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Mängelliste und KrisengesprächDas sagt die Bürgermeisterin zur Weilerswister Feuerwehr

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In der Ratssitzung klatscht ein Weilerswister Feuerwehr Beifall.

Bei der Weilerswister Feuerwehr hängt der Haussegen schief. Wehrleiter Jürgen Schmitz hat bei Landrat Markus Ramers die Einsatzbereitschaft der Feuerwehr infrage gestellt.

Bei der Weilerswister Feuerwehr brennt es. Nun gab es ein Gespräch zwischen Wehrleitung und Bürgermeisterin Anna-Katharina Horst.

Als „zartes Pflänzchen des aufeinander Zugehens“ fasst Weilerswists Bürgermeisterin Anna-Katharina Horst das Gespräch zwischen der Verwaltungsspitze und der Leitung der Feuerwehr zusammen.

Vier Stunden sprachen und diskutierten die Verantwortlichen nach Informationen dieser Zeitung. Moderiert wurde das Gespräch von Kreisbrandmeister Peter Jonas.

Gespräch in Weilerswist nach Brief der Wehrleitung nötig

Nötig gemacht hatte es ein Brief von Wehrleiter Jürgen Schmitz, in dem er die Weilerswister Feuerwehr als „eingeschränkt einsatzbereit“ bezeichnet hatte. Das lange Gespräch sei „konstruktiv und zielorientiert“ gewesen, betonen alle Parteien. „Das Gespräch war wirklich lösungsorientiert“, so Schmitz.

In dem Gespräch ging es um den Brandschutzbedarfsplan im Allgemeinen und um die von der Feuerwehr erstellte lange Liste von Mängeln im Speziellen. Beispielsweise sollen Geräte und Ausrüstung nicht gewartet worden sein.

Bürgermeisterin räumt Fehler bei der Dokumentation ein

Nur wenige Stunden zuvor hatte Bürgermeisterin Horst im Gespräch mit dieser Redaktion eingeräumt, dass in den vergangenen Jahren bei der Feuerwehr nicht alles glatt gelaufen sei. So seien Wartungen und Prüfungen, die nicht von externen Spezialisten durchgeführt worden sind, nicht dokumentiert worden.

„Nur, weil wir es nicht dokumentiert haben, heißt es nicht, dass nicht gewartet wurde“, sagte die Bürgermeisterin: „Natürlich war die Nichtdokumentation ein Fehler.“

Seit wenigen Wochen greift nach Angaben von Alexander Eskes, Erster Beigeordneter der Gemeinde, ein Vertrag mit einem externen Dienstleister, der Gerätschaften prüft und wartet. Zudem gibt es einen hauptamtlichen Gerätewart.

Zuletzt war Kritik aufgekommen, weil der Verwaltungsmitarbeiter auch für andere Aufgaben eingesetzt worden sein soll, obwohl es einen erheblichen Wartungsstau bei der Löschgruppe Weilerswist gebe. „Er wird intern nicht in anderen Bereichen eingesetzt“, versicherte Horst.

Verwaltung sichert Weilerswister Feuerwehr Unterstützung zu

Mit Blick auf die künftigen Wartungen und die Dokumentationen wartet auf den hauptamtlichen Gerätewart viel Arbeit. Zu viel? „Wir werden das Dokumentationssystem nun aufbauen. Das delegiere ich als Aufgabe an den Wehrleiter. Das muss er vor Ort machen, weil das operative Geschäft seine Aufgabe ist“, so Horst.

Sie sichert die Unterstützung seitens der Verwaltung zu, sollten die Aufgaben nun tatsächlich den hauptamtlichen und ehrenamtlichen Gerätewarten über den Kopf wachsen: „Ich gehe davon aus, dass unser hauptamtlicher Gerätewart Prüfung und Dokumentation nicht hinbekommen wird. Das ist zu viel Arbeit.“

Im Zweifel würden wir eher noch einen zweiten hauptamtlichen Gerätewart einstellen
Alexander Eskes, Beigeordneter

Unterstützung stellt der Erste Beigeordnete, Alexander Eskes, in Aussicht: „Wir sind die Letzten, die sagen: Pech gehabt. Im Zweifel würden wir eher noch einen zweiten hauptamtlichen Gerätewart einstellen.“ Zunächst sei aber zu klären, welches System eingesetzt werden soll, welche Abläufe, welche Vorgaben es gebe, so die Bürgermeisterin.

