Meine RegionMeine Artikel
AboAbonnieren

Spektakuläre Bilder von der LokSo fand die Zucker-Susi in Euskirchen ihre neue Heimat

4 min
Das Bild zeigt die Lok, nachdem sie von der Spezialfirma aus Blankenheim an den Haken genommen war.

Die Lokomotive hinter dem Euskirchener Bahnhof ist zum historischen Lokschuppen an der Oststraße transportiert worden. Zuvor hing sie an Haken von Spezialkränen.

Zucker-Susi hebt ab: Die historische Lok hat nun ein neues Zuhause bei den Eisenbahnfreunden Euskirchen – direkt am Bahnhof.

Es war Zentimeterarbeit: Um 8 Uhr hob am Donnerstag die Lok „Zucker-Susi“ ab. Vier Stahlseile waren an einem 160- sowie einem 110-Tonnen-Kran des Blankenheimer Spezialunternehmens Kurth befestigt. Die beiden Kranwagen hoben die Lokomotive vorsichtig an. Langsam schwebte die 29-Tonnen-Susi knapp, aber seelenruhig an den Containern vorbei, in denen sich die Bauleitung für das neue Rathaus in der Euskirchener City-Süd befindet.

Bevor sie in den 1980er-Jahren in den Ruhestand versetzt wurde, hatte Zucker-Susi selbst schwere Lasten befördert. Sie war auf dem Areal der Zuckerfabrik im Einsatz. Zuletzt parkte sie auf dem Park-and-Ride-Platz hinter dem Bahnhof und war ein wenig in Vergessenheit geraten.

Lok muss weichen, weil der Park-and-Ride-Platz neu gestaltet wird

Durch den Neubau des Rathauses, der sich nach Angaben von Günter Schikorra vom Zentralen Immobilienmanagement der Stadt Euskirchen schon viele Monate vor dem Zeitplan befindet, ist sie wieder in den Fokus gerückt. Der Grund: Die Außenanlage der neuen Stadtverwaltung muss höhentechnisch angepasst, also um mehrere Meter abgesenkt werden – auch der Bereich, auf dem die Lok stand.

Doch da die Zucker-Susi nur noch auf einem knapp zehn Meter langen Schienenstück stand, mussten schweres Gerät und die Expertise der Eifeler Kranspezialisten her. Unter der Leitung von Hubkoordinator Willi Dyck hing die Lok dann auch schnell am Haken. „So ein Altertümchen verladen wir nicht jeden Tag“, sagte Dyck. Völliges Neuland seien solche Aufträge aber nicht. Die eine oder andere Lokomotive, die entgleist war, habe man schon aufgerichtet und wieder auf die Schiene gesetzt, so Dyck.

Lok rollt auf Tieflader durch die Euskirchener Innenstadt

So problemlos die Verhebeaktion klappte, so problemlos ging es weiter. Daran änderte auch nichts, dass die Ladefläche des bereitstehenden Tiefladers zu kurz war. Sie konnte nämlich mit wenigen Handgriffen und hydraulischer Unterstützung auf die notwendigen gut 8,50 Meter vergrößert werden. Nachdem einige Holzlatten verlegt worden waren, wurde die Zucker-Susi vorsichtig auf den Tieflader gehoben. Der machte sich dann gegen 10.45 Uhr auf den Weg zum historischen Lokschuppen an der Oststraße.

Das Bild zeigt den Moment, in dem die Lok über die Container der Bauleitung schwebt. Aufgenommen worden ist es mit einer Drohne.

Eine Lok hängt an schweren Haken: Der historische Dampfzug musste mit Spezialkränen versetzt werden.

Das Bild zeigt die grün-rote Lok am Haken. Mitarbeiter des Spezialunternehmens kontrollieren die Verhebe-Akion.

Auf der Baustelle des neuen Rathauses wurde die historische Lok auf einen Tieflader gehoben. Auch das war Zentimeterarbeit.

Der Schwertransporter bahnte sich buchstäblich ihren Weg über den Pützbergring und die Kölner Straße zum Vereinsareal der Eisenbahnfreunde Euskirchen, die sich ab sofort um die historische Lok kümmern werden. „Es wartet ordentlich Karosseriearbeit auf uns, auf die wir uns aber freuen“, sagte Andreas Schütz von den Eisenbahnfreunden. Knapp 100 Meter vor dem historischen Lokschuppen ist mithilfe der Stadt ein neues Schienenstück verlegt worden, auf dem die Dampflok nun steht.

