einladung der IHK trafen Herausforderin Sabine Preiser-Marian (CDU) und Amtsinhaber Markus Ramers (SPD) in der Bürgerhalle Kall aufeinander.
Wer emotionale Diskussionen, Wahlkampf pur oder konträre Meinungen erwartet hatte, sah sich getäuscht. In den allermeisten Punkten herrschte rund um die Wirtschaft im Kreis Euskirchen große Einigkeit zwischen den beiden Kandidaten. Sie nannten auch die gleichen Baustellen und Herausforderungen.
Lob von der IHK für die beiden Landratskandidaten
Michael F. Bayer, Hauptgeschäftsführer der IHK Aachen, sagte in seiner Begrüßungsrede vor den rund 150 Zuschauern – unter denen auch viel Politprominenz aus dem Kreis Euskirchen war –, dass beide Kandidaten während der Flut Führungsstärke bewiesen hätten.
Aus Sicht der IHK ist der Lückenschluss der A1 bei Blankenheim „ein Schlüsselfaktor für die Zukunft dieser Region“, sagte Bayer, der damit an den Moderator des Abends, Tom Hegermann, übergab. Der wiederum nahm den Ball auf und gab ihn sowohl an Sabine Preiser-Marian als auch an Markus Ramers weiter.
Beide wollen den A1-Lückenschluss für die Region
„Das Projekt ist gefühlt so alt wie ich“, sagte die 54-jährige Sabine Preiser-Marian. Ihre Hoffnung: der neue Bundesverkehrsminister Patrick Schnieder. Er habe ihr gegenüber zum Ausdruck gebracht, dass er sich für das Projekt einsetzen werde.
Auch Markus Ramers setzt bei diesem Thema auf die Unterstützung des Bundes und des Ministers, der aus der Vulkaneifel – und damit aus der Region – kommt. „Es ist unsere Aufgabe vor Ort, dass wir das Thema in einem öffentlichen Bewusstsein halten, auch wenn viele Menschen an den Lückenschluss schon nicht mehr glauben“, sagt der amtierende Landrat.
Hoffnung auf den Global Player bei Prime-Site-Rhine-Region ist noch da
Die Prime-Site-Rhine-Region ist die 205 Hektar große Gewerbefläche zwischen Euskirchen und Weilerswist im Bereich des Ipas. Namhafte Firmen wie BMW, Haribo oder Tesla waren schon in der Verlosung. Geklappt hat es nie mit einer Ansiedlung. Sowohl für die Herausforderin als auch für den Amtsinhaber spielt die Gewerbefläche eine große Rolle.
„Das Land hat die vorgegebene Flächengröße für eine potenzielle Ansiedlung mittlerweile reduziert. Das ist ein guter Ansatz“, so Sabine Preiser-Marian. Es würde sich in diesem Fall auch anbieten, weiter interkommunal zusammenzuarbeiten, so die Christdemokratin. Sozialdemokrat Markus Ramers forderte einen „Realitätscheck“ vom Land. „Wir haben mehrere Schlappen erlebt“, sagte er.
Er könne Bücher schreiben über geführte Investorengespräche. „Die Verkleinerung war richtig und wichtig. Zudem würde ich mir wünschen, dass man einen Teil aus der Fläche herauslöst und daraus ein interkommunales Gewerbegebiet macht. Das ist auch der Wunsch der Kommunen Weilerswist und Euskirchen. Das möchte ich als Landrat unterstützen.“

IHK-Hauptgeschäftsführer Michael F. Bayer bei der Eröffnung.
Copyright: Tom Steinicke

Etwa 150 Zuhörer waren in die „Wahlkampf-Arena“ in der Kaller Bürgerhalle gekommen.
