Dauerbrenner seit 1980Gibt's neuen Schwung für die Ortsumgehung Roggendorf?

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Das Bild zeigt die B266 in Roggendorf am Abend. Zu diesen Stunden ist auf der Straße nicht viel Verkehr.

Derart leer ist die B266 in Roggendorf in der Regel nur ab den Abendstunden anzutreffen. Deutlich mehr als 13.600 Fahrzeuge pro Tag wurden bei der jüngsten Verkehrszählung ermittelt – und die war während der Corona-Jahre 2020/21.

Die CDU will für eine der wichtigsten Verkehrsachsen im Kreis Euskirchen eine Initiative der Region. Doch vor 2029 wird die B266n nicht gebaut. 

Sie ist ein Dauerbrenner der verkehrspolitischen Themen: die B266n, also die Ortsumgehung von Roggendorf, durch das mit der B266 eine der wichtigsten Verbindungsachsen im Kreis führt. Seit 1980 steht das Projekt neben dem Lückenschluss der A1 ganz oben auf der Wunschliste der politischen Akteure in der Region. Und ähnlich wie der Lückenschluss flimmert sie wie eine Fata Morgana ganz entfernt am Horizont. Doch wenn es nach der CDU im Kreis geht, ist jetzt genau der richtige Zeitpunkt, um kräftig Dampf in der Angelegenheit zu machen.

Rund 50 Zuhörer waren auf Einladung von vier Stadt- und Gemeindeverbänden der Union in die Bürgerhalle nach Kommern gekommen. Denn das Thema geht eben nicht nur die Anwohner an, sondern das komplette Schleidener Tal. Daher hatten die Verbände Hellenthal, Schleiden, Kall und Mechernich die Veranstaltung organisiert.

Klaus Voussem: Die B266 ist die „Lebensader für die Eifel“

„Die B266 ist die zentrale Verbindung ins Schleidener Tal, die Lebensader für die Eifel“, sagte der Landtagsabgeordnete Klaus Voussem. Für Irritationen habe ein Artikel dieser Zeitung von Anfang dieses Jahres gesorgt: Landesverkehrsminister Oliver Krischer habe in der Bürgermeisterkonferenz geäußert, dass die Finanzierung schwierig werden könne. „Krischer hat mich noch am Abend angeschrieben und gesagt, er fühle sich nicht richtig wieder gegeben“, so Voussem.

Er verwies auf den Koalitionsvertrag von CDU und Grünen im Land: Darin stehe, dass alle Straßenbauprojekte, die aktuell laufen, weitergebaut werden. Voussem, Mitglied des Verkehrsausschusses und verkehrspolitischer Sprecher der Landtagsfraktion, ist in Düsseldorf „Verkehrs-Klaus“, wie er verriet. Seit Jahren befasse er sich mit dem Thema: „Ich habe lernen müssen, dass Infrastrukturthemen Dauerläufer sind, da muss man einen langen Atem haben.“

Die Anwohner in Roggendorf sind besorgt wegen der Autofahrer

2012 sei die Vorentwurfsplanung des Landesbetriebs Straßen NRW wegen zu hoher Baukosten abgelehnt worden. Danach sei erst einmal wenig passiert. Erst 2017, als die CDU die Landesregierung übernommen habe, sei das Projekt wiederbelebt worden. Die Ortsumgehung stehe zwar im vordringlichen Bedarf des Bundesverkehrswegeplans. Doch das heiße nichts, da sei sie ja schließlich schon seit Jahren drin.

Detlef Seif (v.l.), Klaus Vousseum und Ralf Nolten sitzen an einem Tisch. Die drei Abgeordneten aus Bundes- und Landtag an der Diskussion zur B266 teil.

Für den Bau der Umgehung wollen sich die CDU-Abgeordneten Detlef Seif (v.l.) sowie Klaus Voussem und Dr. Ralf Nolten einsetzen.

Schnell entwickelte sich in Kommern eine lebhafte Diskussion, in der Anwohner ihre Situation schilderten. „Das Problem ist die Aggressivität der Autofahrer“, sagte einer, der sich um die Sicherheit seiner Kinder sorgt. Es werde zu schnell gefahren und trotz Verbot überholt: „Als eine Tempomessanlage aufgestellt war, war die höchste Geschwindigkeit, die ich gesehen habe, 99 Stundenkilometer.“

Mechernichs Bürgermeister Schick bringt ein neues Gesetz ins Spiel

Mechernichs Bürgermeister Dr. Hans-Peter Schick nutzte die Gelegenheit, um bei den Abgeordneten einen Gesetzentwurf anzuregen, dass auch die Kommunen den fließenden Verkehr kontrollieren dürfen: „Die Polizei kommt mit der Überprüfung des Verkehrs nicht nach.“

„Es braucht jemanden, der sich um das Thema Ortsumgehung kümmert und immer wieder fordert“, sagte Dr. Ralf Nolten, Landtagsabgeordneter für Schleiden und Hellenthal. Der Bundestagsabgeordnete Detlef Seif äußerte jedoch seine Befürchtung, dass die B266n dem neuen Kurs der Ampel-Regierung in Berlin zum Opfer fallen könnte: „Dort sollen alle Projekte auf den Prüfstand gestellt werden, weil Sanierung und Erhalt vor Neubau gehen.“

Die Politiker in Berlin müssten wissen, dass es Ärger in der Region gebe, wenn das Projekt eingestellt werde. Deshalb solle der Abend keine parteipolitische Initiative der Union sein, so Seif: „Wir müssen Kontakt zu den anderen Parteien aufnehmen, um gemeinsam Druck zu machen.“ Schick ging noch weiter: „Das müssten vor allem die Unternehmer aus dem Schleidener Tal fordern.“ Es hätte eine andere Durchschlagskraft, wenn ein Betrieb wie Schoeller so etwas äußere. „Für die Anwohner geht es um Sicherheit und Gesundheit, für alle anderen in der Region ist es Wirtschaftsförderung“, stimmte Schleidens Bürgermeister Ingo Pfennings zu.


Landesbetrieb: Gebaut wird die Umgehung kaum vor 2029

Mehrere Varianten werden derzeit vom Landesbetrieb Straßen für die B266n geplant. „Wir sind noch in einer frühen Planungsphase“, so Torsten Gaber, Sprecher des Landesbetriebs. Bisher sei noch keine Trasse festgelegt. Im nächsten Jahr soll die Entwurfsplanung dem Hauptbetriebssitz in Gelsenkirchen und anschließend dem Ministerium zur Prüfung und Genehmigung vorgelegt werden. Dann kommt das Planfeststellungsverfahren. Als frühestmöglichen Baubeginn nennt Gaber das Jahr 2029.

Planfall 4 präsentierte Klaus Voussem als Variante der möglichen Streckenführungen. Sie führt von der Kreuzung beim Abfallwirtschaftszentrum nördlich an Roggendorf vorbei und stößt kurz hinter dem Ortsausgang etwa auf Höhe der Eichenwaldsiedlung auf die alte Trasse. Die Kosten für diese Variante liegen bei rund 20 Millionen Euro.

Zur Verkehrszählung stammen die bislang letzten Daten aus 2020/21. Damals wurden 13600 Fahrzeuge pro Tag gezählt, davon 800 Schwerlastfahrzeuge. Diese Zahl könne allerdings durch die Auswirkungen der Corona-Pandemie verfälscht worden sein, weil manche Pendler im Home-Office geblieben seien, so Gaber. 2015 wurden bereits 14.600 Fahrzeuge gezählt, davon 773 Lkw, 2010 waren es noch 12.300, darunter 824 Lkw. (sev)

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