LitEifelPoetische und kulinarische Genüsse mit Carsten Henn in Mechernich

Lesezeit 3 Minuten
Das Bild zeigt zwei Männer, die an einem Tisch sitzen und sich unterhalten.

Carsten Henn (l.) führte zwischen den Kapiteln, die er aus seinem Roman vortrug, Gespräche mit Ralf Kramp.

Nach dem Gastspiel von Carsten Henn in Mechernich bietet das Festival LitEifel in den kommenden Wochen weitere spannende Lesungen.

Carsten (Sebastian) Henn ist ein literarisches Multitalent: Er schreibt Krimis, kulinarische Literatur und erfolgreiche Bestseller. In Mechernich las er im Rahmen der LitEifel jetzt aus einem älteren Werk: „Das Apfelblütenfest“ ist eine Geschichte über die Schönheit der Natur und der Liebe.

So kündigte die LitEifel die Veranstaltung an, zu der sich auf der kleinen Lesebühne im Schulgarten des Gymnasiums am Turmhof zwei Gleichgesinnte getroffen hatten: Henns Gesprächspartner war Ralf Kramp, Verleger, Autor und Kriminalhaus-Betreiber aus Hillesheim.   Die beiden unternehmen auch sonst einiges zusammen, zum Beispiel beim wieder bevorstehenden „Happy Kadaver“-Treffen der Krimiautoren an Fronleichnam im Hillesheimer Kino.

Bei Lesungen aus den Romanen bleibt der Sebastian weg

Er solle für Lesungen aus seinen Romanen auf Anraten der Vertriebsabteilung seines Verlages den zweiten Vornamen weglassen, so Henn. Denn sonst sei die Verwechslung mit dem Krimiautoren Carsten Sebastian Henn zu groß. Die Sorge muss man erst einmal haben – es handelt sich schließlich um denselben Autoren.

Henn war unter anderem Chefredakteur von Europas wichtigster Weinfachzeitschrift. Seit dem Überraschungserfolg seines Romans „Der Buchspazierer“ ist er bundesweit bekannt.

„Das Apfelblütenfest“ passt prima zur Lesung Ende Mai in Mechernich

„Das Apfelblütenfest“ ist zwar  etwas älteren Datums – der Roman erschien erstmals 2017. Doch Henn hatte es für die LitEifel vielleicht auch deshalb ausgesucht, weil der Lesetermin Ende Mai gut zum Titel passt: In der Eifel wie auch in der Normandie, wo das Buch spielt, blühen die Obstbäume gerade oder bald.

In der Normandie habe er eine „sehr schöne Recherchereise“ zum Buch unternommen, so Henn. Die Landschaft an der französischen Küste sei für ihn schlicht „ein Land, in dem Milch und Honig fließen“. Also geht es auch um solche Dinge wie die edle französische Küche – im Buch wird der Dünkel eines Nobelrestaurantkellners allerdings scharf kritisiert – und naheliegenderweise Calvados, den bekannten Apfelbranntwein aus der Normandie.

Carsten Henn erhielt Lob vom Kollegen Ralf Kramp

Eine Calvados-Brennerei hat Jules, die Hauptfigur des Romans, nach dem Tod seines Vaters mehr oder weniger „aufgehalst bekommen“, so Henn zur Erklärung des Hintergrunds. Als Junge hatte Jules allerdings zweierlei erlebt: Er war entsetzt über den Freitod seiner Mutter und erschrocken über die folgende zunehmende Verhärmung seines Vaters. Woraufhin Jules beschloss, dass sich das ändern muss. In den größten Apfelbaum im Dorf ritzte er mit seinem Taschenmesser eine „Stellenanzeige“ in die knorrige Rinde: Gesucht werde eine Haushälterin für seinen traurigen Vater. Einzige Anforderung: „Sie muss ihn wieder zum Lächeln bringen.“

Doch erst gut 20 Jahre später wird die Nachricht entdeckt. Lilou, eine Aussteigerin, die im Dorf als Heilpraktikerin arbeiten will, wird von ihrem etwas altersschwachen Mastif „Depardieu“ zu dem alten Baum gezogen. Das liebe Tier will dort sein Beinchen heben. Lilou liest, Lilou sucht den alteingesessenen Calvados-Betrieb des längst verstorbenen Vaters auf, sie und Jules finden und verlieben sich. Doch dann wartet ein Schicksalsschlag auf das gar nicht mehr so junge Liebespaar.

Mehr soll hier nicht verraten werden, doch es geht heiter und besinnlich wie auch traurig weiter. Den leiblichen Genüssen sind die Protagonisten wie auch der Autor zugetan. „Alles was mit Genuss, Gerüchen, Düften und Geschmack zu tun hat, das ist Carstens absolute Stärke“, lobte Ralf Kramp den Schriftstellerkollegen. Zudem, davon sei er überzeugt, „gelingt es Henn als Deutscher so über Franzosen und Frankreich zu schreiben, dass die nicht beleidigt sind, was nicht einfach ist“. Den im Buch geschilderten Kartoffelsalat mit Calvados und Camembert, den wolle er jetzt erst einmal nachkochen. Dann mal guten Appetit – auch beim Lesen.

Die nächsten Lesungen der LitEifel sind am 15. Juni mit Charles Brauer in Bad Münstereifel und am 16. Juni mit Frank Goosen in Nierfeld.

KStA abonnieren