Container aufgestelltSechs unbefriedigte Hähne verschärfen Raumnot im Tierheim Mechernich

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Ein Seidenhahn hockt in seinem Käfig; auf dem Boden liegt Stroh.

Dieser Seidenhahn wartet seit seiner Aufnahme in einem provisorisch eingerichteten Käfig auf die Vermittlung in ein neues Zuhause.

Der Tierschutzverein Mechernich beklagt die Raumnot im vereinseigenen Tierheim. Allein sechs Hähne suchen derzeit ein neues Zuhause.

„Wir wissen nicht so genau, woran es liegt, aber derzeit haben wir eine relativ große Anzahl an Hähnen bei uns im Tierheim, für die wir ein neues Zuhause suchen“, berichtet Reiner Bauer, Vorsitzender des Tierschutzvereins Mechernich, der auch das Kreistierheim betreibt. „Die machen natürlich auch schonmal Krach, und wenn sich die Nachbarn beschweren, landen die schließlich bei uns“, nennt Bauer dann doch einen möglichen Grund.

Sechs Hähne sind es, die derzeit ziemlich unbefriedigt in ihren Käfigen im Mechernicher Tierheim ausharren. Denn ein Hahn kann in seinen besten Jahren durchaus 40 bis 50 Mal am Tag sexuell aktiv sein. Und auch, wenn es wahrscheinlich nicht mit dem Selbstverständnis des männlichen Nutztieres übereinstimmt: Wenn man im eigenen Garten ein paar Hühner hält, um den Speiseplan um ein frisches Frühstücksei zu bereichern, ist nun mal kein Hahn erforderlich: Die Henne kann auch ohne Hahn Eier legen, es steckt in ihren Genen. In dem Moment, wo der Eisprung stattfindet, wird auch ein Ei gebildet.

Finanznot von Haltern mitverantwortlich für Vollbelegung im Tierheim

„Erst heute haben wir diesen Seidenhahn bei uns aufgenommen“, sagt Bauer und deutet auf ein provisorisch errichtetes Gatter auf den Beton-Verbundsteinen im überdachten Eingangsbereich des Tierheims, in dem sich nur ein bisschen Stroh für den neuen Bewohner befindet. Ohne es zu wollen, trägt der verschüchtert dreinblickende Geselle damit auch noch zur Verschärfung der Raumnot bei, denn das Tierheim platzt aktuell aus allen Nähten – mal wieder.

Ein Hahn in seinem mit Stroh ausgelegten Gatter im Mechernicher Tierheim.

Insgesamt sechs Hähne verschiedener Rassen fristen derzeit ihr Dasein im Mechernicher Tierheim.

Vor Weihnachten konnten sogar zeitweise gar keine Tiere mehr in Mechernich aufgenommen werden. „Da sind dann private Helfer eingesprungen“, berichtet Bauer: „Auch ich habe sechs Katzen mit nach Hause genommen.“

Und auch im neuen Jahr hat sich die Situation nicht grundlegend geändert. „Wir könnten jeden Tag zig verschiedene Tiere aufnehmen, so viele Anfragen erreichen uns täglich per Telefon“, sagt der Chef des Tierschutzvereins: „Auch aus Köln, Bonn und dem Rhein-Sieg-Kreis melden sich Halter, die ihre Tiere bei uns loswerden wollen.“

Drei Container sollen die Raumnot im Mechernicher Tierheim beheben

Bei Sterbefällen müsse schnell gehandelt werden, und auch, wenn Tiere von den Behörden im Kreis Euskirchen beschlagnahmt werden, sei der Verein vertraglich zur Aufnahme verpflichtet. Oft seien es aber auch finanzielle Gründe, so Bauer: „Alles wird teurer, auch die Tierarzt- und Futterkosten. Und wer zum Beispiel nur eine kleine Rente hat, für den wird es dann eng.“

Damit es räumlich im Tierheim nicht noch enger wird, hat der Verein jetzt mehrere Container auf dem Gelände in Burgfey, zwischen Bahnlinie und der Landesstraße 61, aufgestellt. „Eine Baufirma aus Mechernich hat uns ein gutes Angebot gemacht und die Erdarbeiten durchgeführt. Die drei Container haben wir dann auf dem Gebrauchtmarkt gefunden, die kommen aus Rumänien“, führt Bauer weiter aus.

Auf dem Gelände des Mechernicher Tierheims wird ein Container an seinem Standplatz abgestellt.

Um die Raumnot im Mechernicher Tierheim zu mildern, hat der Verein drei Container angeschafft, in denen künftig Hunde, Katzen & Co. untergebracht werden können.

Einer der Container soll mit Volieren für Sittiche und andere Vögel ausgestattet werden, die beiden anderen dienen zunächst als Notunterkünfte für Hunde und Katzen.

Tierschutzverein Mechernich ist auf Spenden angewiesen

Neben diesen gängigen Tierarten gibt es aber auch immer wieder Exoten, die im Mechernicher Tierheim ein Zuhause auf Zeit finden. „Als in der Vergangenheit die Energiepreise so stark gestiegen sind, haben wir etliche Leguane, Spinnen und andere Tiere aus Terrarien hier aufgenommen, weil das den Leuten zu teuer geworden ist“, sagt Bauer: „Wir müssen dann sehen, wie wir klarkommen.“

Ohne die finanzielle Unterstützung aus der Bevölkerung ginge es nicht, betont der Vorsitzende des Tierschutzvereins. „Für die Container bekommen wir zum Beispiel keine Zuschüsse von den Behörden, da sind wir auf die Hilfe privater Tierfreunde angewiesen.“


Spendenkonten: Wer den Tierschutzverein Mechernich finanziell unterstützen möchte, kann dies mit einer Spende mit dem Kennwort „Erweiterung TH“ tun. Wer seine Adresse angibt, erhält im Anschluss eine Spendenquittung.

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