BurscheidHier findet katholischer, evangelischer und islamischer Unterricht gemeinsam statt

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Eine Lehrerin schreibt mit Kreide einen Stundenplan mit Religionsunterricht an eine Tafel.

Religionsunterricht in einer Schule (Symbolbild)

An der Johannes-Löh-Gesamtschule in Burscheid wird bereits seit Jahren interreligiöser Unterricht angeboten – und zwar als Pilotprojekt unter dem Titel „Burscheider Modell“.

Thorsten Latzel, Präses der evangelischen Kirche im Rheinland, war von Minute eins an angetan: „Hier ist eine Atmosphäre des Miteinanders, eine richtige Schulgemeinschaft zu spüren“, sagte er bei seinem Besuch an der Johannes-Löh-Gesamtschule in Burscheid. Woran das liege? Natürlich an dem Umstand, dass diese 2014 gegründete Einrichtung auch offizielle „Schule mit Courage, gegen Gewalt und Rassismus“ sei.

Aber eben auch an der Tatsache, dass hier interreligiöser Unterricht angeboten werde. Das sei nirgendwo sonst so konsequent der Fall. Er sprach vom „Burscheider Modell“, das mittlerweile von vielen anderen Schulen durchaus interessiert verfolgt werde.

Gemeinsamer Unterricht

Das Modell – ein Pilotprojekt der evangelischen Landeskirche, in deren Trägerschaft sich die Burscheider Gesamtschule befindet – sieht zwar durchaus klassischerweise Unterricht in katholischer, evangelischer und islamischer Theologie vor. Aber: Dieser Unterricht findet eben so oft es geht gemeinsam und überschneidend statt.

Sie bringen in Burscheid an der Johannes-Löh-Gesamtschule den interreligiösen Unterricht voran (v.l.): Rachel Knebel (Lehrerin evangelischer Religionsunterricht), Esra Özden (Lehrerin islamische Religionsunterricht), Thorsten Laztel (Präses der evangelischen Kirche im Rheinland), Frank Schnitzler (Lehrer katholischer Religionsunterricht), Angelika Büscher (Schulleiterin), Sascha Flüchter (Landschaftsverband kirchlicher Schulen).

Lehrende und Mitglieder der evangelischen Landeskirche um deren Präses Thorsten Latzel (3.v.l.) widmen sich in Burscheid dem interreligiösen Unterricht.

Das Prinzip: Die Gemeinsamkeiten der drei großen Religionen werden herausgesucht und klassen- respektive stufenweise besprochen. Auch untereinander. In der Gemeinschaft der Schülerinnen und Schüler. Welche Rolle etwa spielt Jesus? Welche die Schöpfung? Das Fasten? Das Pilgern? Das Beten? Der Tod?

Abbau von Vorurteilen

Das Ergebnis:  „Es werde Vorurteile abgebaut und die Jugendlichen entwickeln Verständnis und einen Sinn für die anderen Religionen“, sagt Esra Özden, die islamische Religion unterrichtet – und von „sehr positiven Reaktionen“ auch der Eltern zu berichten weiß. 

Bestandteil des „Burscheider Modells“ sind zudem regelmäßige Aktionen wie die demnächst stattfindende „Jesus-Rallye“ an verschiedene religiöse Orte der Stadt. An der werden alle Schülerinnen und Schüler teilnehmen.

Erste Abiturklasse im Sommer

Und: Im kommenden Sommer werden die ersten Schülerinnen und Schüler überhaupt ihr Abitur an dieser Schule bauen – und dann auf neun Jahre des gemeinsamen Religionsunterrichts zurückblicken können. Man könnte auch sagen: des Miteinanders. Des gegenseitigen Verstehens und des dadurch ermöglichten Lernens wichtigen Wissens und Kulturen, die zwar anders als die eigene sein mögen. Die aber gleich um die Ecke, vor der Haustüre zu finden und zu respektieren und verstehen sind. „Wir haben hier in Burscheid einen perfekten Querschnitt durch die Gesellschaft“, sagt Frank Schnitzler. In der Bevölkerung. Und in der Schülerschaft. Und genau dem trage diese besondere Art des Religionsunterrichtes Rechnung. 

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