Auf ihrem neuen Podest kann Zucker-Susi nun von den Zugreisenden, die in den Euskirchener Bahnhof einfahren oder ihn verlassen, bewundert werden.

Das Bild zeigt den Moment, in dem die Lok auf dem Tieflader vom Pützbergring auf die Kölner Straße abbiegt.

Per Tieflader ging es für die Zucker-Susi über den Pützbergring und die Kölner Straße zum historischen Lokschuppen an der Oststraße.

Das Bild zeigt die Ausgangssituation. Nur wenige Zentimeter von der Lok entfernt stehen die Baucontainer.

Ziemlich knapp: Die Container standen nah an der historischen Lok.

Am Sonntag, 14. September, nehmen die Eisenbahnfreunde auch wieder am Tag des offenen Denkmals teil. Auch dann wird das neue Mitglied der „Bahn-Familie“ präsentiert. Eine Herausforderung müsse aber für den Tag noch gelöst werden, so Schütz: die Sicherheit. Der neue Standort befindet sich nämlich direkt neben dem Betriebsgleis der Deutschen Bahn, über das die Regionalbahnen aus Köln nach Euskirchen fahren – auch am Tag des offenen Denkmals. Aber wer die passionierten Eisenbahner kennt, der weiß, dass sie auch dafür eine Lösung finden werden.

Die Zusammenarbeit zwischen der Stadt, Pfeifer & Langen und den Eisenbahnfreunden war beispielhaft.
Sacha Reichelt, Bürgermeister von Euskirchen

Euskirchens Bürgermeister Sacha Reichelt zeigte sich beeindruckt von der Arbeit aller Beteiligten und freute sich auch, dass die historische Lok eine neue Heimat gefunden hat. „Die Zusammenarbeit zwischen der Stadt, Pfeifer & Langen und den Eisenbahnfreunden war beispielhaft. Besonders freut mich, dass Pfeifer & Langen noch mit so viel Herz an ihrer eigenen Geschichte hier in Euskirchen hängt“, so der Verwaltungschef.

Ohne die Eisenbahnfreunde hätte man keinen geeigneten Standort für die Lok gefunden. Die Kosten für die gesamte Aktion werden laut Bürgermeister zwischen Stadt und Pfeifer & Langen aufgeteilt. Die Eisenbahnfreunde werden sich mit ihrer Expertise bei der Restauration der Lok und wohl vielen ehrenamtlichen Stunden einbringen.

Wilhelm Oberdieck, Standortleiter der Zuckerfabrik in Euskirchen, versicherte den Ehrenamtlern am Donnerstagnachmittag, als die Zucker-Susi dann endgültig ihren neuen Standort erreicht hatte, „dass es auch sicherlich noch den einen oder anderen gesponserten Eimer Farbe geben wird.“ Man beteilige sich gerne an der Aktion. „Wir wollten ein Zeichen für Euskirchen setzen, weil wir uns hier sehr wohlfühlen“, so Oberdieck. „Und natürlich schmückt so eine schöne Lok auch.“


Das ist die Zucker-Susi von Euskirchen

Die 27 Tonnen schwere Lok war nach Angaben von Wilhelm Oberdieck, Standortleiter von Pfeifer & Langen in Euskirchen, bis 1983 auf dem Werksgelände zwischen der Kreisstadt und Kuchenheim im Einsatz. „Die wurde für Rangierarbeiten eingesetzt – zunächst für Kohle, später vor allem für die Zuckerrüben“, berichtete Oberdieck.

Die 8,50 Meter lange Lok sei 1983 außer Dienst gestellt und drei Jahre später der Stadt geschenkt worden. Sie fand hinter dem Euskirchener Bahnhof ein neues Zuhause. Dort wurde sie in der Folgezeit noch einmal leicht versetzt. Zunächst stand sie genau auf der anderen Seite des Treppenabgangs zur Bahnhofunterführung.

„Es ist eine Dampflok. Sie wurde mit Dampf betankt. War der verbraucht, musste neuer nachgefüllt werden“, sagte Andreas Schütz von den Eisenbahnfreunden Euskirchen, die sich nun um „Zucker-Susi“ kümmern. Ursprünglich habe die Lok „Luzie“ geheißen, berichtete Oberdieck. Das sei aber wohl zu sperrig gewesen: „Sie sieht aber auch aus wie eine Susi“.