Copyright: Tom Steinicke
„Natürlich ist eine solche Fläche wie zwischen Euskirchen und Weilerswist schön, hilft den ländlichen Kommunen aber nicht“, sagte Ingo Pfennings, Bürgermeister von Schleiden. Er wollte von den beiden Kandidaten wissen, was der Kreis für kleine Kommunen tue, denen die Gewerbeflächen ausgehen. Markus Ramers sagte: „Eine Lösung sind sicherlich interkommunale Gewerbegebiete, wie das Schleiden mit Kall schon verfolgt. Auch Gewerbeflächen-Pools sind ein Ansatz, der aber die Solidarität der Kommunen untereinander benötigt. Wir sind gemeinsam gefordert, kreative Lösungen zu finden.“
Sabine Preiser-Marian: „Hier ist ein intelligentes Flächenmanagement gefragt. Es muss uns gelingen, in Richtung Landesregierung vernünftige Planungen durchzusetzen. Das gilt nicht nur fürs Gewerbe, sondern auch für Wohnflächen.“
Der Kreis Euskirchen setzt bei der Digitalisierung auf KoKi
Überall dort, wo kein gesunder Menschenverstand oder Ermessen benötigt werde, sondern nur „Wenn-Dann“-Regeln gelten – kann aus Sicht von Sabine Preiser-Marian Künstliche Intelligenz in der Kreisverwaltung eingesetzt werden. „Das Betätigungsfeld ist riesig. Da würde ich mir wünschen, dass der Kreis horizontal geführt wird“, so Preiser-Marian. KI könne helfen, das vorhandene Personal zu entlasten.
Auch für Landrat Markus Ramers ist das Potenzial für den Einsatz von KI groß. „Wenn ein Antrag auf Vollständigkeit geprüft werden muss, bietet sich KI beispielsweise an“, so der Kreis-Chef. Der Kreis sei aktuell dabei, „KoKi“ anzuschaffen. Laut Ramers ist das die kommunale Variante von Chat GPT und steht für „Kommunale Künstliche Intelligenz“. In den kommenden Jahren werde in diesem Thema viel auf die Verwaltung zukommen.
Aber es braucht noch eine ganz Menge mehr, um die Infrastruktur und unsere Unternehmen besser zu schützen.
„Beim Hochwasserschutz ist noch eine ganze Menge zu tun“, sagte Markus Ramers: „Die Städte und Gemeinden haben die Möglichkeit, zehn Prozent ihres Wiederaufbauvolumens auch in den präventiven Hochwasserschutz zu stecken. Aber es braucht noch eine ganz Menge mehr, um die Infrastruktur und unsere Unternehmen besser zu schützen.“ In vielen Bereichen, etwa dem Bevölkerungsschutz, habe man allerdings die Hausaufgaben gemacht.
Sabine Preiser-Marian berichtete als Bad Münstereifeler Bürgermeisterin davon, dass sie Besuch von NRW Urban, einer 100-prozentigen Tochtergesellschaft des NRW-Heimatministeriums, gehabt habe. Bad Münstereifel werde demnach Modellkommune bei einer Art „Wolkenbruchplan“. „Das sehe ich für den Kreis auch perspektivisch. In den Wiederaufplan gehört das Thema Nachhaltigkeit“, so die Herausforderin.
Gerade nach der Flut ist das Thema sehr präsent.
Mit Blick auf die Wirtschaft, und darum ging es bei der Veranstaltung in Kall ausschließlich, ist für Sabine Preiser-Marian eine der größten Herausforderung das Thema der Nachfolge für einen Betrieb. „Gerade nach der Flut ist das Thema sehr präsent“, so die Christdemokratin. Zudem die Energieversorgung und der Mitarbeitermangel.
Markus Ramers führte ebenfalls den Fachkräfte- und Mitarbeitermangel ins Feld und ergänzte ebenfalls die hohen Energiekosten und den aus seiner Sicht hohen bürokratische Aufwand für Unternehmen. „Auch die Infrastruktur ist für viele Unternehmen eine Herausforderung“, so Ramers.
Ganz zum Schluss wollte Moderator Hegermann von den beiden Kandidaten wissen, warum man das Kreuz am 14. September bei ihnen machen solle. Sabine Preiser-Marian: „Weil ich den Kreis positiv nach vorne bringen will, Ihnen Mut machen will, Entscheidungen zu treffen. Ich tue alles, um das notwendige Handwerkszeug auf einfachem Weg zugänglich zu machen.“
Markus Ramers: „Weil ich um die Bedeutung unserer Unternehmen – egal, wie großer oder klein – im Kreis weiß. Weil ich den Unternehmen zuhöre und weil ich gemeinsam mit den Unternehmen nach guten Lösungen für ihre Perspektiven, ihre Zukunft suchen möchte.- Und deswegen können wir gut im Kreis weiter zusammenarbeiten.“