GourmetkücheRentei in Schleiden feiert am 1. Mai Wiedereröffnung

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Im Gewölbekeller werden Katharina Materna und Leon Dieteren einen Kneipenbetrieb mit gutbürgerlicher Küche bieten.

Im Gewölbekeller werden Katharina Materna und Leon Dieteren einen Kneipenbetrieb mit gutbürgerlicher Küche bieten.

Schleiden – Staubsaugerlärm, Hämmern, Klopfen, Möbelrücken – diese Geräusche waren schon lange nicht mehr in der Rentei in Schleiden zu hören. Noch sieht es recht ungastlich aus in dem Flur, der im Erdgeschoss durch das Gebäude führt. Werkzeugkästen verstellen den Weg, Putzzeug in vielerlei Farben und Duftnoten dominiert das Bild.

Es regt sich was in der Alten Rentei. Fast vier Jahre stand das altehrwürdige Gebäude leer, das seit den 80er Jahren als Restaurant und Hotel genutzt war. Seitdem die jüngsten Pächter bereits nach wenigen Monaten ihren Versuch beendet hatten, neben einem Restaurantbetrieb im Gewölbekeller eine Cocktailbar zu etablieren, war das Bild der Rentei vor allem durch das großformatige „Zu verkaufen“-Schild an der Fassade bestimmt. Doch das ist nun verschwunden.

„Das war immer unser Traum“

Wenn es nach Katharina Materna und Leon Dieteren geht, wird dieses Schild auch nicht wiederkommen. „Das war immer unser Traum“, sagt Katharina Materna. Die gebürtige Polin und der lebensfrohe Holländer, dessen Strickmütze seine Vergangenheit als Schiffskoch erahnen lässt, starten mit Vollgas in ihren neuen Lebensabschnitt.

Ständig klingelt das Telefon, Vertreter geben sich die Klinke in die Hand. Viel ist zu organisieren und zu tun, bevor zum 1. Mai das Haus wiedereröffnet. „Die Zeit bis dahin ist schnell rum“, sagt Materna. Gemeinsam mit ihrem 28-jährigen Sohn Lukas Materna geht das Ehepaar das Abenteuer Rentei an. Lukas und Leon sind beide gelernte Köche und freuen sich darauf, in der offenen Küche der Rentei für ihre Gäste zu kochen. „So ein bisschen Live-Entertainment, da stehe ich drauf“, sagt Dieteren lächelnd.

„Wir wollen Gourmetküche, aber keine Sterneküche“

Das Konzept steht. „Wir wollen Gourmetküche, aber keine Sterneküche. Und: Alles soll bezahlbar bleiben“, skizziert Dieteren die Idee. Er sei kein Schnitzelkoch, betont er, und wer ihn erzählen hört, ahnt warum. Nach Kochstationen in Maastricht arbeitete er 1996 in Xanten im Restaurant „Gotisches Haus“. Der Besitzer habe damals einen Michelin-Stern gewollt und mit ihm bekommen, erinnert sich der Koch. Anschließend ging er als Schiffskoch auf die „Queen Mary II“, wo er mit seinen Leuten täglich 3000 Essen produzieren musste. „Ich habe dort, obwohl ich schon einen Stern hatte, noch viel gelernt“, gibt er zu. Bis vor kurzem hat er die Mahlzeiten in einer Privatklinik in Bad Münstereifel zubereitet. Auch wenn er in der Küche das Sagen haben wird, führt Sohn Lukas den Betrieb. Nachdem Materna in Monschau mehr als sieben Jahre die Gaststätte „Haller“ betrieben hat, kocht er nun in der „Molkerei“ in Höfen. Wohnort der Familie Materna-Dieteren bleibt Monschau.

Die Rentei hatten sie schon lange im Auge. „Ich bin oft vorbeigefahren und es hat mich immer angesprochen, aber ich habe nie gedacht, dass ich mal Eigentümer bin“, sagt Dieteren. Wie hoch die Investitionssumme ist, wollen die neuen Besitzer nicht sagen – doch sie reicht, um beiden einen tiefen Atemzug zu entlocken. „Wir haben alles auf eine Karte gesetzt“, sagt Dieteren.

Vegane Küche wird auf Vorbestellung geboten

Auf Bezahlbarkeit und die gute Qualität ihrer Angebote legen die neuen Besitzer wert. Vegetarische Gerichte finden sich täglich auf der Karte, vegane Küche wird auf Vorbestellung geboten. „Das teuerste Gericht soll unter 32 Euro kosten“, betont Dieteren. Trotzdem werde alles frisch gekocht. Zweimal pro Woche liefert ein Bekannter des Holländers frischen Fisch nach Schleiden: „Ich filetiere selber, sonst landet das Leckerste im Müll.“

Noch steht der Gewölbekeller der Rentei leer. „Hier kommt neues Mobiliar hinein“, erläutert Katharina Materna. In dem urigen Gemäuer wird abends ab 18 Uhr Kneipenbetrieb sein. Aber auch gutbürgerliche Gerichte werden dort erhältlich sein, kündigt Dieteren an.

Auch die vier Gästezimmer in der ersten Etage warten noch auf die neue Möblierung. Als Wochenendarrangement werden sie von Freitagnachmittag bis Sonntagmittag mit abendlichen Gourmetmenüs angeboten. Wanderer und andere Gäste sind für Übernachtung mit Frühstück genauso willkommen.

Damit die Schleidener ihre neuen Nachbarn kennenlernen können, laden die neuen Betreiber am Sonntag, 28. April, von 12 bis 18 Uhr zu einem Tag der Offenen Tür ein. „Dann können die Gäste sich alles genau ansehen und schon einmal etwas probieren“, verspricht der Koch. Doch bis dahin sei noch viel zu tun, entschuldigen sich die neuen Besitzer der Rentei und verschwinden wieder mit Telefon, Werkzeug und Putzeimer.

Die alte Rentei

Die ehemalige Arenbergische Rentei in Schleiden wurde um 1840 im klassizistischen Stil erbaut. Von der ursprünglich dreiflügeligen Hofanlage steht heute noch das zweigeschossige Wohnhaus. In dem Gebäude waren im Erdgeschoss die Geschäftsräume, im Obergeschoss die Wohnung des Rendanten.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden die anderen Gebäudeteile zugunsten der Straßenerweiterung abgerissen. Zeitweise stand auch das heute am Kreisverkehr in Schleiden stehende Haus auf der Abrissliste.

Die Alte Rentei stellte für die Arenbergische Forstverwaltung das Kassengebäude dar. Hier wurden Holz bezahlt und die Forstbeamten entlohnt. Der ehemalige Gemeindedirektor von Hellenthal und gebürtige Schleidener Werner Rosen erinnert sich, dass man in seiner Kindheit dort für 50 Pfennig einen „Himbeerschein“ erhielt, also einen Leseschein zum Pflücken von Himbeeren.

Von 1982 bis 1992 betrieb das Ehepaar Karen und Hermann Kettner die „Alte Rentei“. Damals hatte das Haus einen Michelin-Stern und zwei Mützen im Gault Millau. Nach einem Umbau durch Clemens Rick führte Tochter Susanne Kantelberg das Haus ab 2008 eine zeitlang als Restaurant, bevor 2014 der letzte Versuch scheiterte, hier einen Gastronomiebetrieb zu etablieren. (sev)

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