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„AWO Herz-Dame“Ü90-Skatrunde spielt freitags je 30 Partien in Euskirchen

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Drei Skatspieler sitzen um einen Tisch und lachen. Einer hat ein Blatt mit einem Kugelschreiber vor sich liegen und greift nach dem Kartenstapel. Ein anderer hat eine Tasse vor sich stehen.

Die drei Rentner möchten so lange Skat spielen, wie es geht: Siegfried Rodacker (v.l.), Peter Hündgen und Horst Schipper.

Peter Hündgen, Horst Schipper und Siegfried Rodacker tragen ihre Spiele wöchentlich in die Liste des Deutschen Skatverbands ein. 

„Jut Blatt“, wünschen sich die drei Skatspieler. Dass sie über 90 Jahre alt sind, merkt man ihnen beim Spielen nicht an. Kurze Zeit später fliegen die Karten. Es knallt dumpf: häufig landen die Handseiten beim Aufspielen auf dem Tisch. Es folgen Stiche und Sticheleien. Peter Hündgen (92) räumt ein, dass er seinen Mitspielern Horst Schipper (92) und Siegfried Rodacker (93) das wünsche, was sie ihm auch wünschten: „Und das ist nicht das Beste beim Skat“, sagt er und alle lachen.

Peter Hündgen hatte Mitte Juli 2025 Geburtstag, damit ist er das Küken der Runde. „Ich sitze hier, weil ich ja auf die Senioren aufpassen muss“, scherzt er. Kurz vor der Corona-Pandemie ist er dem Euskirchener Skatclub „AWO Herz-Dame“ beigetreten. „Das müsste 2019 gewesen sein“, stimmen ihm Horst Schipper und Siegfried Rodacker zu.

Die beiden spielen bereits seit dem Jahr 2000 jeden Freitag in der Rathausstraße 3. „Wir fangen gegen 13.30 Uhr an und hören gegen 18 Uhr auf“, so Horst Schipper.

Während der Pandemie mussten die drei Vereinskollegen pausieren, konnten dann aber wieder vorsichtig mit Masken anfangen.

Ü90-Spieler bewahren sich den Anreiz beim Skat

Warum sie mit über 90 Jahren noch gemeinschaftlich einem Strategiespiel nachgehen? Horst Schipper entgegnet, dass es ihm wichtig sei, geistig fit zu bleiben. Dafür eigne sich Skat eben gut. „Man muss reizen können“, sagt er. „Und wir zählen die Karten“, fügt Peter Hündgen an. Die drei finden das Skat-Spielen zwar anstrengend, aber sie sagen auch: „Wir haben unseren Spaß dabei.“ Siegfried Rodacker wirft grinsend ein: „Wir versuchen's.“

Neben der Freude am Kartenspielen reizt die Vereinskollegen auch der Wettkampfgedanke. Sie tragen ihre wöchentlich 30 Partien in eine Liste des Deutschen Skatverbands ein und messen sich mit anderen Spielern. „So muss man sich Mühe geben beim Spielen“, erläutert Horst Schipper: „Skat muss einen kleinen Anreiz haben.“

Er und Siegfried Rodacker berichten, bereits als Kinder mit der Familie Skat gespielt zu haben. Im Erwachsenenalter sei es ein Ausgleich zur Arbeit geworfen. Horst Schipper war mehr als 30 Jahre bei der Bundeswehr und hat gerne mit Kameraden in der Mittagspause Skat gespielt. Siegfried Rodacker hat als Hilfsarbeiter jahrzehntelang „alles gemacht“, wie er berichtet. Peter Hündgen war Stuckateur.

Das Trio vermisst die Kneipen in der Stadt Euskirchen

Das Trio verortet Skat eher als Kneipensport. Was die Situation in Euskirchen angeht, bemängelt Peter Hündgen: „Es gibt keine Kneipen mehr. Hier ist nichts mehr.“ Daher sind die drei Senioren froh, ihren Stammclub zu haben. Dort bleibt es mittlerweile während der Skat-Runden aber meist bei Wasser und Kaffee. Auch, weil Peter Hündgen und Horst Schipper noch mit dem Auto aus Kirchheim und Euskirchen anfahren. Siegfried Rodacker wohnt nahe genug, um zu Fuß zu gehen.

Ihr Alter ist für sie ein Thema. Peter Hündgen versucht täglich zwei Stunden mit dem Rollator zu gehen. „Jeden Tag wird es einen Meter schwerer“, sagt er. Horst Schipper pflichtet ihm bei: „Meine Couch muss einen Magneten haben.“ Sie lachen. Für Peter Hündgen ist klar: „Wenn ich die Karten nicht mehr nachhalten kann, gebe ich es dran.“ Bevor es mit der nächsten Runde weiter geht, sagt Siegfried Rodacker: „So lange es geht, wollen wir hier weitermachen.“