„Deutschland sucht den Supermieter“Kabarett „Distel“ spielt im Euskirchener Stadttheater mit Klischees

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Die Schauspieler des Kabarett Distel auf der Bühne.

Von Menschen in Existenznot bis zu stinkreichen Topmanagern streitet sich in dem Stück „Deutschland sucht den Supermieter“ ganz Berlin um das zur Miete stehende Zimmer.

Das Kabarett präsentierte am Samstagabend ein Stück, das auch in die Abgründe der menschlichen Psyche blicken ließ.

Der Wohnungsmarkt ist ein hart umkämpftes Pflaster. Besonders in Großstädten türmen sich bei der Suche nach geeignetem Wohnraum meist ungeahnte Hindernisse auf. Einmal fündig geworden, stellt sich das in der Vorstellung bereits gemütlich eingerichtete neue Zuhause schließlich doch als unbezahlbar heraus. Mit diesem Problem beschäftigten sich die Akteure des Berliner Kabarett-Theaters „Distel“.

Unter dem Titel „Deutschland sucht den Supermieter“ präsentierten sie den Besuchern im Euskirchener Stadttheater am Samstagabend eine ganz besondere Art von Castingshow, die nicht nur die unterschiedlichsten Beweggründe für die Wohnungssuche darstellte, sondern auch in die Abgründe der menschlichen Psyche blicken ließ. Protagonist Marco Hilpers (gespielt von Rüdiger Rudolph) führt ein entspanntes Leben.

Von Menschen mit Existenznot bis Kanzler Olaf Scholz

Ohne jemals selbst einen Finger zu rühren, profitiert er vom Reichtum seines Vaters und entspannt sich in seiner Eigentumswohnung im Herzen Berlins. Da das Geld bei dem verwöhnten Sohnemann dennoch knapp zu werden droht, beschließt er, eines der Zimmer in der geräumigen Wohnung unterzuvermieten. Als Schwierigkeiten bei der Umsetzung dieses Plans stellen sich jedoch nicht nur die möglichen Mieter, sondern auch der langjährige Kumpel Lutz (Boris Leibold) heraus, der sich nach einer Party vor drei Jahren in dem freien Zimmer eingenistet hatte und sich längst selbst als Mitbewohner der WG sieht.

Menschen in Existenznot, stinkreiche Topmanager, die eine unauffällige Unterbringung für ihre Geliebte suchen, bis hin zu Bundeskanzler Olaf Scholz geben sich bei den Bewerbungsgesprächen um das begehrte Zimmer die Klinke in die Hand und stürzen Marco Hilpers von einem emotionalen Chaos ins nächste. In dem von Regisseur Thomas Lienenlüke verfassten Stück beschäftigen sich die Akteure jedoch nicht nur mit Klamauk und Klischees, sondern vermitteln während ihres Auftrittes auch eine große Portion Gesellschaftskritik.

Stück mit Klischees und Gesellschaftskritik

„Ich suche seit sechs Monaten ein Zimmer in Berlin. Eher findest du einen Humanisten in der AfD“, schimpfte Nancy Spiller in der Rolle einer verzweifelten Bewerberin, die sich zuvor sogar vom Hausdach des Gebäudes in die Wohnung abgeseilt hatte. Als Geliebte eines Managers, die sich für teure Geschenke freiwillig erniedrigen lässt und alle Fortschritte der feministischen Bewegung mit Füßen tritt, kam die Kabarettistin auch auf die Rolle der Frau in der heutigen Gesellschaft zu sprechen.

„Es ist kein Wunder, dass Annalena Baerbock für ihre feministische Außenpolitik kritisiert wird. Denn wenn sie die Gleichberechtigung in den Iran bringt, schwappt am Ende noch etwas davon rüber nach Deutschland.“ In kürzester Zeit gelang es den Schauspielern, nicht nur in ein neues Kostüm, sondern auch in eine neue Rolle zu schlüpfen und jede davon zwar humoristisch überspitzt, aber dennoch glaubhaft widerzuspiegeln. Mit Boris Leibold am Klavier rundete das Trio sein Kabarett-Theater zudem musikalisch ab und sorgte zwei Stunden lang für humorvolle, aber auch zum Nachdenken anregende Unterhaltung. (ca)

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