Beim Erntedankempfang im Kreishaus in Euskirchen ging es auch im Wolf in der Region. Aber auch der Strukturwandel spielte eine Rolle.
ErntedankempfangDen Landwirten im Kreis Euskirchen bereitet nicht nur der Wolf Sorgen

Ein wichtiger Faktor im Kreis Euskirchen ist nach wie vor die Landwirtschaft.
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Beim traditionellen Erntedankempfang der Kreisbauernschaft Euskirchen im Kreishaus stand die heimische Landwirtschaft im Mittelpunkt – mit viel Dankbarkeit, aber auch klaren Worten zu den Herausforderungen der Branche.
Kreisbauernvorsitzender Helmut Dahmen hielt ein Plädoyer für die Landwirtschaft im Kreis Euskirchen. Trotz schwieriger Rahmenbedingungen durch Wetterextreme, Bürokratie und politische Vorgaben sei die diesjährige Ernte ordentlich ausgefallen, so Dahmen. Doch zum Durchatmen bleibe kaum Zeit, denn die Bestellung der Winterkulturen laufe bereits. Große Sorge bereite ihm der anhaltende Strukturwandel: Immer mehr Betriebe müssten aufgeben – besonders in den Höhenlagen.
Wer an der Tierhaltung rüttelt, versteht die Landwirtschaft im Ganzen nicht.
„Wer an der Tierhaltung rüttelt, versteht die Landwirtschaft im Ganzen nicht“, warnte Dahmen. Die Rinderhaltung gehe rasant zurück, die Schweinehaltung sei nahezu verschwunden. Dabei mache die Tierhaltung mehr als 60 Prozent des landwirtschaftlichen Umsatzes aus und sichere die Pflege der Grünlandflächen, die das Landschaftsbild prägten. Auch die Furcht vieler Weidetierhalter vor dem Wolf müsse politisch ernst genommen werden.
Kritisch äußerte sich Dahmen zudem zur Preissituation auf den Agrarmärkten: Billigimporte und geopolitische Konflikte drückten die Preise, während heimische Betriebe unter hohen Standards produzierten. Besonders scharf kritisierte er das geplante Mercosur-Abkommen, das zu unfairem Wettbewerb mit südamerikanischen Produzenten führe und „die Zukunft bäuerlicher Familienbetriebe im Rheinland gefährdet“.
Steigende Ausbildungszahlen bei den Landwirten
Positiv hob Dahmen die steigenden Ausbildungszahlen und die Innovationskraft junger Landwirte hervor. Zugleich mahnte er mehr politische Unterstützung an – etwa bei Pflanzenschutz, Düngung und Züchtung, wo zu enge Vorgaben die Anpassung an den Klimawandel erschwerten. Kooperationen wie mit der Stiftung Rheinische Kulturlandschaft zeigten, dass Landwirtschaft und Naturschutz erfolgreich zusammenarbeiten können.
Landrat Markus Ramers betonte die bleibende Bedeutung des Erntedankfestes. „Nahrung ist keine Selbstverständlichkeit“, sagte er und erinnerte daran, dass in Deutschland jährlich rund elf Millionen Tonnen Lebensmittel weggeworfen werden. Das Fest solle ein Bewusstsein dafür schaffen, wie viel Arbeit und natürliche Abhängigkeiten hinter jedem Produkt stecken.
Ramers lobte die Landwirtinnen und Landwirte für ihren Einsatz und nannte die Verknüpfung von Landwirtschaft und Naturschutz im Kreis Euskirchen ein Erfolgsmodell: Mehr als 420 Betriebe mit rund 3300 Hektar Fläche nähmen am Vertragsnaturschutz teil, wofür jährlich mehr als zwei Millionen Euro in die Region flössen. Projekte wie Land4Climate zeigten, dass naturbasierte Maßnahmen zur Klimaanpassung beitragen – etwa Heckenpflanzungen, Streuobstwiesen oder die Entsiegelung von Vorgärten.
Mit Blick auf die Rückkehr des Wolfes kündigte der Landrat eine Informationsveranstaltung an, bei der Landwirte, Naturschützer und Behörden gemeinsam Lösungen suchen sollen. „Wir können nicht alle Rahmenbedingungen ändern, aber wir stehen an der Seite der Landwirte – mit Respekt, offener Kommunikation und dem Willen zu gemeinsamer Verantwortung“, so Ramers.