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Per Mausklick einkaufenOnline-Plattform könnte Zülpicher Innenstadt wiederbeleben

Lesezeit 4 Minuten

Stehen die Geschäfte leer, sind es auch die Straßen der Innenstadt. 

  1. Noch immer ist Leerstand in der Innenstadt ein Problem in Zülpich. Mit der Landesgartenschau im Jahr 2014 sollte vieles besser werden.
  2. Nun soll eine lokale Online-Plattform die Geschäfte retten.

Zülpich – Mit der Landesgartenschau im Jahr 2014 sollte in Zülpich vieles besser werden. Einige Hoffnungen haben sich erfüllt, bei anderen wartet man noch darauf, wieder andere hat man aufgegeben.

Zu den Bereichen, in denen es Handlungsbedarf gibt, gehört die Innenstadtbelebung. Seit Jahren wird das Zentrum der Römerstadt leerer, neue Geschäfte siedeln sich kaum an. Leerstand in der Innenstadt – das Problem hat Zülpich nicht exklusiv.

Veränderung nicht von heute auf morgen möglich

Bürgermeister Ulf Hürtgen (CDU) betont, dass man eine Veränderung und Umstrukturierung nicht von heute auf morgen bewerkstelligen könne. Man habe aber stetig für die Stärkung der Innenstadt gehandelt, wie beispielsweise mit der Eröffnung des Museums der Badekultur 2008. „Zur Landesgartenschau haben wir extra einen Ausgang am Weihertor anlegen lassen, damit die Besucher auch durch die Stadt gehen“, sagt Hürtgen.

Ottmar Voigt, Wirtschaftsförderer der Römerstadt, fügt hinzu: „Wir haben vor ein paar Jahren mit dem Verein 'Zülpich Fachgeschäfte aktiv' eine Aktion gestartet, bei der wir Gewerbetreibende in der Region direkt angeschrieben und die Vorteile von Zülpich aufgezeigt haben. Leider war die Resonanz nicht besonders groß.“ „Zülpich Fachgeschäfte aktiv e.V.“ ist ein seit 1908 bestehender Verein der Zülpicher Geschäftsleute, bei dem die Stadt ebenfalls Mitglied ist. Wenn man durch die Innenstadt schlendert, kann man sich kaum vorstellen, dass der Verein etwa 80 Mitglieder zählt.

Der Onlinehandel ist deutlich attraktiver

Einige der ehemaligen, seit Jahren leerstehenden Ladenlokale sind bereits verkauft worden und sollen nun – vor allem auf der Kölnstraße – zu Wohnraum umgebaut werden. Denn auch Bevölkerungswachstum steigere die Kaufkraft, lautet das Credo der Stadt. Wie aber kann man das Kaufverhalten der Kunden verändern? Wie bekommt man die Menschen wieder in die Stadt, um dort Bücher und Druckerpatronen zu kaufen, anstatt in diversen Onlineshops?

Gar nicht, sagt René Bohsem, der seit etwa vier Jahren Vorstandsmitglied von „Zülpich Fachgeschäfte aktiv“ ist. Das sei aber auch nicht notwendig: „Gegen den Onlinehandel kommen wir nicht an, das müssen wir akzeptieren. Die Leute möchten abends nach der Arbeit, wenn die Kinder im Bett sind, entspannt zu Hause am Computer einkaufen.“

Die Ware soll zu den Kunden gebracht werden

Der erste Schritt sei also nicht unbedingt, mehr Kunden in die Innenstadt zu bekommen, sondern die dort vorhandenen Waren zum Kunden zu bringen. Dazu beobachtet der Versicherungskaufmann schon seit einiger Zeit Städte wie Attendorn oder Wuppertal, die sich auf ein Experiment eingelassen haben. Eine Art Online-Plattform ermöglicht es potenziellen Käufern, alle Produkte aufzurufen, die in den teilnehmenden Geschäften vorhanden sind. In Zülpich könnte das so aussehen: Per Klick könnten etwa Pflaster, Alleskleber, Kopierpapier, die Tageszeitung und ein Pfund Mettwurst in den Warenkorb gelegt und sogar online bezahlt werden.

Am nächsten Morgen bekäme man entweder alles von einem Kurier vor die Haustür gebracht oder könnte alles direkt selbst abholen. „Die Apotheken in Zülpich haben so einen Kurierdienst schon länger“, sagt Bohsem. Hier könne man hervorragend anknüpfen. „Der Aufwand, jedes einzelne Produkt aufzulisten, ist enorm“, weiß Bohsem Deshalb sei man bereits in Kontakt mit einem Dienstleistungsunternehmen getreten, das die ganze Verarbeitung und sogar das Bezahlsystem übernehmen könnte.

Homepage soll leicht zu bedienen sein

Die Homepage sei extra so angelegt worden, dass sie ohne größeren Aufwand dahingehend erweitert werden könnte. Bis das Konzept umgesetzt werden könne, werde aber noch Zeit vergehen. So strebt Bohsem beispielsweise eine Satzungsänderung an, damit künftig Privatpersonen als Förderer in den Verein eintreten könnten.

Einige Geschäfte, etwa Reinhardts Lesewald, haben bereits ihre Produkte online gelistet. Ist ein Buch nicht vorrätig, kann es meist über Nacht bestellt werden. „Ich kann verstehen, wenn man seine Sachen im Internet bestellt“, sagt Claudia Reinhardt, Geschäftsführerin des Buchladens: „Auch mir ist es manchmal zu umständlich, extra nach Aachen zu fahren, weil ich einen bestimmten Artikel haben möchte. Den bestelle ich dann im Onlineshop des Einzelhändlers.“ Bücher aber unterlägen in ganz Deutschland der Buchpreisbindung, kosteten also überall gleich viel.

„Fachgeschäfte Zülpich aktiv“ übernehmen Kosten

Den finanziellen Mehraufwand, für den Kurierdienst und das Dienstleistungsunternehmen etwa, könnte man vorerst mit den Rücklagen von „Fachgeschäfte Zülpich aktiv“ auffangen, heißt es. Sollte das Projekt Früchte tragen, so Bohsem, könnte eine Art Schneeballsystem entstehen: Weitere Geschäfte könnten sich in Zülpich ansiedeln, weil der Umsatz gesichert wäre. Das könnte wiederum dazu führen, dass das Zentrum interessanter für die sogenannte Laufkundschaft wird oder zum Einkaufsbummel einlädt.

Die Voraussetzungen in Zülpich seien ideal, sagt der Bürgermeister, der stolz darauf ist, dass die Stadt sich vor allem durch kurze Dienstwege zwischen den einzelnen Institutionen auszeichne. Walter Blumenthal vom Brillen- und Juweliergeschäft sagt: „Wenn alle an einem Strang ziehen, dann kann so etwas funktionieren.“

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