Ein Gespräch „im engeren Sinne“ mit dem Wehrleiter über die möglichen Probleme bei der Feuerwehr, die eine eingeschränkte Einsatzbereitschaft zur Folge haben könnten, habe es im Vorfeld nicht gegeben. Horst sagt aber auch: „Dass die Wehrleitung mit bestimmten Dingen nicht zufrieden ist, ist uns bekannt.“

Neue Feuerwache kostet in Weilerswist mindestens 16 Millionen Euro

Sie habe in den vergangenen Wochen den Eindruck gewonnen, dass Wehrleiter ihre Aufgaben und Zuständigkeiten unterschiedlich sehen. Schmitz ist in Horst’ Amtszeit der dritte Wehrleiter. Einen Tag vor dem Brief an den Landrat habe sie eine Mail von Schmitz erhalten, in der er mehrere Punkte als kritisch kennzeichnet. „Das Merkwürdige ist, dass die Situation mit dem Wechsel der Wehrleitung und nicht mit dem Wechsel auf dem Bürgermeisterstuhl einhergeht“, sagte Horst im Gespräch mit der Redaktion.

Wie Kreisbrandmeister Jonas berichtet, ist die von Landrat Markus Ramers geforderte Stellungnahme der Weilerswister Verwaltung noch nicht da. Sobald das der Fall sei, werde er sie mit dem Landrat besprechen. Wichtig sei, dass die Feuerwehr in Weilerswist weiterhin zu Einsätzen ausrücken werde, betonte die Bürgermeisterin. Die Angelegenheiten rund um die Feuerwehr wolle sie zur Chefsache machen – immer in Rücksprache mit den Experten und den Mitgliedern der Verwaltung.


Feuerwache und Umstrukturierung

16 Millionen Euro wird die neue Feuerwache in Weilerswist kosten – mindestens. Kostensteigerungen und vor allem der Grunderwerb sind noch nicht eingepreist. Gebaut werden soll sie auf einem Grundstück im Bereich der K 11/L 163n.

Aktuell laufen nach Angaben von Bürgermeisterin Anna-Katharina Horst Gespräche mit dem Landesbetrieb Straßen NRW über die denkbare Zuwegung. Geht es nach Martin Reichwaldt, Fachbereichsleiter Planen und Bauen, folgt in diesem Jahr noch die europaweite Ausschreibung. Die ersten Einsätze aus der neuen Feuerwache könnten dann laut Reichwaldt in drei Jahren gefahren werden.

2800 Quadratmeter soll die Feuerwache groß sein. Platz finden sollen nach Angaben von Alexander Eskes, Erster Beigeordneter der Gemeinde, 14 Feuerwehrfahrzeuge. Zudem sind Waschhalle, Werkstatt, Schulungsraum, Atemschutzwerkstatt, Waschküche und Stabsraum geplant. Schon jetzt dürfte klar sein: Werden die beiden Löschgruppen Vernich und Weilerswist in einer Wache vereint, könnten interne Umstrukturierungen sinnvoll sein, um etwa die Kräfte zu bündeln. Denkbar ist übrigens auch, dass der Kreis auf dem Gelände neben der Feuerwache eine Rettungswache errichtet. 

Am Donnerstag, 9. März, findet um 18 Uhr im Forum der Gesamtschule Weilerswist eine Sondersitzung des Gemeinderates statt. Das Thema: Feuerwehr. Unter anderem will die Gemeinde den ersten Entwurf der geplanten Feuerwache an der K 11 vorstellen.

Zudem soll der Brandschutzbedarfsplan der Gemeinde Punkt für Punkt besprochen werden. Die CDU-Fraktion hat für die Sondersitzung einige Anträge gestellt. So wollen die Christdemokraten, dass die Verwaltung alternativ zum Neubau der Feuerwache auch die zu erwartenden Kosten für eine Sanierung der bestehenden Wache vorlegt – inklusive der Gerätehäuser in den Dörfern, für die aktuell noch Bestandsschutz gilt, die aber mittelfristig neu gebaut werden müssen.

Geht es nach der CDU, wird die Gemeinde Weilerswist über die Erhebung von Kostenersatz und Entgelten bei Einsätzen der Feuerwehr mindestens diskutieren.

Die Satzung ist nach Angaben von Dino Steuer, Fraktionsvorsitzender der CDU, letztmals am 15. Dezember 2016 angepasst worden. „Um den hohen Standard aufrechtzuerhalten, ist es notwendig, regelmäßige Materialwartungsverträge abzuschließen und neue Ausrüstung sowie Fahrzeuge anzuschaffen“, so Steuer.

Mit Blick auf den Haushaltsplan 2023 ist es laut Steuer wichtig, eine „angemessene Finanzierung für die Feuerwehr sicherzustellen“. Das gelte umso mehr, weil millionenschwere Investitionen anstünden, so Steuer.

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