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Mechernicher ProblemviertelPapageiensiedlung ist verkauft

Lesezeit 3 Minuten

Das Verkaufsschild ist mittlerweile Makulatur. Die Papageiensiedlung hat seit Beginn des Jahres eine neue Eigentümerin.

Mechernich – Vier-Zimmer-Wohnung in ruhiger Lage, in einem „gepflegten Mehrfamilienhaus“ mit großem Garten und Kinderspielplatz. Die 83 Quadratmeter Wohnfläche auch noch für eine sensationell geringe Kaltmiete von 323 Euro.

Ein Internet-Inserat, dem Menschen auf Wohnungssuche kaum widerstehen können – möchte man jedenfalls meinen. Wenn denn das Mietobjekt nicht in der Papageiensiedlung liegen würde. Dort wollen die Leute lieber aus- als einziehen. In dieser Bewertung sind sich Elisabeth Schwister, Leiterin des Mechernicher Awo-Familienzentrums, Peter Kern, Teamleiter des Ordnungsamtes, sein Fachbereichsleiter Johannes Schnichels und der städtische Wirtschaftsförderer Peter Dierichsweiler einig.

Vorwürfe zurückgewiesen

Die Siedlung genießt nicht nur einen schlechten Ruf, die Mieter klagen auch über Schimmel, Uraltfenster, durch die der Wind pfeift, und daraus resultierende extrem hohe Mietnebenkosten. Von den Sperrmüllbergen mit zurückgelassenem Hausrat, die sich dort nach Auszügen auftürmen, ganz zu schweigen.

Die Deutsche Annington muss sich mit diesen Problemen nicht mehr herumschlagen. Das Schild „Mehrfamilienhäuser zu verkaufen“ , das am Donnerstag noch zu sehen war, ist längst Makulatur.

Auf Nachfrage des „Kölner Stadt-Anzeiger“ teilte die Immobiliengruppe mit Hauptsitz in Bochum, der bundesweit 179 000 Wohnungen gehören, per E-Mail mit: „Unseren Bestand in Mechernich, mit insgesamt 118 Wohnungen, haben wir mit Wirkung zum 1. Januar 2014 verkauft.“ Pressesprecherin Jana Gantenberg wies die oben erwähnten Vorwürfe zurück („Wir kommen unseren Instandhaltungsverpflichtungen selbstverständlich nach“) und begründete die Veräußerung: „Als ausdrücklich langfristig orientierter Wohnungsanbieter entschließen wir uns zu einem Verkauf, wenn ein anderer Eigentümer die Bestände, zum Beispiel aufgrund der geografischen Lage, im Sinne der Mieter besser und effizienter betreuen kann.“

Die Cato Immobilienbesitz und -verwaltungs GmbH mit Hauptsitz in Berlin soll das laut Gantenberg hinbekommen. Ein Unternehmen, das keine Homepage hat und, so weit eine Internet-Recherche ergab, auch nicht telefonisch erreichbar ist. Einem leitenden Rathausmitarbeiter, der vom „Kölner Stadt-Anzeiger“ mit der Nachricht über den Verkauf der Siedlung überrascht wurde, schwante Übles: „Da brauchen sich die Mieter jetzt keine Hoffnungen mehr zu machen, dass die defekte Heizung repariert wird.“ Wer die Papageiensiedlung kaufe, wolle kein Geld investieren, sondern den letzten Cent aus den Mietern herausholen.

Das bestritt Katrin Petersen: „Wir wollen, dass unsere Mieter sich bei uns langfristig und rundum wohlfühlen. Es besteht also keinerlei Anlass zu Sorge oder Befürchtung.“ Petersen ist Pressesprecherin der Managementgesellschaft für Wohn- und Gewerbeimmobilien Grand City Property. Das Unternehmen verwaltet mehr als 26 000 Wohneinheiten, darunter im Auftrag der Eigentümerin auch die in der Papageiensiedlung.

Petersen sagte, dass nun gemeinsam mit den Mietern der Sanierungsbedarf analysiert werde. Bei bestehenden Verträgen habe das keinerlei Auswirkungen auf den Mietpreis.

Die Bewohner bekämen Ansprechpartner vor Ort, die in den nächsten Tagen per Aushang bekanntgegeben würden.