Bei Wache wird gespartWeilerswister Feuerwehr ist weiter nur bedingt einsatzbereit

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Das Bild zeigt sechs Feuerwehrleute, wie sie brennende Lkw löschen.

Obwohl immer noch nicht alle Materialien geprüft und gewartet sind, rückt die Weilerswister Feuerwehr regelmäßig zu Einsätzen aus.

Die Weilerswister Feuerwehr ist weiterhin nur bedingt einsatzbereit. Gerade die ABC-Einheit bereitet der Wehrleitung Sorgen.

Die Weilerswister Feuerwehr ist weiterhin nur bedingt einsatzbereit. Wehrleiter Jürgen Schmitz hatte Ende Februar Kreisbrandmeister Peter Jonas sowohl mündlich als auch schriftlich auf zahlreiche Missstände in der Weilerswister Wehr hingewiesen. 70 Seiten umfasste der Bericht. An diesem Status habe sich nichts geändert, so Schmitz. 

Der Wehrleiter sagt aber auch: „Die Situation wird kontinuierlich besser.“ So seien zwei Drittel der Materialien in den vergangenen Wochen und Monaten von einem externen Unternehmen geprüft und gewartet worden. Lediglich die aufwändiger zu wartenden Materialien seien noch nicht geprüft worden, so Schmitz.

Weilerswist: Das Warten auf den neuen ABC-Gerätewagen geht weiter

Dazu gehören nach Angaben des Wehrleiters vor allem Materialien der ABC-Gefahrenabwehr. Diese Komponente der Weilerswister Wehr sei ohnehin ein Punkt, wo der Schuh weiterhin extrem drücke. Aktuell sei man eigentlich nicht in der Lage, die Erstabwehr eines ABC-Einsatzes mit gutem Gewissen hinzubekommen, so Schmitz. 

Der Grund: Der Gerätewagen Gefahrenabwehr, der mittlerweile Gerätewagen Umwelt heißt, war bei der Flut so stark beschädigt worden, dass er ausgetauscht werden muss. Die wenigen Dinge von dem Gerätewagen, die gerettet werden konnten, sind bei der Weilerswister Feuerwehr auf einem Anhänger gelagert – praktisch kein Gerätewagen, sondern ein „Anhänger Umwelt“.

Weilerswist ist die Kommune mit den meisten Autobahnkilometern

Dieser Zustand sei für die Kommune mit den meisten Autobahnkilometern und einem großen Gewerbegebiet alles andere als optimal. Zwar sei die Gefahrenabwehr im Kreis Euskirchen auf viele Schultern verteilt, aber einen gewissen Grundschutz sollte die eigene Gemeinde schon bieten. Zumal es eine gewisse Zeit dauere, bis die Dekontaminierungseinheit aus Dahlem in Weilerswist eintreffe, sagt der Wehrleiter.

Die Gemeindeverwaltung hat den suboptimalen Zustand aber erkannt und einen neuen Gerätewagen Umwelt bestellt. Wann der aber an der Feuerwache in Weilerswist eintrifft, steht aktuell in den Sternen. Der Grund: Lieferschwierigkeiten.

Apropos Feuerwache: Die geplante Feuerwache in Weilerswist könnte ein bisschen günstiger werden. In den vergangenen Tagen saßen nach Informationen dieser Zeitung Wehrleitung und Verwaltung zusammen und sind noch einmal alle Punkte beim 20-Millionen-Euro-Projekt durchgegangen. Wie zu hören war, wurde mitunter der Rotstift angesetzt.

So soll beim Schlauchturm und der Atemschutzwerkstatt abgespeckt werden. Es gebe aber auch weiterhin Punkte, die bereits am Mindestmaß angekommen seien. Der Status quo sei in diesen Fällen nicht verhandelbar, heißt es aus Reihen der Feuerwehr.

Unfallkasse stellt bei Weilerswister Feuerwehr zahlreiche Mängel fest

Nicht verhandelbar ist auch der Bericht der Unfallkasse. Der liegt nach Angaben der Verwaltung mittlerweile vor. Die Experten hatten vor allem die fünf Feuerwehrgerätehäuser in der Gemeinde unter die Lupe genommen.

„Dabei wurden Mängel festgestellt“, sagt Claudia Roberz, Pressesprecherin der Gemeinde Weilerswist. Während der Besichtigung seien bereits „lösungsorientierte Maßnahmen“, etwa bei den Absauganlagen in den Fahrzeugbereichen, mit der Unfallkasse beraten worden. „Dort sind Verbesserungen zeitnah notwendig, die jetzt auf den Weg gebracht werden“, so Roberz.

