Angriff auf ITFortschritte in Euskirchen nach Hacker-Attacke, Schleiden voll handlungsfähig

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Grüne Buchstaben und Zahlen leuchten auf einem Bildschirm, auf dem ein Hacker-Programm geöffnet ist.

Nach dem Cyberangriff auf den Dienstleister Südwestfalen-IT (hier ein Symbolbild) vermelden die Stadt und der Kreis Euskirchen erste Fortschritte.

Im Euskirchener Bürgerbüro und beim Kreis kehrt langsam Normalität ein, Schleiden ist wieder voll handlungsfähig.

Das Bürgerbüro der Stadt Euskirchen kann wieder sämtliche Pass- und Meldeangelegenheiten bearbeiten. Mehr als zwei Monate war dies nicht möglich gewesen – wegen des Cyberangriffs auf das Rechenzentrum Südwestfalen-IT, an das die Stadt angeschlossen ist. Auch in anderen Bereichen der Verwaltung kehrt langsam Normalität ein, wie es in einer Mitteilung heißt. 

Pressesprecher Tim Nolden zitiert darin Bürgermeister Sacha Reichelt (parteilos) mit einer weiteren guten Nachricht: Bei dem Angriff seien „keine Daten der Kommunen sowie der Bürgerinnen und Bürger gestohlen oder unwiederbringlich zerstört“ worden.     

Das Standesamt Euskirchen stellt wieder Urkunden aus

Das Euskirchener Standesamt arbeitet nach Noldens Angaben nahezu wieder normal. Es stellt also zum Beispiel Urkunden zu Geburten, Sterbefällen und Eheschließungen aus. Urkunden zu Fällen, die in der Zeit vom 30. Oktober bis zum 31. Dezember 2023 bescheinigt worden seien, würden nun nachträglich ausgestellt und den Betroffenen per Post zugesandt.

Von Anfragen zum Sachstand solle man absehen, bittet das Standesamt. Es geht davon aus, dass bis Mitte Februar alle Rückstände abgearbeitet werden. „Um dies zu gewährleisten, bleibt das Standesamt bis einschließlich 14. Februar mittwochs für persönliche Vorsprachen geschlossen.“

Wohngeld kann die Stadt Euskirchen noch nicht auszahlen 

Die Bearbeitung von Wohngeldanträgen, so die Verwaltung, sei nach wie vor nicht möglich, allerdings werde auch hier eine baldige Lösung der bestehenden Probleme erwartet.

Die städtische Finanzsoftware ist wieder in Betrieb genommen worden, wenn auch mit sehr starken Einschränkungen des Leistungsumfangs. So ist es etwa noch nicht möglich, Abbuchungen vorzunehmen. Wie schon im November wird die Stadt auch am 15. Februar keine Grundbesitzabgaben einziehen können. Dies gilt auch für Elternbeiträge. „Die betroffenen Bürgerinnen und Bürger werden daher gebeten, die erwarteten Beträge weiterhin zur Verfügung zu halten“, so Nolden.

Hinzu kommt, dass die Bescheide für die Grundbesitzabgaben 2024 noch nicht erstellt werden. „Wir hoffen, dass dies im März möglich sein wird, dies hängt jedoch von den weiteren Fortschritten bei der Südwestfalen-IT ab“, erklärte Bürgermeister Reichelt.

Cyberangriff: Bis zu 2000 Betroffene allein beim Kreis Euskirchen

Zurück zum Bürgerbüro: Wer sich seit Ende Oktober an-, ab- oder ummelden wollte, aber nicht konnte, ist aufgerufen, dies nun möglichst bald nachzuholen. Um längere Wartezeiten zu vermeiden, ist für die Nachmittage wieder eine Online-Terminbuchung erforderlich. Vormittags kann man das Bürgerbüro ohne Termin aufsuchen, muss je nachdem aber mit einer längeren Wartezeit rechnen.

Auch beim Kreis Euskirchen normalisiert sich nach dem Cyberangriff die Arbeit in der Ausländerbehörde. Wie die Kreisverwaltung in einer Pressemitteilung berichtet, hat die Behörde wieder eingeschränkten Zugriff auf ihre Fachprogramme.

Bestimmte Funktionen, wie die Aufnahme von Biometriedaten mit anschließender Bestellung bei der Bundesdruckerei, seien noch nicht möglich. Aktuell hat die Abteilung unter anderem mit der Nacherfassung der ausgestellten Bescheinigungen begonnen. In Kürze sollen alle Betroffenen – es handelt sich laut dem Kreis um 1500 bis 2000 – eine persönliche Einladung erhalten. Voraussetzung sei allerdings, dass die Schnittstelle zur Bundesdruckerei funktioniert.

Das Terminbuchungsportal auf der Homepage der Kreisverwaltung werde noch nicht freigeschaltet. Wer aktuell ein Anliegen hat, kann sich unter der Hotline 02251/15-1308 oder zu den Servicezeiten (montags bis freitags von 8 bis 12 Uhr) am Info-Schalter im Foyer des Kreishauses melden.

Schleidens Bürgermeister bedankt sich bei Kall und Hellenthal

Das Bürgerbüro der Stadt Schleiden ist ebenfalls wieder voll handlungsfähig. „Das durch den Hackerangriff gestörte digitale Einwohnermeldewesen sowie alle weiteren Dienstleistungen des Bürgerbüros stehen ab sofort wieder zur Verfügung“, sagt Bürgermeister Ingo Pfennings. Das bedeute, dass unter anderem An- und Ummeldungen genauso wieder möglich seien wie das Beantragen von Pässen und Ausweisen.

Es sei aber zu beachten, dass weiterhin eine vorherige Terminvereinbarung beim Bürgerbüro nötig sei. Die Mitarbeiterinnen des Bürgerbüros sind von montags bis freitags von 7.45 bis 12.30 Uhr und donnerstags von 14 bis 17.30 Uhr telefonisch unter 02445/89-400 oder per Mail erreichbar.

„Ich bedanke mich herzlich bei den Bürgerinnen und Bürgern für das große Verständnis hinsichtlich der durch den Systemausfall aufgetretenen Serviceeinschränkungen und bei den Mitarbeiterinnen des Bürgerbüros für deren stets lösungs- und serviceorientierte Herangehensweise“, so Pfennings.

Selbiger Dank gelte auch den Kolleginnen und Kollegen der Bürgerbüros von Hellenthal und Kall, die in der Ausfallzeit unkompliziert und kollegial geholfen hätten. „Das war wie so oft gelebte interkommunale Zusammenarbeit“, sagte der Schleidener Verwaltungschef auf Anfrage.

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