Gut HorridoSchulterschluss für die Windkraft

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Die Windkraftkonzentrationszone bei Engelgau ist die bislang einzige im Netterheimer Gemeindegebiet.

Die Windkraftkonzentrationszone bei Engelgau ist die bislang einzige im Netterheimer Gemeindegebiet.

Nettersheim – Bislang gingen die Oppositionsfraktionen im Gemeinderat getrennte Wege, doch nun kam es zu einem kommunalpolitischen Novum: Im Schulterschluss haben die Fraktionen von SPD, UNA (Unabhängige und Grüne) und FDP einen Antrag formuliert, der in der nächsten Ratssitzung debattiert wird. Darin fordern sie, der Firma RES mit ihrem geplanten Windpark am Gut Horrido eine echte Chance zu geben, anstatt ihn nur „als weitere Interessenbekundung aufzunehmen und zu gegebener Zeit weitergehend zu behandeln“, wie es die Gemeindeverwaltung mit Bürgermeister Wilfried Pracht (CDU) an der Spitze vorschlägt.

Suche nach Schwarzstorch

Wie berichtet, will das Unternehmen mit Sitz in England mindestens drei Windräder aufstellen, und zwar auf dem Privatgelände der Familie Wirtz, der das Gut gehört. Sollten weitere Grundstückseigner – wie etwa auch die Gemeinde – Interesse an einem Windpark haben und ihre Flächen dazu anbieten, wären auch bis zu 18 Windräder möglich, wie Frank Finzel, Geschäftsführer von RES Deutschland, in der Sitzung des Bauausschusses schilderte.

Die Untersuchungen an Gut Horrido – beispielsweise zu möglichen Schwarzstorch- oder Fledermausvorkommen – laufen und werden von RES bezahlt.

Die Gemeinde hatte ihre naturschutzfachliche Untersuchung seinerzeit auf Eis gelegt. Bislang verfügt die Gemeinde Nettersheim nur über eine einzige Windkraftkonzentrationszone, und zwar in Engelgau.

„Ansonsten haben wir keine Flächen für Windkraft vorzuweisen, und das könnte für die Gemeinde zum Problem werden“, mahnt UNA-Fraktionschef Franz-Josef Hilger. Denn der Investor könnte auch den Weg der gerichtlichen Klage gehen, um sein Vorhaben durchzusetzen. Hierbei könnte die Gemeinde schlechte Karten haben, so Hilger.

Weder er noch sein Amtskollege Gerhard Meyer von der SPD wollten das Gemeindegebiet mit übermäßig vielen Windrädern zupflastern, wie Hilger versicherte. Aber sie sähen die Notwendigkeit, sich solchen Vorhaben nicht einfach zu verweigern, zumal sich RES sehr flexibel und wohl auch bereit zeige, den Antrag auf Einleitung eines Bebauungsplanverfahrens zurückzuziehen, sich mit allen anliegenden Grundstückseignern abzustimmen und eine modifizierte Planung vorzulegen. Dann würden neben den drei auf Privatbesitz geplanten Anlagen auch gemeindeeigene Flächen untersucht und in die Planung miteinbezogen. Der Gemeinde bliebe es auch dann noch unbenommen, das Projekt abzulehnen, auch entstünden ihr keine Kosten oder Verpflichtungen.

„Selbst der eingefleischteste Windkraftgegner muss diesem Vorgehen zustimmen“, ist sich Hilger sicher. Sollte sich die Gemeinde an dem Projekt beteiligen, wäre ihr eine Pacht von 50 000 bis 100 000 Euro pro Windrad sowie die Gewerbesteuer des Energieparks sicher. Auch soll RES ein Bürgerbeteiligungsmodell in Aussicht gestellt haben.

Um sich nach allen Seiten hin abzusichern, will SPD-Mann Gerhard Meyer im Vorfeld der Ratssitzung am kommenden Dienstag einen Fachanwalt für Baurecht konsultieren, wie er im Gespräch mit dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ ankündigte.

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