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Blitzer-KooperationEuskirchen und Weilerswist bitten Raser bald selbst zur Kasse

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Auf dem Hof der Euskirchener Feuerwehr stellten Sacha Reichelt (l.) und Dino Steuer den Blitzer-Anhänger vor.

Lächeln fürs Foto: Euskirchens Bürgermeister Sacha Reichelt und sein Weilerswister Kollege Dino Steuer am neuen Blitzer.

Die beiden Nachbar-Kommunen haben gemeinsam einen semi-stationären Anhänger zur Geschwindigkeitskontrolle angeschafft.

Jetzt machen Euskirchen und Weilerswist ernst: Die Räte der beiden Kommunen haben vor einigen Monaten eine Kooperation zur Verbesserung der Verkehrssicherheit beschlossen. Nun hat die „Blitzer-Gemeinschaft“ einen gemeinsamen semi-stationären Blitzer angeschafft, der in der kommenden Woche seinen Dienst aufnehmen soll.

Wie Euskirchens Bürgermeister Sacha Reichelt berichtet, trudeln im Rathaus nahezu wöchentlich Hinweise und Beschwerden von Bürgern ein, die sich über mutmaßliche Geschwindigkeitsverstöße beklagen. Da der Kreis Euskirchen und die Polizei, die bisher das Hoheitsrecht über die Geschwindigkeitskontrollen hatten, nicht überall sein könnten, wolle man nun selbst für mehr Verkehrssicherheit sorgen, so Reichelt.

Der zentrale Baustein der Zusammenarbeit ist die gemeinsame Anschaffung eines mobilen Blitzer-Anhängers mit moderner Lasertechnik. Das Gerät kann dank Batteriebetrieb mehrere Tage an einem Standort eingesetzt werden. Die Geschwindigkeitskontrollen beginnen in Euskirchen im Laufe der kommenden Woche, anschließend geht es in Weilerswist weiter. Alle Bußgeldbescheide – auch die für Weilerswist – werden aus organisatorischen Gründen von der Stadt Euskirchen verschickt.

Stadtverwaltung Euskirchen hat neue Vollzeitstelle für Bußgelder geschaffen

Um den zusätzlichen Verwaltungsaufwand zu bewältigen, wurde in Euskirchen eine weitere Vollzeitstelle in der Bußgeldstelle geschaffen. Die Gerätekosten liegen laut den Verwaltungschefs bei rund 4500 Euro monatlich und werden über ein Leasingmodell getragen – eine Entscheidung, die auch das Vandalismusrisiko abfedern soll, da im Schadensfall ein Ersatzgerät bereitgestellt werden kann. Die Kosten teilen sich die beiden Kommunen im Verhältnis drei Viertel (Euskirchen) zu einem Viertel (Weilerswist).

Blick ins technische Innenleben des neuen Blitzer-Anhängers.

Lasertechnik: Die semi-stationäre Anlage ist hochmodern. Sobald ein Foto gemacht ist, wird es in eine Cloud geladen.

Ein Mann, der über seinem Karo-Hemd eine Steppweste trägt, bedient eine Kurbel am geöffneten Blitzer-Anhänger.

Der Anhänger kann problemlos versetzt werden.

Reichelt und Steuer betonten, dass die Geschwindigkeitskontrollen nicht der Einnahmeerzielung dienen, sondern der Unfallprävention. „Wir haben in Euskirchen ein Haushaltsvolumen von mehr als 200 Millionen Euro. Da spielt so ein Blitzer nur eine untergeordnete Rolle“, sagte Reichelt. „Wenn wir am Ende draufzahlen, wäre uns das am liebsten – aber das wird wohl nicht passieren.“

Geschwindigkeitsüberwachung sei ein unverzichtbarer Bestandteil der Verkehrssicherheit, insbesondere da Beschwerden über zu schnelles Fahren zu den häufigsten Bürgeranliegen zählen, erklärten die Bürgermeister.

Standorte des Blitzers werden vorab nicht bekanntgegeben

Die neue Kooperation soll gezielt Strecken schützen, die von besonders schutzbedürftigen Personengruppen genutzt werden – etwa Schulwege, Kita-Umfelder, Seniorenheime sowie bekannte Unfall- und Gefahrenschwerpunkte.

Die Standorte der Geschwindigkeitskontrollen werden laut Steuer bewusst nicht vorab veröffentlicht, um einen nachhaltigen Lerneffekt zu erzielen. Wer an einer Stelle bereits mehrfach geblitzt worden sei, fahre dauerhaft vorsichtiger, betonte Reichelt. „Außerdem sprechen sich Standorte über Soziale Netzwerke so schnell herum – da müssen wir keine zusätzliche Aufklärungsarbeit leisten“, so Steuer.

Kreis Euskirchen hat bereits zwei Blitzer-Anhänger in Betrieb

Der Blitzer-Anhänger wird zwischen beiden Kommunen im Verhältnis zur Einwohnerzahl aufgeteilt und nahezu rund um die Uhr im Einsatz sein. Eine flexible Nutzung ist vorgesehen.

Durch seinen semi-stationären Blitzer stellte der Kreis Euskirchen im vergangenen Jahr rund 9300 Verstöße fest und erzielte Einnahmen von etwa 500.000 Euro. Mittlerweile hat der Kreis zwei solcher Geräte im Einsatz.

Aktuell dürfen in NRW – anders als in einigen anderen Bundesländern – neben der Polizei nur Kreise und Städte mit mehr als 50.000 Einwohnern die Geschwindigkeit im Straßenverkehr selbst überwachen. Angedacht sind daher auch Blitzergemeinschaften zwischen Mechernich und Zülpich. Zudem beschäftigen sich die Gemeinden Dahlem, Blankenheim, Nettersheim, Kall, Hellenthal und die Stadt Schleiden mit der Frage, ob sie eine gemeinsame Geschwindigkeitsüberwachung einführen wollen.