Automobilzulieferer„Adient“-Belegschaft in Burscheid kämpft um Tariflöhne

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Bei einer „akiven Mittagspause“ verliehen rund 100 Adient-Angestellte ihrer Forderung nach Tariflöhnen Nachdruck.

Bei einer „akiven Mittagspause“ verliehen rund 100 Adient-Angestellte ihrer Forderung nach Tariflöhnen Nachdruck.

In Burscheid befindet sich die Europazentrale von „Adient“, rund 700 Beschäftigte arbeiten dort.

Die Belegschaft des Burscheider Standorts von „Adient“ kämpft um Tariflöhne für die rund 700 Angestellten der Europazentrale des Automobilzulieferers an der Industriestraße. Die Gewerkschaft IG Metall hatte zu einer „aktiven Mittagspause“ aufgerufen, also einer „Vorstufe zum Streik“, wie Paul Hecker, Geschäftsführer bei der IG Metall Köln-Leverkusen, sagt. Rund 100 Beschäftigte versammelten sich deshalb am Mittwochmittag vor dem Standort.

Die Gewerkschaft und die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter fordern einen Tarif für den Burscheider Standort. Konkret heißt es von Hecker, der auch Mitglied der dafür eingerichteten Tarifkommission ist, in einem Papier der Gewerkschaft: „Um die Lücke zu den Flächentarifverträgen nicht noch größer werden zu lassen, fordern wir eine Anhebung der unteren Entgeltgruppen von 560 Euro monatlich sowie den höheren Entgeltgruppen von 7,3 Prozent. Das ist vor dem Hintergrund der Rekordinflation eine angemessene Forderung.“

Es hätten zwar Sondierungsgespräche mit der Geschäftsleitung gegeben, aus denen dann eine Tarifforderung entstanden sei. Die Geschäftsleitung habe die Gespräche über einen Tarif dann für beendet erklärt. Wie Hecker sagt, sei der Burscheider Standort der einzige von „Adient“ ohne Tarifbindung.

„Adient“ in Burscheid. (Archivfoto)

„Adient“ in Burscheid. (Archivfoto)

Das stimme zwar, bestätigt „Adient“-Sprecherin Annika Wiertz auf Anfrage des „Leverkusener Anzeiger“. Das liege allerdings daran, dass Burscheid ein besonderer Standort sei: „Die anderen Standorte sind Produktionsstandorte.“ In Burscheid gebe es dazu aber noch die Entwicklung und Verwaltung. „Der Standort ist sehr kostenintensiv“, sagt Wiertz, und „nicht mit anderen Standorten zu vergleichen“.

Wie sie erklärt, sei das Unternehmen sehr wohl zu Gehaltsanpassungen bereit, es seien sogar welche geplant. Allerdings wolle man darüber nur mit dem Betriebsrat verhandeln, mit dem man bisher immer konstruktiv zusammengearbeitet habe und das auch fortführen wolle. Eine dritte Partei, also die Gewerkschaft, können nicht genügend Einblick in die Besonderheiten des Standorts der Europazentrale haben, so die Pressesprecherin.

Burscheid: Unternehmen stellt Forderungen an Betriebsrat

Für Gespräche mit dem Betriebsrat sei man aber völlig offen. Grundsätzlich müsse „Adient“ die Wettbewerbsfähigkeit des Standorts im Blick behalten. Und mit außertariflichen Gehaltsanpassungen könne man „dynamisch und flexibel“ bleiben.

Thorsten Müller, stellvertretender Betriebsratsvorsitzender und ebenfalls Mitglied der Tarifkommission, berichtet: „Es hat ein Gespräch mit dem Betriebsrat gegeben, aber wirkliche Verhandlungen waren das nicht.“ Die Geschäftsleitung habe Forderungen gestellt, die der Betriebsrat gar nicht erfüllen könne. Vor allem geht es dabei um die Auflösung der Tarifkommission, die die Geschäftsleitung offenbar fordert. Das sei aber nicht rechtens, so Müller. Bei Entgeltverhandlungen müsse es eine Tarifkommission geben beziehungsweise die Gewerkschaft im Boot sei. Sonst sei selbst eine Betriebsvereinbarung nicht rechtskräftig und biete somit keine Sicherheit für die Belegschaft.

Mit der Resonanz auf die „aktive Mittagspause“ ist Müller zufrieden. Das sei schon ein „Signal“ an die Geschäftsleitung, die sich nun nach Hoffnung von Müller bewegen solle. Falls nicht, werde man in der Tarifkommission das weitere Vorgehen besprechen. Und als letztes Mittel droht dann ein Warnstreik.

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