Verkehrsunfall-AufnahmeteamDie Experten für Spuren am Unfallort kommen aus Mechernich

Lesezeit 4 Minuten
Die Beamten des Verkehrsunfall-Teams aus Mechernich.

In Mechernich ist eines von derzeit landesweit 14 Verkehrsunfall-Teams der Polizei angesiedelt. Die Beamten kommen bei schweren Unfällen mit tödlichen oder akut lebensbedrohlichen Verletzungen zum Einsatz, um Spuren zu sichern und auszuwerten.

Als eines von landesweit 14 Teams kommen die Experten aus dem Kreis Euskirchen in der ganzen Region zum Einsatz - von Aachen bis nach Köln und Bonn.

Wenn die Spezialisten des in Mechernich angesiedelten Verkehrsunfall-Aufnahmeteams der Euskirchener Polizei zum Einsatz ausrücken, dann handelt es sich um einen wirklich schweren Unfall: „Wir werden alarmiert, wenn ein Mensch bei einem Verkehrsunfall getötet worden ist oder wenn zumindest akute Lebensgefahr für einen der Unfallbeteiligten besteht“, berichtet Frauke Prieß, Leiterin des zehnköpfigen Teams.

Auch bei Verkehrsunfällen mit einem hohen öffentlichen Interesse steigen die Mechernicher in ihren mit jeder Menge modernster Technik vollgeladenen Mercedes-Sprinter und machen sich auf den Weg. Zum Beispiel, wenn ein voll besetzter Schulbus beteiligt ist oder wenn bei einem illegalen Autorennen jemand verletzt wird. Zum Jahresbeginn wurde das Verkehrsunfall-Aufnahmeteam in Mechernich personell verstärkt, weil die Polizei das Aufgabenspektrum landesweit noch einmal neu geordnet hat: Das Team aus dem Kreis Euskirchen ist eines von derzeit 14 in ganz NRW. 17 sollen es landesweit einmal werden.

„Zentrale Aufgabe der Polizei“

„Wir sind sehr stolz, dass unsere Behörde ausgewählt wurde“, sagte Landrat Markus Ramers. Er sah sich bei einem Ortstermin in Mechernich zusammen mit Wolfgang Eifinger, dem Leiter der Verkehrsdirektion, die neuen Räumlichkeiten der Experten-Truppe an. Für die Unterstützung bei der Standort-Suche bedankte sich Ramers bei der Stadt Mechernich und Bürgermeister Dr. Hans-Peter Schick, der die städtische Immobilie in der Bergstraße vorgeschlagen hatte. „Die Sicherheit im Straßenverkehr ist eine der zentralen Aufgaben der Polizei“, sagte Ramers: „Deswegen ist es so wichtig, dass wir jederzeit auch mit der technischen Entwicklung im Verkehrssektor Schritt halten.“

Der Unfallort ist als Tatort zu behandeln
Frauke Prieß, Leiterin des Verkehrsunfall-Aufnahmeteams

Zu den Mitarbeitern des Verkehrsunfall-Aufnahmeteams gehören neben sieben Polizeibeamtinnen und -beamten daher auch drei Angestellte aus dem technischen Sektor: „Wir haben einen Kfz-Meister und einen Vermessungstechniker dabei. Eine weitere Stelle für einen Automobiltechniker ist derzeit ausgeschrieben“, berichtet Marco Herschbach, der stellvertretende Leiter des Teams. Kernaufgabe der Mechernicher ist die Sicherung und Auswertung von Spuren am Unfallort. „Der Unfallort ist als Tatort zu behandeln“, unterstreicht Frauke Prieß. „Bei den gravierenden Folgen für Leib und Leben, die ein schwerer Unfall haben kann, ist die exakte Sicherung von Spuren ein ganz wichtiger Faktor – auch wenn man zum Beispiel an die gerichtliche Klärung eines Unfallgeschehens denkt“, sagt Eifinger.

Polizei-Drohne für Foto- und Videoaufnahmen des Verkehrsunfall-Aufnahmeteams.

Erstreckt sich ein Unfallort über einen größeren Bereich, ist es wichtig, den Überblick zu behalten. Eine Polizei-Drohne liefert Foto-und Videoaufnahmen aus der Luft.

Die Arbeit beginne meist schon auf der Fahrt zur Unfallstelle: „Im Kontakt mit der Leitstelle oder den Kollegen vor Ort verschaffen wir uns einen ersten Überblick“, so Prieß. Das Einsatzgebiet erstreckt sich dabei weit über den Kreis Euskirchen hinaus, denn weil nicht jeder Landkreis oder jede Polizeibehörde ein eigenes Verkehrsunfall-Aufnahmeteam hat, übernehmen die Experten aus Mechernich regelmäßig auch Einsätze in der Region – von Aachen über die Kreise Düren, Rhein-Erft und Rhein-Sieg bis nach Köln und Bonn.

Drohnenflug in der Kölner City

„Wenn wir am Unfallort eintreffen, beginnen wir unmittelbar mit der fotografischen Dokumentation. Das ist von Bedeutung, weil sich Spuren im Lauf der Ermittlungen verändern können“, so Prieß. Dafür werden die Aufnahmen dann später mit den Fotos der ersten Einsatzkräfte verglichen. „Erstreckt sich ein Unfallgeschehen über einen größeren Bereich, kommt die Drohne zum Einsatz, um Luftaufnahmen anzufertigen“, erläutert die Beamtin. Die Drohne ist ganz klar als Polizei-Gerät zu erkennen: „Wir fliegen ja auch mitunter auch in der Kölner City, wo das normalerweise verboten ist. So wissen die Bürger gleich, dass es sich um einen offiziellen Einsatz handelt.“

Daten aus dem Fehlerspeicher eines Unfallfahrzeugs werden direkt vor Ort ausgelesen. „Zum Beispiel Geschwindigkeit und Position des Gas- oder Bremspedals. Das sind ebenfalls wichtige Indizien, die viel über einen Unfall verraten können“, so Kfz-Meister Bernd Wirtz. Mehrere Stunden kann die Arbeit des Teams am Unfallort dauern. „Wer im Stau steht, ärgert sich vielleicht über den Zeitverlust. Aber jeder kann von einem schweren Unfall betroffen sein, und dann ist es doch gut zu wissen, dass wir alles versuchen, um das Unfallgeschehen möglichst genau aufzuklären“, sagt die Leiterin des Mechernicher Teams.

KStA abonnieren