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FeykulturDie dritten Kulturtage in Mechernich-Eiserfey boten vielfältige Kunst

4 min
Die schwarz gekleidete Artistin hängt kopfüber in einem Stahlreifen, der mit Bändern an einer Stange befestigt ist. Im Hintergrund sind viele Zuschauer zu sehen.

Am Aerial Hoop lieferte Mila Jarayseh-Horstmann eine begeisternde Vorstellung.

Das Publikum entschied in Eiserfey über die Vergabe der Feytaler. Solisten, Tanzpaare und Ensembles wetteiferten um die Gunst der Zuschauer.

Die nach 2018 und 2023 dritten Kulturtage des Vereins Feykultur in Eiserfey haben den Stellenwert der Veranstaltung als eine der schönsten und bedeutendsten im Südkreis bestätigt. Geschätzt rund 450 Besucher kamen an beiden Tagen ins Dorf.

Ausgeschrieben waren dabei wie bei den zwei Vorgängerveranstaltungen zwei Feytaler: Jeweils dotiert mit 500 Euro, wurden die Preise in diesem Jahr für die besten Tänze und Choreografien verliehen. Diese Siegprämie wollten sich auf der Bühne auf dem Schulhof der Alten Schule gleich 14 Solisten, Tanzpaare und Ensembles sichern. Für die vier Starter im Nachwuchswettbewerb übernahm eine Fachjury die Bewertungen, die übrigen stellten sich der Publikumsbewertung.

Das Publikum hatte bei seinem Stimmzettel-Entscheid die Qual der Wahl: Sollte man die Seniorengarde des TuS Elsig wählen und so dem Gardetanz der Karnevalsvereine auch außerhalb der Session die Anerkennung geben? Oder eher die Aktiven der Euskirchener Tanzschule CO-LEG unterstützen, aus deren Reihen etwa Friederike Kelz aus Flamersheim Modern Dance zeigte und Tanzlehrerin Hanna Sepp eine Choreografie „mit Tendenz zu Contemporary Dance“, wie es im Programmheft hieß?

Kommerner Line-Dancer zeigten komplexe Schrittfolgen

Oder doch die „Daltons in Line“ aus Kommern, die mit dem Stetson auf dem Kopf irisch-amerikanische Gruppentänze zeigten. Die Schrittfolgen sind komplex, deren Umsetzung bemerkenswert – aber den großen Begeisterungssturm lösten sie beim Publikum, das wohl nicht unbedingt aus Line-Dance-Experten bestand, nicht aus. Was nicht heißt, dass diese Form des Tanzes ein Nischendasein fristet: Anfang Mai hatten die „Daltons in Line“ zum Internationalen Linedance-Flashmob-Tag in Bad Münstereifel einen Flashmob veranstaltet.

Gardetänzerinnen in rot-schwarzen Kostümen tanzen auf blauen Matten vor Publikum, das auf der Wiese und unter einem Zeltpavillon sitzt.

Dem Publikumsvotum stellte sich im Wettbewerb um die „Feytaler“ auch die Garde des TuS Elsig.

Eine große silberne Metallskulptur, die Beethovens Gesichtszüge erahnen lässt, steht auf der Wiese in einem Garten. Eine Frau steht davor und betrachtet das Werk.

„Corona-Beethoven“ ist eine der Skulpturen, die Peter Ratz in seinem großen Garten zeigte.

Mit ihren selbstgeschneiderten Kostümen traten die Eifeler Samba-Tänzerinnen von Fiesta Tropical aus Hellenthal an, um das Publikum zu überzeugen. In die engere Wahl kamen sicherlich bei vielen die 32 Jahre alte Kendi aus Mechernich mit ihrem Hula-Hoop-Tanz und vor allem die 17-jährige Mila Jarayseh-Horstmann. Seit Kindesbeinen turnt sie an Tuch und Trapez. Bei der Feykultur war sie am Aerial-Hoop zu sehen, einem an einer Querstange befestigten Stahlreifen.

Akrobatisches Können am Reifen begeisterte die Zuschauer

Aus Sicht vieler im Publikum war ihre kunstvolle Choreografie eine der besten der Konkurrenz. „Das hat mich zutiefst berührt, diese Einheit zwischen ihr und dem Reifen“, so Andrea aus Antweiler begeistert. Und die neun Jahre alte Luana war überzeugt: „Mila entscheidet aus dem Bauch heraus: Was kann ich jetzt mit dem Reifen machen? Das ist alles Improvisation.“ Der Reifen gibt durch die Eigenbewegung vor, was man mit ihm gerade machen kann –  wenn man zudem zur begleitenden Musik die Fantasie und vor allem das akrobatische Können hat. Auf Mila Jarayseh-Horstmann traf das zu.

Kinder und Jugendliche stellten sich dem Nachwuchs-Jury-Wettbewerb um einen der beiden „Feytaler“. Die Juniorentanzgarde des TuS Elsig war ebenso am Start wie Talita Barde, neun Jahre alt, und die zehnjährige Malva Horstmann. Die beiden elfjährigen Nia Herr und Felix Schaefer, die schon seit fünf Jahren in der Tanzschule Passion in Weilerswist tanzen, zeigten gekonnte Standard- und Lateintänze. Das Duo ist amtierender Landesmeister in den Standardtänzen der Altersklasse Kinder und Jugendliche.

Neben Kunst und Kultur gab es auch internationale Leckereien

Doch Tanz und Akrobatik waren nicht alles bei den Kulturtagen. Oberhalb der Alten Schule bot sich vor dem ehemaligen Eiserfeyer Bürgermeisteramt eine Mischung aus Kunst, Musik und internationaler Küche. Der Weg führte durch den sich den Hang hinaufziehenden Garten von Feykultur-Mitglied Peter Ratz, dessen große skurrile Stahlblechskulpturen faszinierende Blickfänge sind.

Im Innenhof vor prächtiger Nordeifeler Fachwerkarchitektur herrschte Festivalatmosphäre. Man ließ es sich gut gehen vor der Bühne – hier traten an beiden Tagen sechs Livebands auf, zudem gab es verschiedene Mitmachwettbewerbe –, nutzte die Gelegenheiten zum Schwätzchen oder ließ sich in der großen Scheune von dort ausgestellter Kunst beeindrucken. Luzie Dornseifer, Ursula Franke, Rendel Freude, Nicole Hoppmann, Ralf Jungbluth, Claudia Meyer und Peter Ratz zeigten hier einige ihrer Arbeiten.

Am Ende gab es eine Überraschung beim diesjährigen Feytaler-Wettbewerb um den Publikumspreis: Der 500-Euro-Scheck ging an Kendi (Diana Ken) aus Mechernich. Die 32-Jährige überzeugte mit ihrem Hula-Hoop-Tanz die Zuschauer. 250 abgegebene Stimmen sicherten ihr den Sieg. Beim ebenfalls mit 500 Euro ausgelobten Juniorentanzpreis kürte die Jury das Tanzpaar Mia Herr und Felix Schäfer.

Feykultur hat mit der dritten Auflage der Kulturtage bewiesen, dass sie sich den guten Ruf mehr als verdient hat. Auf das Wettbewerbsthema in zwei Jahren darf man jetzt schon gespannt sein. Immer ging und geht es ja um die Sensibilisierung und auch die finanzielle Förderung dessen, was schnell als „eigentlich eher unwichtig“ bezeichnet wird. Was für ein Irrtum! Wie wäre es nach Musik (2019), Kunst (2023) und Tanz dann mit dem „Feytaler“ für Literatur oder Theater?