Euskirchener Schüler unterstützen die Polizei als „Hilfspolizisten“. An die Autofahrer verteilen sie Denk-, aber auch Dankzettel.
PolizeiaktionSchüler verteilen in Euskirchen rote Denkzettel an Autofahrer

Nahmen auch mal probeweise die entgegenkommenden Autos ins Visier: die Grundschüler der Hermann-Josef-Schule.
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Die meisten Autofahrer fuhren mit einem Lächeln vom Parkplatz – und mit einer grünen Karte auf dem Beifahrersitz. Dort, wo früher am Keltenring mal das Euskirchener Hallenbad stand, waren am Montagvormittag fünf echte Beamte und mehr als 20 „Aushilfspolizisten“ im Einsatz. Sie verteilten an die Verkehrsteilnehmer zahlreiche Denk- und Dankzettel in Form von roten und grünen Karten.
Weil sich aber die meisten Autofahrer an die erlaubte Höchstgeschwindigkeit von 50 km/h auf dem Keltenring hielten, wurden die grünen Dankzettel deutlich häufiger von den Schülerinnen und Schülern der 2a der Hermann-Josef-Schule verteilt. Lediglich sechs von 33 Autofahrern waren nach Angaben der Euskirchener Polizei am Montag zwischen 9.30 und 10.30 Uhr zu schnell unterwegs. Und das auch nur ein bis drei km/h – also noch im Toleranzbereich bei einer Geschwindigkeitsmessung.
Auch zu schnellen Autofahrern drohte kein Knöllchen
Aber selbst wenn sie noch ein wenig schneller unterwegs gewesen wären, wären sie an diesem Tag mit einem blauen Auge und einer roten Papierkarte mit einem aufgedruckten Daumen nach unten davongekommen. Bei der Aktion handelte es sich nach Angaben von Polizeisprecher Franz Küpper nämlich um eine Präventionsmaßnahme.
„Es gibt eine landesweite Initiative für mehr Sicherheit im Straßenverkehr“, sagte Küpper. Eine der Aktionen innerhalb der Initiative sei die nun durchgeführte Dank- und Denkzettelaktion zur Schulwegsicherung, so Küpper.

Für die Autofahrer gab es von den Schülern einen Dank- oder Denkzettel.
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Polizei und Grundschüler erklärten den Verkehrsteilnehmern die Aktion.
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Während die Denk- und Dankzettel erstmals von der Euskirchener Polizei an Autofahrer ausgegeben wurden, sei Schulwegsicherung kein neues Thema, so der Polizeisprecher. Die finde praktisch jeden Morgen durch die jeweiligen Bezirksbeamten quer durch den ganzen Kreis statt.
Doch warum der Keltenring, warum der Bereich der Hermann-Josef-Schule? Darauf hat Schulleiter Torsten Wanasek die Antwort: „Hier wird aus Sicht von Eltern und der Elternpflegschaft zu schnell gefahren. Und die haben sich bei der Polizei gemeldet.“ In Absprache mit dem Unfallpräventionsteam der Polizei habe man sich die Situation vor Ort mal genauer ansehen wollen.
Autofahrer haben oft nur die Ampel an der Erftstraße im Blick
Zwar sei es, so Wanasek, noch zu keinem schlimmeren Unfall an seiner Schule gekommen, aber soweit müsse man es ja auch nicht kommen lassen. „Einige Autofahrer haben die Bedarfsampel vor der Schule nicht im Blick. Sie schauen nur auf die Ampel an der Erftstraße und drücken gerne mal aufs Gas, weil sie die grüne Welle mitnehmen wollen“, so der Schulleiter.
Es sei schon mal vorgekommen, dass er bei einem Lieferwagenfahrer an die Seite geklopft habe, weil dieser nicht wahrgenommen habe, dass die Bedarfsampel für ihn gerade Rot zeigte. „Der hat sich total erschrocken und gesagt, dass er sie nicht wahrgenommen habe. Das kommt häufiger vor“, sagt Wanasek, der froh ist, dass ein weiterer Gefahrenpunkt bereits der Vergangenheit angehört: die am Seitenstreifen abgestellten Lkw.
Die Sogwirkung auf dem Fußweg ist schon krass – vor allem für die Schüler.
Die dürfen seit einiger Zeit nicht mehr am Rand des Keltenrings im Bereich des Hauses der Landwirtschaft abgestellt werden. „Wenn die da standen, war die Sicht schon sehr eingeschränkt“, so der Schulleiter, der berichtet, dass es kein ausgesprochenes Problem mit Elterntaxis an der Hermann-Josef-Schule gibt.
Dafür gebe es aber schon mal Probleme während der Rübenkampagne. „Die Sogwirkung auf dem Fußweg ist schon krass – vor allem für die Schüler“, berichtete der Schulleiter. Aber auch während der Knollenkampagne sei glücklicherweise noch kein Unfall passiert. Wanasek wünscht sich, dass vor seiner Schule Tempo 30 gilt. Dem habe der Kreis und Straßen NRW aber eine Absage erteilt, weil es sich um eine Bundesstraße handele.
Aktion der Polizei kam bei Verkehrsteilnehmern gut an
Bei den meisten Verkehrsteilnehmern kam die Aktion gut an – sogar, wenn sie im Stress waren. „Ich muss in einer halben Stunde in einem Meeting sein. Das stresst gerade“, sagte eine Autofahrerin, die aber großes Verständnis für die jungen „Aushilfspolizisten“ zeigte: „Ich bin selber Mutter von zwei viereinhalb Jahre alten Jungs, die gerne Rad fahren. Da ist es toll, dass man Autofahrer auf diese Art sensibilisiert.“
Ein anderer Autofahrer sagte: „Ich bin froh, dass ich nichts falsch gemacht habe. Und ich fahre künftig sensibilisiert hier vorbei.“ „Das war eine sehr schöne, aber auch erfolgreiche Aktion, die allen Spaß gemacht hat“, sagte Polizeisprecher Küpper.
Die Präventionsprogramme der Euskirchener Polizei
Die Unfallprävention der Euskirchener Polizei beginnt im Krankenhaus. Die Beamten beraten Eltern beispielsweise bei der Wahl eines Kindersitzes fürs Auto. Für den Kindergarten haben die Polizeibeamtinnen Anke Weber und Julia Braun das didaktische Puppenspiel der Verkehrspuppenbühne entwickelt – inklusive Bühnenbild. Für die weiterführenden Schulen gibt es den Crashkurs NRW, der sich an Fahranfänger richtet. Und für Senioren gibt es beispielsweise Pedelec-Schulungen.