Die Dorfgemeinschaft Großbruch hatte Bürgermeister Runge eingeladen, um über die Zukunft Burscheids und die Themen, die das Dorf bewegen, zu sprechen.
„Bürgermeister trifft Bürgermeester“Dirk Runge diskutiert in Großbruch über das Dorf und Burscheid

Das Dorf war am Donnerstagabend versammelt, um Bürgermeister Dirk Runge Fragen zu stellen.
Copyright: Violetta Gniß
„Bürgermeister trifft Bürgermeester“ – unter diesem Motto versammeln sich am Donnerstagabend knapp 20 Burscheiderinnen und Burscheider der Dorfgemeinschaft Großbruch in einer privaten Garage. Hier wollen sie die Möglichkeit nutzen, bei einer einstündigen Podiumsdiskussion Fragen an Bürgermeister Dirk Runge zu richten. Tobias Jurek, amtierender „Bürgermeester“ des Dorfes, moderierte den Austausch.
Großbruch ist eine Ortschaft in Hilgen und zählt rund 100 Einwohnerinnen und Einwohner. Die Dorfgemeinschaft pflegt ihre speziellen Traditionen, wie den jährlich neu gewählten „Bürgermeester“, den „Dorfgendarm“, der für Ordnung und Organisation in Großbruch zuständig ist, oder die „Spökeskiekerin“, die über alles im Dorf Bescheid weiß und den Dorfkasten führt. Gemeinsam veranstaltet Großbruch ein jährliches Dorffest, Ausflüge oder ein Konzert in der Weihnachtszeit.
20 Prozent interessieren sich vielleicht aktiv, der Rest kriegt davon nichts mit, deswegen ist so eine Veranstaltung wichtig.
Tobias Jurek war auf die Idee gekommen, den Bürgermeister in das Dorf einzuladen, um Politik greifbarer zu gestalten. „20 Prozent interessieren sich vielleicht aktiv, der Rest kriegt davon nichts mit, deswegen ist so eine Veranstaltung wichtig“, macht er deutlich. Die Teilnehmenden – dicht an dicht auf Gartenstühlen in der Garage platziert – nutzen in der Tat die Gelegenheit, um mit Runge über die verschiedensten Themen ins Gespräch zu kommen. Die Fragen kamen sowohl aus dem Dorf selbst als auch von Jurek, der darauf achtete, dass die Themen praxisnah und lokal relevant blieben. Große politische Themen wie Migration oder Klimawandel sollten heruntergebrochen werden auf die Lokalebene.
Das Publikum kommt sehr schnell auf das Thema Migration zu sprechen. Die Stadt könne nicht entscheiden, wie viele Geflüchtete sie aufnimmt, erklärt Runge dazu: „Wir kriegen Zuweisungen vom Land“. Für die Zukunft sei es aber das große Ziel, keine Sporthalle als Unterkunft belegen zu müssen. Eine Dorfbewohnerin äußert auch die Sorge vor Kriminalität im Zusammenhang mit Migration. Die Stadt bemühe sich erst einmal, vor allem Familien anstelle von alleinreisenden Männern aufzunehmen, sagt Runge und fügt an: „Ich glaube, dass unsere Integration in Burscheid sehr gut funktioniert.“ Die Gruppe der Geflüchteten sei immer auch ein Abbild der Gesellschaft, in die sie kämen.
Großbruch bewegt außerdem das Thema Ehrenamt in Burscheid. Wie nimmt Runge das Ehrenamt wahr? „Ich habe das Gefühl, dass wir ein ausgesprochen gutes Ehrenamt in Burscheid haben“, sagt er. Die Stadt habe jedoch schon länger mit finanziellen Einschränkungen zu kämpfen – und könne viele Vereine daher nicht so fördern, wie es eigentlich wünschenswert wäre. „Ich weiß, das klingt ein bisschen zynisch“, räumt Runge ein, „aber durch ihren Einsatz entlasten die Ehrenamtlichen unseren Haushalt ganz erheblich“.
Burscheid: Runge will zukünftig mehr in die Infrastruktur investieren
Das gelte vor allem für die Freiwillige Feuerwehr. „Manchmal ist es auch bedauerlich, dass unser Haushalt nicht mehr unterstützen kann, gerade was die Ausrüstung betrifft“, sagt er und hält abschließend fest: „Die Ehrenamtler sorgen dafür, dass unsere Stadt so lebens- und liebenswert ist.“
Im zweiten Teil der Veranstaltung präsentiert Runge aktuelle Projekte und Planungen der Stadt. Dazu zählen unter anderem der Neubau des Montanus-Quatiers, die Fertigstellung des Kultur-Forums im ehemaligen Haus der Kunst und die Umgestaltung des Luchtenberg-Richartz-Parks. Auch das Vitalbad wolle er schnellstmöglich fertigstellen.
In den vergangenen Jahren habe die Stadt wenig in die Infrastruktur investiert. „Wir mussten das lange vernachlässigen wegen des Haushaltssicherungskonzepts, jetzt wollen wir uns mehr darum kümmern“, so Runge. Er betonte aber auch, Burscheid müsse vernünftig mit seinen Finanzen umgehen. Schließlich wird sich das Haushaltsdefizit in den kommenden Jahren noch verschärfen.
An diesem Abend hat sich wohl gezeigt, dass sich Tobias Jureks Idee, Kommunalpolitik in die Garage zu holen, als wirksames Mittel erwiesen hat, um Interesse an Politik zu wecken und Nähe herzustellen. Ein Modell, das Potenzial für Wiederholung uns Ausweitung haben könnte – nicht nur in Großbruch.