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Dance4Fans und Open ShowcaseSchnelle Tanzschritte bei deutscher Meisterschaft in Euskirchen

Lesezeit 4 Minuten
Ein Tanztrio bestehend aus zwei Mädchen und einem Jungen, der hinten in der Mitte steht, sind auf der Bühne. Sie tragen rote Hosen und Shirts mit der Aufschrift "66". Alle haben den linken Arm in die Höhe gereckt. Die Bewegungen sind nicht synchron.

Solo, als Duo oder in der Gruppe versuchten die Tänzerinnen und Tänzer die Jury von ihrem Können zu überzeugen.

Die Tanzschule Schumacher aus Euskirchen richtete den Wettbewerb aus. Drohungen von vor zwei Jahren beschäftigten Andrea van Ommen bis heute.

Wunschträume aus frühester Kindheit sind nur selten an die Grenzen des Machbaren gebunden. Berufswünsche wie Tierärztin oder Feuerwehrmann zählen ebenso zu den Vorstellungen des Nachwuchses wie als Astronaut das Weltall und ferne Planeten zu erkunden.

Auch Amina hatte ein solches Ziel vor Augen – mit dem Unterschied, dass ihr Traum schon früh in Erfüllung ging. „Tanzen hat mir schon immer viel Spaß gemacht“, schwärmte die Neunjährige, die an den deutschen Meisterschaften im Dance4Fans und Open Showcase teilnahm. „Seit drei Jahren mache ich schon bei solchen Contests mit und ich trainiere sogar schon seit fünf Jahren“, so die Schülerin.

Lokalmatadorin Amina tanzte sich auf Platz vier in ihrer Altersklasse

Der Ehrgeiz sollte sich auszahlen: In einem starken Teilnehmerfeld sicherte sich die Schülerin der Euskirchener Tanzschule Schumacher nach der Bewertung der Jury den vierten Platz in ihrer Altersklasse. Damit verpasste sie zwar knapp die Qualifikation für die Europameisterschaften, doch für Amina ist dieser Rückschlag ein Ansporn, in den nächsten Jahren noch mehr Gas zu geben. „Dann schaffe ich es bestimmt bald noch weiter“, so die Neunjährige.

Trainerin Dajene Minks, die nach ihrer eigenen tänzerischen Laufbahn bereits seit 22 Jahren als Talentschmiedin der Tanzschule tätig ist, erfüllte diese Leistung schon jetzt mit großem Stolz. „Wir sind heute mit über 40 Tänzerinnen vertreten und jede einzelne leistet wirklich Großartiges. Sie helfen sich alle gegenseitig, die Großen unterstützen die Kleinen und alle feuern sich bei den Auftritten an. Dabei geht mir auch nach so vielen Jahren immer wieder das Herz auf.“

700 Tänzerinnen und Tänzer standen in Euskirchen auf der Bühne

Neben denen aus der Kreisstadt hatten sich in den vergangenen Monaten 700 weitere Tänzerinnen und Tänzer aus ganz Deutschland für die Meisterschaft qualifiziert. Dass der Wirtschaftsverband Deutscher Tanzschulunternehmen (WDTU) nach nur zwei Jahren erneut die Tanzschule Schumacher als Gastgeber auserkoren hatte, sorgte auch bei Schulleiterin Andrea van Ommen für Begeisterung: „Ein solches Event ist natürlich immer mit einem großen organisatorischen Aufwand verbunden und leider komme ich heute kaum dazu, die Tänze selbst anzuschauen. Die strahlenden Augen der Kids zu sehen, wenn sie eine gute Leistung gezeigt haben, löst bei mir aber jedes Mal Gänsehaut aus. Dafür nehmen wir die Arbeit bei der Organisation, dem Catering und allem anderen gerne in Kauf.“

Zwei Jungs, einer mit Kappe und schwarzer Hose, einer mit roter Hose, zeigen Tanzfiguren.

Rund 750 Tänzerinnen und Tänzer nahmen an der deutschen Meisterschaft im Dance4Fans und Open Showcase teil

Am Rande der Bühne des Stadttheaters stehen Fans und schauen gebannt zu oder feuern die Tänzerinnen und Tänzer an.

Vom frühen Morgen bis in die Abendstunden feuerte das Publikum die Akteure auf der Bühne lautstark an.

Dabei sei eine Wiederholung der im Euskirchener Stadttheater ausgetragenen Veranstaltung lange unklar gewesen. Eine Drohung kurz vor der Meisterschaft vor zwei Jahren beschäftigt die Tanzschulleiterin noch heute. „Kurz vor der ersten Durchführung vor zwei Jahren erreichte uns plötzlich ein Drohbrief und bald darauf auch Anrufe. Fast hätte die Meisterschaft abgesagt werden müssen“, erinnert sich van Ommen.

Über Nacht sei die Größe des Sicherheitsteams vervierfacht und zusätzliche Absicherungen an allen Zugängen eingerichtet worden. „Das war in so kurzer Zeit nur dank der Unterstützung durch die Stadt und Bürgermeister Sacha Reichelt möglich“, so van Ommen über die aufreibenden Stunden.

Ein Vater muss sich demnächst vor dem Amtsgericht verantworten

Laut van Ommen wurde der Vorfall aufgeklärt: „Kurze Zeit später konnte ein Verdächtiger für den Brief und die Anrufe gefunden werden und die Verhandlungen werden bald vor dem Euskirchener Amtsgericht stattfinden.“ Bei dem Beschuldigten handele es sich um einen Familienvater, dessen Nachwuchs aufgrund terminlicher Überschneidungen vor zwei Jahren nicht an der Meisterschaft habe teilnehmen können und der auf diese Weise versucht habe, die Veranstaltung zu verschieben.

Derartige Aufregung gab es dieses Mal nicht. Hoch motiviert stellten sich rund 750 Tänzerinnen und Tänzer den kritischen Blicken der Jury. In vier Altersklassen und aufgeteilt in die Kategorien Newcomer und Master präsentierten die Akteure im Alter zwischen sieben und 30 Jahren ihre Choreografien.

Ob solo, als Duo oder in Gruppen bewiesen sie immer wieder, dass sie sich nicht ohne Grund für die Meisterschaften qualifiziert hatten. Während der Wettbewerb „Dance4Fans“ insbesondere Choreografien zu bekannten Songs in den Fokus rückte, die nachgetanzt wurden, waren beim „Open Showcase“ eigene Kreativität und selbsterdachte Tanzschritte gefragt.

Genre-Grenzen gab es nicht, also zählten an Ballettaufführungen angelehnte Vorführungen ebenso zum Repertoire wie die bei vielen Teilnehmenden beliebte Hip-Hop-Kategorie. Obwohl den Akteuren in der Vorrunde nur 90 und in den Halbfinals nur 60 Sekunden zur Verfügung standen, um die Jury zu überzeugen, sollte es rund 15 Stunden dauern, bis alle Bestplatzierten feststanden.