Warum wandern Sie hier?Naturpark Nordeifel will ein Jahr lang Besucher befragen

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Blick ins Lampertstal: Der Wanderweg „Toskana der Eifel“ zählt zu den beliebtesten in der Nordeifel. 

Blick ins Lampertstal: Der Wanderweg „Toskana der Eifel“ zählt zu den beliebtesten in der Nordeifel. 

Schleiden-Gemünd – Wer in diesem Jahr in der Nordeifel wandert, dem kann es passieren, dass er unvermittelt auf seinem Weg gestoppt wird. Dann wird er befragt: Warum wandern Sie gerade hier? Fehlt es an Versorgungsmöglichkeiten unterwegs, etwa mit regionalen Produkten? Das und noch mehr will der Naturpark Nordeifel in einem Pilotprojekt wissen.

400.000 Euro Projektbudget

„Naturpark Nordeifel – natürlich nachhaltig“ heißt der Titel der auf ein Jahr begrenzten Befragungs- und Zählaktion, für die der Naturpark eine Förderung des Landes in Höhe von 280.000 Euro erhält. Weitere 80.000 Euro bezahlen die beiden dem Naturpark angeschlossenen Kreise Euskirchen und Düren sowie die Städteregion Aachen, 40.000 Euro kommen aus dem Naturpark-Budget dazu.

Dessen Vorsitzender Manfred Poth und Geschäftsführer Dominik Hosters präsentierten in der Jugendherberge Gemünd zum einen Zählgeräte, die mittels Lichtschranke genau ermitteln sollen, wie viele Wanderer, Spaziergänger oder Familien an 18 ausgewählten Punkten auf neun Wanderwegen vorbeikommen. Darunter sind auch drei der 94 Eifelschleifen.

Ziel: Verlässliche Besucherzahlen im Naturpark

Mithilfe der so gesammelten und über eine Internet-Cloud geladenen und abrufbaren Daten will das auf solche Datensammlungen spezialisierte Team um Prof. Dr. Felix Wölfle von der Internationalen Hochschule Düsseldorf erstmals im Bereich des Naturparks verlässliche Besucherzahlen liefern können. Die Lichtschrankenboxen sind an den Wegen unscheinbar in Hüfthöhe so angebracht, dass sie möglichst nicht umgangen werden können.

„Bislang wird bei der Zahl der sich tatsächlich in der Nordeifel auf den Wanderwegen befindenden Spaziergänger und Wanderer fast nur gemutmaßt. Lediglich der Nationalpark Eifel und Vogelsang zählen bislang regelmäßig ihre Besucher“, so Poth. Demnach werden ansonsten Buchungszahlen in der Hotellerie, vielleicht noch verkaufte ÖPNV-Fahrkarten oder Parktickets hochgerechnet. Vor allem bei der Zahl der Tagesausflugsgäste bleibt da einiges unklar.

Zählungen durch Befragungen ergänzt

Das soll sich bis zum Mai kommenden Jahres ändern. Ergänzt werden die Zählungen durch Befragungen der Wanderer an den Wochenenden in der Saison. So waren etwa am vergangenen Wochenende 25 Studierende von Wölfel unterwegs, etwa am „Fünf-Herren-Stein“ oberhalb von Dahlem.

Was sie von den Naturfreunden wissen wollen, zielt auf den Kern des Projekts: Wo gibt es Versorgungslücken? Wo fehlt es an Einkehrmöglichkeiten zum Beispiel zu Kaffee und Kuchen oder einer warmen Mahlzeit?

Grün, unscheinbar und bald an einigen Wanderwegen angebracht: Die Lichtschranken zur Besucherzählung präsentierten Manfred Poth (v.l.), Prof. Felix Wölfle und Dominik Hosters.

Grün, unscheinbar und bald an einigen Wanderwegen angebracht: Die Lichtschranken zur Besucherzählung präsentierten Manfred Poth (v.l.), Prof. Felix Wölfle und Dominik Hosters.

Hintergrund ist auch die Nachfolgeproblematik bei vielen gastronomischen Betrieben, die sich durch die beiden Corona-Jahre und teilweise die Flut beschleunigt hat, so Hosters. Seitdem haben manche Ausflugslokale für immer geschlossen. Doch macht es deshalb Sinn, die Versorgungslücke etwa durch das Aufstellen von mit Solarenergie betriebenen Lebensmittelschränken zu schließen? Gefüllt wären die mit regionalen Produkten, um regionale Erzeuger zu unterstützen. Oder sind über die Touristikagenturen buchbare Picknick-Körbe sinnvoller? Bieten am besten gar Bauernhöfe in der Nähe Einkehrmöglichkeiten an?

Projekt wird mindestens Bachelorarbeit ergeben

Man erhoffe sich verlässliche Zahlen und Hinweise, so Poth. Die von den Forschern ausgewerteten Daten sollen mit allen, die am Projekt beteiligt sind, besprochen werden. Touristiker, Kommunen und Betriebe sollen dann entscheiden, wo sich welche der möglichen Investitionen zur Schließung von Versorgungslücken lohnen.

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Erst dann wollen Poth und Wölfle auch die Strecke bekanntgeben, auf denen die Studierenden an den kommenden Wochenenden und die Lichtschranken ganzjährig die Daten sammeln – um, so Poth, „Verfälschungen zu vermeiden“. Etwas länger könnte es dauern, bis er das alles dann auch hochwissenschaftlich Schwarz auf Weiß besitzt: „Das Projekt wird mindestens eine Bachelorarbeit ergeben“, so Wölfle.

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