AnschlagsserieLKA warnt vor Lebensgefahr nach Geldautomaten-Sprengungen in der Region Köln

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Der Vorraum der Bankfiliale der Deutschen Bank in Erkrath wurde vollständig zerstört.

Der Vorraum der Bankfiliale der Deutschen Bank in Erkrath wurde vollständig zerstört.

Geldautomatensprenger schlagen immer häufiger zu, das Vorgehen wird gefährlicher. Das LKA warnt und gibt wichtige Hinweise.

Die Serie an Geldautomaten-Sprengungen in der Region im Großraum Köln geht weiter. Erftstadt, Burscheid, Köln-Bayenthal, Erkrath, Euskirchen: Fast jede Nacht schlagen die Täter teilweise zu, allein hier im Rheinland. Warum ist gerade der Großraum um Köln so oft das Ziel der kriminellen Banden? Und wie sollten sich Bürgerinnen und Bürger verhalten, die an einem Tatort vorbeikommen?

„Die Anzahl an Geldautomaten-Sprengungen in NRW ist seit einigen Jahren konstant hoch“, erklärt Maren Menke, Pressesprecherin des Landeskriminalamts NRW gegenüber dem „Kölner Stadt-Anzeiger“. Mehr als 180 Angriffe auf Geldautomaten gab es in Nordrhein-Westfalen 2022. Tendenz steigend. Aktuellen Zahlen zufolge wurden seit dem 1. Januar 2023 bis zum 28. September 2023 bereits 123 Geldautomaten-Sprengungen beim Landeskriminalamt erfasst.

NRW ist das am stärksten betroffene Bundesland im Bereich der Sprengung von Geldautomaten.
Landeskriminalamt

Die Polizei NRW hat die Angriffe auf Bankfilialen längst als strategisches Schwerpunktthema erkannt und etliche Maßnahmen zur Vorbeugung und Bekämpfung ausgeschöpft. Vor allem der Austausch mit anderen Behörden auf internationaler Ebene spielt dabei eine große Rolle. Denn meist kommen die Täter aus dem Ausland.

„Dass NRW das am stärksten betroffene Bundesland im Bereich der Sprengung von Geldautomaten ist, liegt unter anderem an der Grenznähe zu den Niederlanden. Laut BKA werden circa 2/3 der Angriffe auf Geldautomaten durch niederländische Tätergruppierungen verübt“, so Menke.

Gefährliche Entwicklung bei Geldautomaten-Sprengungen

Grund für die hohe Zahl an Geldautomaten-Sprengungen im Großraum Köln seien aber auch die „Tatgelegenheiten“ und die guten Fluchtmöglichkeiten. Allein in NRW gibt es mehr als 10.000 Geldautomaten, bei uns in der Region auch oft im ländlichen Bereich. Das gut ausgebaute Autobahnnetz begünstige „diese Form der Kriminalität zusätzlich“, sagt die LKA-Sprecherin.

Eine gefährliche Entwicklung ist den Daten der Polizei seit 2019 zu beobachten. Seitdem greifen die Täterbanden vermehrt zum Einsatz von Festsprengstoff. „Im Jahr 2022 wurden bei circa 90 Prozent der Taten in NRW diese Explosivstoffe verwendet“, so Menke weiter zum „Kölner Stadt-Anzeiger“. In den Jahren zuvor (2015 bis 2018) wurden die Geldautomaten fast ausschließlich mit Gas gesprengt.

Der Veränderung im Modus Operandi der Täter sei darauf zurückzuführen, dass mittlerweile nahezu alle Geldautomaten in Nordrhein-Westfalen gegen Gasangriffe gesichert wurden. Daher ist Sprengstoff nun die bevorzugte Wahl.

Umschwung zu Sprengstoff-Anschlägen mit fatalen Folgen für Öffentlichkeit

Mit fatalen Folgen für die öffentliche Sicherheit. Die hohe Sprengwirkung der neuen Vorgehensweise gefährde nicht nur Unbeteiligte, die Einsatzkräfte, sondern sogar die Tätergruppen selbst, so das LKA NRW. Zeugen einer Sprengung sollten sich unverzüglich in Sicherheit bringen und die 110 wählen.

Eine solche Sprengung führt häufig zu enormen Beschädigungen nicht nur an den Gebäuden, in denen die Bankfilialen untergebracht sind, sondern auch an umliegenden Gebäuden, warnt Menke.

Geldautomatensprenger lassen nicht selten Sprengstoffreste zurück

Zudem lassen die Täter nicht selten Sprengstoffreste am Tatort zurück. Bürgerinnen und Bürger, die zufällig nach einem Sprengstoff-Anschlag vorbeikommen, aber auch Anwohnerinnen und Anwohner sollten sich dem Tatort daher unter keinen Umständen nähern.

Aufgrund der geschilderten Gefahren greift die Polizei inzwischen regelmäßig auf Entschärfer der Tatortgruppe Sprengstoff/Brand zurück, um eventuelle Sprengstoffe unschädlich zu machen.

Geldautomaten-Sprengungen: Das sagt das LKA NRW zu Handy-Videos von Zeugen

„Immer häufiger müssen zudem Feuerwehr und Statiker hinzugezogen werden, um zu beurteilen, ob für die betroffenen Gebäude Einsturzgefahren bestehen“, berichtet LKA-Sprecherin Maren Menke gegenüber dem „Kölner Stadt-Anzeiger“.

Nicht selten greifen Anwohnerinnen und Anwohner zum Handy und machen Aufnahmen vom Tatort, nachdem sie durch die Explosion aus dem Schlaf gerissen wurden. Die Polizei NRW hat für solche Fälle ein eigenes Online-Portal eingerichtet, um solche Handy-Videos schneller und einfacher an die Ermittlungsbehörden übermitteln zu können.

Den Behörden sei bewusst, dass eine Geldautomatensprengung das Sicherheitsgefühl von Anwohnern und Zeugen erheblich beeinträchtigen könne. Die Polizei NRW unterhält unter anderem für solche herausragenden Straftaten einen professionellen Opferschutz, der Informationen zu möglichen Hilfe- und Unterstützungsangeboten zur Verfügung stellt.

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