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Nicht artgerechte Haltung?Meerschweinchen auf Krewelshof verendet

Lesezeit 5 Minuten
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Diese Meerschweinchen hat das Kreisveterinäramt am Montag vom Krewelshof in Obergartzem geholt. 

Kreis Euskirchen – Das Veterinäramt des Kreises Euskirchen hat am Montag 17 Meerschweinchen aus dem Krewelshof in Obergartzem in Obhut genommen. Sie wurden im Kreistierheim in Mechernich untergebracht. Es bestehe der Verdacht, dass die Tiere in einem nicht artgerechten Gehege untergebracht worden seien, teilte die Pressestelle des Kreises auf Anfrage dieser Zeitung mit.

Sechs Tiere verendet

Fünf Jungtiere seien am Montag verendet vorgefunden worden. „Eines der 17 Tiere war so krank, dass es am Montagabend eingeschläfert werden musste“, so Sven Gnädig von der Kreis-Pressestelle.

Was zum Tod der Tiere geführt habe, müssten nun Beprobungen ergeben. „Erst im Anschluss der Beprobung lassen sich weitere Erkenntnisse ableiten“, erklärte Gnädig. Der Krewelshof werde im Rahmen eines behördlichen Verfahrens nun zu den Vorwürfen angehört. Außer den Meerschweinchen befanden und befinden sich keine weiteren Tiere auf dem Krewelshof.

Veterinäramt handelte nach Anzeige

Am Mittwoch, 22. Mai, so die Pressestelle des Kreises, habe eine Privatperson eine Anzeige beim Veterinäramt eingereicht: Die Tiere seien nicht angemessen untergebracht. Noch am selben Tag seien zwei Mitarbeiter des Veterinäramtes zu einer Kontrolle nach Obergartzem ausgerückt. „Dabei wurde festgestellt, dass die Unterbringung nicht tiergerecht gewesen ist“, erläuterte Gnädig.

Zum einen hätten die Tiere das Gehege und somit ihren Schutzraum zu leicht verlassen können. Zum anderen habe das Gehege keinen Überstand gehabt, sodass die Nagetiere nicht ausreichend vor Beutegreifern, etwa Bussarden, geschützt gewesen seien. Dem Betrieb seien daher Verbesserungen auferlegt worden.

Am Freitag, 24. Mai, erfolgte dann laut Gnädig eine erneute Kontrolle. Die Tiere, so habe der Betreiber mitgeteilt, würden noch an diesem Tag zum Krewelshof nach Lohmar gebracht. Als am Montag dieser Woche erneut Veterinäre zur Nachkontrolle den Krewelshof aufsuchten, hätten sie festgestellt, dass dies nicht erfolgt war.

Eigentümer äußert Bedauern

Der Eigentümer des Krewelshofs, Theo Bieger, äußerte am Mittwoch sein Bedauern über den Vorfall. „Wir entschuldigen uns dafür, wenn wir etwas wissentlich falsch gemacht haben sollten, was sicherlich nicht in unserem Sinne ist. Wir sind alle sehr bewegt, dass es dazu kam, dass die Tiere nicht sofort abtransportiert wurden, und es dann zu dieser Geburt mit toten Tieren kam“, antwortete Bieger schriftlich auf die Anfrage dieser Zeitung.

Seit vielen Monaten hätten Kunden, besonders Großeltern, den Wunsch geäußert, Kindern im Krewelshof Kleintiere zeigen zu können. „Dies wurde sogar auf den Meckerzetteln geschrieben“, stellt Bieger fest: „Und so wollten wir diesen Wunsch für Muttertag erfüllen.“

Gleichzeitig sei der Stall im Krewelshof in Lohmar neu gebaut worden und für die dortigen Tiere sei kurzfristig ein neues Zuhause gesucht worden – für etwa zwei bis drei Wochen. „So konnten wir Anfang Mai die süßen Meerschweinchen zeigen, wirklich zur Freude der Kinder und Familien, und auch für uns und unsere Mitarbeiter“, erklärt Bieger.

Dafür sei eigens ein großes Gehege unter zwei Bäumen im Schatten gebaut worden. „Die Tiere hatten immer genug Platz und reichlich Futter und Wasser, und ein sehr tierlieber Mitarbeiter kümmerte sich wirklich liebevoll um sie“, so Bieger: „Täglich pflückte er die dicken Löwenzahnbüsche abends nach seiner Arbeit als Nacht-Snack.“

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Bedauert den Vorfall:  Theo Bieger.

Zudem hätten sie täglich Gemüse vom Hof erhalten. Das Gehege sei in dieser Zeit einige Male vergrößert worden, sodass immer frischer Rasen verfügbar gewesen sei, „den die Kleinen wirklich sehr schnell abknabberten“.

Nach wenigen Wochen seien die Meerschweinchen in große Transportboxen gesetzt worden,um das Gehege wieder zu schließen. „Sie waren bereits in Transportboxen. Das hat der Mitarbeiter wohl auch alles mit dem Veterinäramt abgeklärt“, erklärt Theo Bieger: „Leider hat er dann eine Transportbox nicht mitgegeben. Diese wollte er am nächsten Nachmittag abtransportieren.“

Der Mitarbeiter habe jedoch – „entgegen der Äußerung des Veterinäramtes“, so Bieger – die Tiere natürlich weiterhin gefüttert, und zwar wieder mit Löwenzahn und Gemüse sowie mit Getreidekörnern. Zudem habe er zwei Schüsseln Wasser in die Box gestellt. Bieger weiter: „Anscheinend hat dann just in dieser Nacht eines der Tiere Junge bekommen – zu vermuten als Totgeburt, da diese Jungen tot waren.“

Der Bericht des Veterinäramts stelle diese als tote Tiere dar, so der Krewelshof-Eigentümer. Sie seien aber erst gerade geworfen worden, so der Eigentümer: „Wir meinen, es muss eine Totgeburt gewesen sein, da es bisher keinerlei solcher Vorkommnisse mit toten Tieren gab. Im Gegenteil, es ging den Tieren sehr gut, und sie wurden bestens versorgt.“

Bieger: „Es tut uns schrecklich leid, wenn die Tiere in irgendeiner Weise leiden mussten. Wir sind alle sehr traumatisiert von diesem Vorkommnis.“ Wie es zu den Totgeburten kommen konnte, wisse man nicht. „Auch unser Mitarbeiter ist sehr geschockt.“ 

Als Landwirte wüssten er und seine Kollegen, wie man Tiere halten muss. „Wir würden dies auch gerne auf unserem schönen Naturhof zeigen“, so Bieger.

Dafür sei ein kleiner „Mini-Bauernhof“ mit einigen Ziegen und Hühnern zum Füttern geplant. 2020 solle er realisiert werden, um Kindern diese Bauernhof-Welt zu zeigen und den Umgang mit Tieren zu erklären. „Wir möchten dieses Vorhaben auch weiterhin in Zusammenarbeit mit dem Veterinäramt verfolgen“ sagte Bieger: „Wir meinen, dass dieses schreckliche Ereignis mit der Geburt der kleinen Meerschweinchen ein einmaliges Ereignis war.“ Die Tiere seien in guter Obhut gewesen.