FreiheitsstrafenLitauische Bande für Autoausplünderung in Euskirchen und Wipperfürth verurteilt

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Ein Justizbeamter steht in einem Saal vom Landgericht Bielefeld.

Ein Justizbeamter steht in einem Saal eines Gerichtes (Symbolbild).

In Euskirchen verursachten die Täter einen Schaden von mehr als 15.000 Euro an einem BMW. Nun wurden sie am Landgericht Bielefeld verurteilt.

Man mag sich das nicht vorstellen: Morgens schaut man aus dem Fenster, und der schöne BMW ist entweder nicht mehr komplett – oder ganz verschwunden. So ist es auch einem Autobesitzer in Euskirchen ergangen, der Opfer eines Trios wurde: Die Litauer haben wertvolle Komponenten aus seinem Fahrzeug gestohlen. Jetzt hat das Landgericht Bielefeld die Automarder zu mehrjährigen Haftstrafen verurteilt.

Die drei Litauer (23 bis 34 Jahre alt) beherrschten ihr kriminelles Handwerk: Bei Fahrzeugen mit dem Keyless-Go-System verlängerten sie die Funkstrecke des Schlüssels mit einem speziellen Gerät und konnten so die Autos öffnen. Wo das nicht klappte, schlugen sie eine Scheibe ein.

Am Ende fehlten auf diese Weise teure und begehrte Teile wie digitale Tachoeinheiten, Mittelkonsolen mit Bedienungselementen, Navigationsgeräte und komplette Frontscheinwerfer – allesamt kenntnisreich und zielgerichtet ausgebaut. Wie der Prozess zeigte, wurde das Diebesgut sicher in Frischhaltefolie eingewickelt, zwischengelagert und dann mithilfe eines litauischen Reiseunternehmens ins Bestimmungsland geschafft. Dass ein Geflecht organisierter Kriminalität hinter den Taten steckte, wurde im Zuge der Beweisaufnahme offenkundig.

Bestelllisten abgearbeitet

Nicht nur hatten die Automarder regelrechte Bestelllisten abgearbeitet, um Abnehmern in ihrem Heimatland begehrte Ersatzteile kostengünstig, aber illegal zu beschaffen. Sie hatten einen VW Golf und eine Mercedes C-Klasse als Tatfahrzeuge genutzt, die zuvor auf deutsche Strohleute zugelassen worden waren – was mutmaßlich wiederum ein Mann aus Euskirchen organisiert hatte.

Übernachtungen hatte die Ehefrau des Hauptangeklagten (34) über eine Internet-Plattform nahezu in ganz NRW gebucht, sodass die Diebe regelmäßig ihren Standort wechselten – und von Juni 2021 bis Juli 2022 Autoaufbrüche im Nordwesten Deutschlands begingen, mit dem Schwerpunkt in Ostwestfalen-Lippe.

In Euskirchen verursachten die Täter einen Schaden von mehr als 15.000 Euro an einem BMW. Gemäß einer am zweiten Verhandlungstag erzielten Verständigung, die auf einem Geständnis aller drei Angeklagten basierte, sprach die 2. Große Strafkammer des Landgerichts Bielefeld ihr Urteil: Fünfeinhalb Jahre Haft für den 34-Jährigen, der nach Überzeugung des Gerichts bei insgesamt 36 Taten der Hauptakteur war.

Mittäter erhalten auch Freiheitsstrafen

Zu vier Jahren und zwei Monaten Haft wurde der 23-Jährige verurteilt, der ihn bei 25 Taten begleitet hatte, und zu 34 Monaten Gefängnis der 32-Jährige, der bei den anderen elf Aufbrüchen mitgemacht hatte. Alle drei sind bereits mehrfach wegen Eigentumsdelikten vorbestraft – der Hauptangeklagte bereits seit zehn Jahren, unter anderem wegen gleich gelagerter Straftaten. Ganz ungeschoren kam die jedoch auch Autoindustrie in dem Prozess nicht davon.

„Die Hersteller haben ja nicht das ganz große Problem damit“, so der Vorsitzende Richter Carsten Wahlmann über die Diebstähle: „Da gibt's ja dann auch mal ein Folgegeschäft.“ Noch deutlicher fiel die Antwort von Verteidiger Robert Funk aus: „Ja, die freuen sich da ein Loch in den Bauch.“

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