Comedy am Mechernicher TurmhofVera Deckers begegnete Followern früher mit Pfefferspray

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Comedienne Vera Deckers aus Köln steht in einem roten Shirt vor einem schwarzen Hintergrund auf der Bühne. Mit der linken Hand gestikuliert sie, in der rechten hält sie ein Mikrofon.

Gastierte zum ersten Mal in der Aula des Gymnasiums am Turmhof in Mechernich: Comedienne Vera Deckers aus Köln.

Einen höchst unterhaltsamen Abend bot Vera Deckers in Mechernich. Dazu gehörten eine Sex-Studie aus Texas und Pfefferspray für Follower.

„Wenn die Narzissten wieder blühen“ heißt das aktuelle Programm der Comedienne Vera Deckers aus Köln. Das passt zur bevorstehenden Wildnarzissen-Saison in der Eifel, wenn es auch anders gemeint ist. Deckers gastierte mit diesem Programm in Mechernich, wo sie zum ersten Mal auftrat.

In der ausverkauften Aula des Gymnasiums am Turmhof wollte Deckers gleich zu Beginn eine Konkurrenz zwischen Mechernich und Kommen, vergleichbar der zwischen Köln und Düsseldorf, ausgemacht haben. Das blieb allerdings bei der Überprüfung per Akklamation doch eine steile These. Doch solcherart Warm-ups mit ihrem Publikum setzt die studierte Psychologin offenbar gezielt ein. Sie ist seit mehr als 20 Jahren als Unterhalterin und Coach auf der Bühne zu sehen, zudem in zahlreichen Sketch- und Comedy-Formaten in öffentlich-rechtlichen wie privaten TV-Sendern.

In Mechernich setzte sie auch das von ihr angeregte, freundschaftlich gemeinte Schulterklopfen beim Publikum ein: Jeder einmal den Sitznachbarn berühren und mit „Schön, dass du heute hier bist“ begrüßen.

Narzissmus hatte im Saal in Mechernich nicht lange Bestand

Das Mechernicher Publikum ließ sich nicht lange bitten, machte mit und brachte ansonsten Decker gegenüber ein freundliches Grundinteresse mit. Die setzte das Motto ihres aktuellen Bühnenprogramms sofort mit dem Satz um: „Heute geht es zwei Stunden nur um mich!“ Nur um das ausgestellte Selbstbewusstsein sofort zu relativieren: Eine Frau mit eigenem Text auf der Bühne – da gelte sie sofort als „starke Frau“, dabei sei sie eher das Gegenteil. Schon die Comic-Version des Musicals „König der Löwen“ empfinde das Sensibelchen als zu aufregend.

Die selbstironisch aus dem Alltag einer Mittelstandsfrau erzählende Comedienne war dann im Laufe des zweistündigen Programms das eine, kleine Anekdoten aus dem Beziehungsalltag das andere, das, je treffender es ausgewählt war, umso mehr Beifall vom Publikum erhielt.

Da fühlte sich offenbar manch einer wiedererkannt, als es zum Beispiel um das „erste Mal“ ging. Genauer: die erste gemeinsame Nacht. Da habe er beim Erstbesuch bei ihr lediglich eine Zahnbürste als Übernachtungsutensil dabei gehabt, sie umgekehrt bei der Premiere aber schon ein kleines Köfferchen. Was bei ihm zu einer Panikreaktion führte: „Will die jetzt schon bei mir einziehen?“

Bei Vera Deckers aus Köln treffen auch die Generationen aufeinander

Neben solchen amüsanten Alltagsgeschichtchen aus der trauten Zweisamkeit ging es auch um ganze Zielgruppen, wie junge männliche Hipster, die einen voluminösen Vollbart tragen. Daran arbeitet sich eine wie Vera Deckers offenbar gerne ab: „Solche Bärte trugen früher nur Mathelehrer in Cordhose – oder so richtige Kerle, Reinhold-Messner-Typen, die erst mal in den Wald gehen und einen Baum fällen.“ Doch bei den jungen Bartträgern heute frage man sich eher: „In den dunklen Wald? Alleine? Es wird doch bald dunkel?“

Belanglosigkeiten, kleine Dummheiten, verpackt mit allerlei Wortwitz – das kennzeichnet Deckers Programm aber nur zum Teil. Alles nicht weiter aufregend, aber unterhaltsam. Käme nicht ab und zu Überraschendes dazu.

Etwa mit der Studie aus Texas, in der nach den Gründen für Sex gefragt wurde – Deckers: „Ich wusste gar nicht, dass man dafür einen Grund haben muss“ – und in der 237 Antworten eingesammelt wurden. Etwa die, dass man so etwas gegen Kopfschmerzen tun wolle oder dass der Sex eigentlich als Beziehungsgespräch gedacht sei. Es wird gelacht im Saal. Über Texas allgemein, wo es, so die Comedienne, verboten sei, „Graffiti auf fremde Kühe zu sprühen“. Eine fremde, ferne Welt ist dieses Texas womöglich aus Sicht der Eifel – wo es stattdessen aber Kuhfladen-Bingo gibt.

„Melissa“, 13-jähriger Teenager und Nichte von Deckers, war ein anderes Thema, das ebenfalls Wiedererkennungslachen beim eher Ü40-Publikum im Saal auslöste. Melissa bewundere „Bibis Beauty Panel“. Die Video-Influencerin habe eine Million Follower. Spätestens da war klar: Hier treffen die Generationen aufeinander. Denn, so die 50-jährige Tante von Melissa: „Als ich früher Follower hatte, da habe ich das Pfefferspray aus der Handtasche geholt.“

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