Amtsgericht in GemündDer Richter als Dienstleister

Reinhard Schaffer wird im Januar in den Ruhestand verabschiedet. 15 Jahre lang hat er das Amtsgericht in Gemünd geleitet.
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Schleiden-Gemünd – An seinen ersten Tag am Amtsgericht in Gemünd kann sich Reinhard Schaffer noch sehr gut erinnern. 15 Jahre war er dort Direktor, am 24. Januar verabschiedet er sich in den Ruhestand.
Schaffer im Rückblick: „Als ich zum ersten Mal in offizieller Mission hierherkam, bin ich keck auf den Hof gefahren.
Da ich ja noch keinen Schlüssel vom Gebäude hatte, war ich froh, auf den hilfreichen Wachtmeister Richard Möres zu treffen. Er hat mich freundlich reingelassen.“ Der damalige stellvertretende Direktor, Richter Ernst Wilden, habe seinen neuen Chef in Empfang genommen. Im großen Sitzungssaal sei er von allen Mitarbeitern herzlich willkommen geheißen worden.
Harmonisches Klima
Dieses harmonische Klima im Team, dem 50 Leute, darunter neun Auszubildende, angehörten, habe sich bis heute gehalten. Schaffer: „Mit jedem kann ich hier gut reden. Es herrscht immer viel Freundlichkeit und Herzlichkeit, auch Dank unseres Geschäftsleiters Bernd Klinkhammer.“ Regelmäßig werde zusammengesessen und gelegentlich auch gefeiert. Sogar die Rechtsanwälte und Notare der Region schlügen die Einladungen aus dem Amtsgericht zur geselligen Runde nicht aus.
Schaffer stammt aus Stolberg. Der 65-Jährige war nicht „vorbelastet“, was die Juristerei betraf. Sein Vater war Bauingenieur, ein älterer Bruder Steuerberater. Gleich neben dem Gymnasium, das Schaffer besuchte, lag das Amtsgericht. Schaffer: „Dort verfolgte ich bereits als Schüler so manche Sitzung, und in Gesprächen mit meinem Bruder kristallisierte sich der Wunsch heraus, Jurist zu werden.“ Eine Studienberatung unterstützte den Plan. Am 31. Dezember 1974 wurde Reinhard Schaffer zum Richter berufen. Sein Weg führte ihn dann an das Landgericht und an das Amtsgericht in Aachen. Er war Strafrichter, Schöffenrichter, Zivil- und Familienrichter, bevor er zum Direktor des Amtsgerichtes mit Sitz in Gemünd berufen wurde.
Viele Fahrlässigkeitsdelikte verhandelt
„In den vergangenen Jahren beschäftigte mich in der Rechtsprechung das Betreuungsrecht“, erzählt Schaffer. Die Fälle, die vor dem Strafrichter abgewickelt werden, prägten zwar das Gesicht der Justiz nach außen, machten aber nur ein Viertel der Arbeit aus, die in einem Amtsgericht anfalle.
Schaffer: „Der große Rest besteht aus Dienstleistungen wie zum Beispiel im Betreuungsrecht.“ Hierzu gehöre auch, hilflosen Menschen bei schweren Entscheidungen beizustehen – wenn sie dement geworden seien oder psychisch krank.
Bei den Fällen vor dem Strafrichter handele es sich meist um Menschen, die gestrauchelt seien: „Da steht nicht nur der klassische Verbrecher. Es geht häufig um Fahrlässigkeitsdelikte, und so etwas kann jedem ganz schnell passieren.“ Auch Drogentäter sind für Schaffer nicht „nur“ Täter. Schaffer: „Sie sind oft gleichzeitig Opfer.“ Die Gesellschaft vor Verbrechen zu schützen und Menschen in Not beizustehen, sei das Schöne an seinem Beruf gewesen.
In den nächsten Jahren will der Jurist mit seiner Ehefrau viel wandern. Schaffer: „Die Eifel ist eine Natur- und Kulturlandschaft, die mich schon mein ganzes Leben lang begleitet und begeistert.“