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Öko-FlächenIn Burscheid soll weniger gemäht werden

Lesezeit 3 Minuten
Park an der Floßwiese in Burscheid-Hilgen.

An der Floßwiese in Hilgen ist eine von Burscheids potentiellen Ökoflächen. Die unregelmäßige Mahd ist gut für Tiere, den Menschen muss das aber erklärt werden.

Im Rathaus wurden fünf Bereiche gefunden, in denen es grünen und blühen soll. Im Baubetriebshof ist klar, dass man das erklären muss.

Der Park an der Floßwiese in Hilgen, zwei Gebiete in Großösinghausen, die größere davon neben dem Bolzplatz. Außerdem ein Stück Land neben dem Radweg am Jugendzentrum Megafon und ein Streifen am Geilenbacher Weg: Dort will die Stadtverwaltung eigenes Grünland ökologischer pflegen. Ziel sei es, „die Biodiversität zu steigern und den Artenschutz weiter voranzutreiben“. Außerdem könne man mit dieser Handhabung „gegebenenfalls dem Klimawandel entgegenwirken“, heißt es im Rathaus.

Ausgesucht wurden sie in Zusammenarbeit mit der Biologischen Station Rhein-Berg. Der Plan ist, „kräuterreiche Rasenflächen wachsen zu lassen, während ein gepflegter Streifen ringsherum gemäht wird, um ein ordentliches Erscheinungsbild zu bewahren“. Nur so lasse sich „die Akzeptanz in der Bevölkerung steigern“, ahnt man im Baubetriebshof.

Frustrierender Kampf um mehr Ökologie

Im Umweltausschuss wurde diese Annahme ungeplant bestätigt: In der Fragerunde für Einwohner, die in Burscheid am Beginn jeder Ausschuss- oder Ratssitzung steht, berichtete am Dienstagabend Rolf Brombach von seinen Bemühungen um mehr ökologische Landbewirtschaftung. Das sei oft frustrierend: Am Grünen Steg gebe es immer noch einen Schottergraben, an der erwähnten Floßwiese habe man einen schmalen Blühstreifen neben einem Mehrfamilienhaus abgelehnt, anderswo habe ihn ein Landwirt beschimpft, als er auf die Möglichkeit hinwies, am Rand einer Wiese einen Streifen wild wachsen zu lassen. Begrünte Fassaden sehe er trotz Werbung und Förderung durch die Stadtverwaltung nicht, bei entsiegelten Flächen sehe es nicht besser aus.

Stephan Kroschk, der stellvertretende Leiter des Planungsressorts, aber auch Bürgermeister Dirk Runge konnten Brombachs Eindruck nicht zerstreuen. Werbung und Förderung für mehr Grün finde kaum ein Echo: Zwei Anträge auf einen Zuschuss zu einer Fassadenbegrünung seien 2021 und 2022 eingegangen, so Kroschk. Anträge auf einen Zuschuss zur Entsiegelung und die Begrünung von Schottergärten gebe es bisher nicht, ergänzte Runge.

Erste Mahd nicht vor Mitte Juli

Dabei gibt es zumindest im Baubetriebshof jetzt ein Konzept, wie man wenigstens mit den fünf identifizierten Öko-Flächen umgehen sollte. Nach Möglichkeit sollen sie erst Mitte Juli das erste Mal gemäht werden, und die Mahd dann auch noch ein bis zwei Tage liegen bleiben. Erst nach sechs bis acht Wochen sollte der Mäher wieder eingesetzt werden. Die Art und Weise der Mahd dürfte erklärungsbedürftig sein, schätzt Antoine Sawinski, der Leiter von Burscheids Baubetriebshof. Denn es empfehle sich eine Staffelmahd, bei der immer ein Teil der Wiese (beispielsweise ein Drittel) stehen bleibt und alt werden darf. Das biete Insekten einen Rückzugsraum, den sie sonst abrupt verlieren würden. „Der ungemähte Streifen kann sukzessive über die Fläche wandern, sodass ein vielfältiges Lebensraummosaik entsteht“, ist ein weiterer Vorschlag, der sich nicht mit dem konventionellen Vorgehen deckt. Vor dem Winter schließlich sollte die Öko-Wiese einmal gemäht werden.

Auch abseits der fünf speziell ausgesuchten Flächen soll es in Burscheid mehr wachsen. Allerdings müsse man auf Grünstreifen an Straßen die Verkehrssicherungspflicht im Auge behalten, so Sawinski. Dass man auf die Mahd im Frühjahr hier und da verzichte, werfe aber immer wieder Fragen bei den Bürgern auf. Sie sähen es gern, wenn die Leute vom Baubetriebshof regelmäßig bis an die Grenze ihrer Grundstücke mähten.

Weil es darüber immer wieder Diskussionen gebe, „werden wir demnächst Schilder aufstellen und erklären, warum wir das machen“, so der Chef des Baubetriebshofs. „Ich stehe auch dahinter.“ Sieht so aus, als habe der kritische Bürger Rolf Brombach bei der Stadt einen Bruder im Geiste.