Absauganlagen fehlen in vier von fünf Gerätehäusern

Nach Informationen dieser Zeitung waren die fehlenden Absauganlagen in vier der fünf Gerätehäuser nicht der einzige Mangel, den die Experten festgestellt haben. So wurde auch die fehlende Schwarz-Weiß-Trennung in den Gerätehäusern in Weilerswist, Lommersum, Hausweiler, Vernich und Metternich kritisiert. Dabei handelt es sich um die räumliche Trennung von verschmutzter Einsatz- und nicht-kontaminierter Privatkleidung.

„Dort, wo mittelfristig keine Schwarz-Weiß-Trennung möglich ist, müssen kompensierende Maßnahmen getroffen werden“, heißt es aus der Weilerswister Feuerwehrleitung. Eine solche Maßnahme sei, dass die Feuerwehrleute nach einem Einsatz ihre Kleidung bereits vor Ort ausziehen. Diese komme in Kleidersäcke, die nicht ins Feuerwehrfahrzeug gepackt, sondern auf einen Logistikanhänger geladen und anschließend in die Wäscherei gefahren werden.

Das Bild zeigt ein Feuerwehrfahrzeug, wie es im Dunkeln in Lommersum zum Gerätehaus fährt. Die Einfahrt ist recht eng.

Eng geht es bei der Löschgruppe Lommersum zu. Die Einsatzfahrzeuge fahren über einen kleinen Hof in eine schmale Gasse in den Einsatz.

Nach Informationen dieser Zeitung nimmt das Feuerwehrgerätehaus in Lommersum im Bericht der Unfallkasse einen recht großen Raum ein. Dort besteht schon vor dem Einsatz Gefahr. Der Grund: Am Gerätehaus wird's gefährlich, wenn ein großes Feuerwehrfahrzeug aus einer eigentlich zu kleinen Garage in einen definitiv zu kleinen Hof gefahren werden muss – zunächst vorwärts, dann rückwärts, dann wieder vorwärts, weil die Kurve für das Löschfahrzeug zu eng ist. Und dann ist da noch die schmale Zufahrt zu dem Hof, über die auch die anrückenden Kameraden fahren müssen.

Da eine bauliche Lösung heute und morgen nicht möglich ist, müssen wohl Dienstanweisungen die Situation vor Ort entschärfen. Beispielsweise sollen anrückende Feuerwehrleute im Idealfall nicht mehr auf dem Parkplatz parken, von wo auch die Löschfahrzeuge in den Einsatz ausrücken. Aber ob das in der Praxis immer so möglich sein wird, sei mal dahingestellt, da der Parkplatz genau für diese Zwecke vorgesehen ist und der Parkraum in der nahen Umgebung arg begrenzt ist.

„Ich habe das Gefühl, dass hier die Verantwortung einfach wieder von sich geschoben und der Feuerwehr übertragen wird“, heißt es aus Reihen der Wehrleitung. Dass der Bericht der Unfallkasse so ausgefallen ist, zeige, dass sein Bauchgefühl ihn nicht getäuscht habe, so Wehrleiter Schmitz.

Ein Feuerwehrmann, der namentlich nicht genannt werden möchte, sagt: „Die Gemeinde hat in den vergangenen Monaten so viel Zeit und Energie in die Feuerwehr gesteckt, wie wohl selten zuvor. Das zeigt doch, dass einiges im Argen gelegen hat.“


Das sagt die Weilerswister Verwaltung zum Bericht der Unfallkasse

Der Bericht der Unfallkasse liege der Gemeinde Weilerswist vollständig vor, sagt Gemeindesprecherin Claudia Roberz. Die Verwaltung habe auf den Bericht mit einer ersten Stellungnahme geantwortet. In dieser seien bereits Maßnahmen enthalten, die von der Verwaltung und der Feuerwehrleitung umgesetzt wurden. „Auch die geplante weitere Vorgehensweise ist darin erfasst“, sagt Roberz.

Eingeflossen in diese Stellungnahme seien Arbeitsergebnisse einer eigens beauftragten Fachkraft für Arbeitssicherheit. Teil des Arbeitsauftrages seien weitere Begehungen der Feuerwehrgerätehäuser gewesen. Dies sei erfolgt. Nun werde eine Gefährdungsbeurteilung aus Sicht des Arbeitsschutzes für jedes besichtigte Objekt erstellt. „Das Ergebnis der Beurteilung wird nach Abschluss den Politikern vorgestellt“, so die Pressesprecherin.

Es sei gut möglich, dass Ergebnisse dieses Berichts in den neuen Brandschutzbedarfsplan eingearbeitet würden. Weitestgehend erfolgt sei die Prüfung und Dokumentation der Feuerwehr-Gerätschaften nach den Vorgaben der Unfallkasse NRW. (tom)

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