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DiamanthochzeitTausende Kilometer konnten Burscheider Paar nicht voneinander entfremden

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An diesem Samstag feiern Silke und Axel Riemscheid Diamanthochzeit.

An diesem Samstag feiern Silke und Axel Riemscheid Diamanthochzeit.

An diesem Samstag feiert das Ehepaar Riemscheid seine Diamanthochzeit.

Mehrere Tausend Kilometer trennten die Eheleute Riemscheid zeitweise schon in ihrem Eheleben in den vergangenen 60 Jahren. Axel Riemscheid war Pilot und flog viel Langstrecke, während seine Frau mit den gemeinsamen zwei Kindern in Burscheid wohnte. Doch auch diese Distanzen konnten das Paar nicht voneinander entfremden. Silke und Axel Riemscheid glauben sogar, dass es ihnen gutgetan hat, um sich nicht nur als Paar, sondern auch persönlich weiterzuentwickeln. 

„Auch Abstand bringt Nähe. Das glaubt man gar nicht, aber wenn man eine Zeit lang getrennt ist, kann man den anderen wieder mit anderen Augen sehen“, sagt Silke Riemscheid. Ihr Mann stimmt zu: „Wenn einer fehlt, wird einem einiges anders bewusst: dass man ohne den anderen gar nicht so glücklich und zufrieden ist.“ Und auch für ihre individuelle Entwicklung habe es den beiden gutgetan, erzählen sie. Während ihr Ehemann unterwegs war, vertiefte Silke Riemscheid ihre eigenen Interessen und engagierte sich beispielsweise in der Burscheider Stadtpolitik.

Wenn man eine Zeit lang getrennt ist, kann man den anderen wieder mit anderen Augen sehen.
Silke Riemscheid

Die oftmals aber auch herausfordernden Distanzen ziehen sich durch die Liebesgeschichte des Paares, das an diesem Samstag seine Diamanthochzeit feiert. 1962 lernten sie sich in Schleswig-Holstein, Silke Riemscheids Heimat, auf einem Tanzabend kennen. Der gebürtige Burscheider war dort als Soldat drei Wochen stationiert. Axel Riemscheid bat seine heutige Ehefrau um einen Tanz, aber es wurde mehr als ein Tanz. „Es war sofort Verliebtheit“, erinnert er sich und erzählt, er habe nach dem Abend seine Kameraden mit seinem Auto fahren lassen, um länger bei ihr zu bleiben.

Die folgenden Wochen und Monate waren allerdings kompliziert, wie das Paar berichtet. Axel Riemscheid war anschließend in Bayern stationiert, Silke Riemscheid blieb in Schleswig-Holstein. Als „abenteuerlich“ beschreiben sie diese Zeit. „Ich musste nachts telefonieren, wenn mein Vater schlief, denn er durfte es nicht wissen, weil das Telefonieren nach Bayern sehr teuer war“, sagt die 82-Jährige. Am Wochenende hatte Axel Riemscheid manchmal die Möglichkeit, seine Frau zu besuchen. 

Silke und Axel Riemscheid an ihrem Hochzeitstag.

Silke und Axel Riemscheid an ihrem Hochzeitstag.

„Er hat damals in einer Haftzelle in der Wache der Kaserne übernachtet, weil ein Hotel zu teuer gewesen wäre und er nicht im selben Haus wie ich schlafen durfte“, erzählt Silke Riemscheid. Er ergänzt: „Ich habe doppelt so lange auf der Autobahn verbracht, wie wir uns gesehen haben, aber das war es mir wert.“ Der damals zukünftige Schwiegervater sei allerdings  skeptisch gewesen, schließlich war seine Tochter erst 19 – noch nicht volljährig. Dass Axel Riemscheid Rheinländer und katholisch war, war wohl ebenfalls schwierig, schließlich verband Silke Riemscheids Vater damit einen gewissen Leichtsinn. „Er hat zu ihm gesagt: Werden Sie erstmal Oberleutnant, dann können Sie heiraten“, lacht Silke Riemscheid heute.

Drei Jahre nach seinem Kennenlernen heiratete das Paar schließlich und zog nach Köln. Axel Riemscheid wurde Pilot. „Das hatte Konsequenzen für das Eheleben, ein richtiges Familienleben konnte gar nicht stattfinden“, erzählt Silke Riemscheid. Welche Konsequenzen das waren: „Während der Mann unterwegs ist, muss die Frau alleine die Entscheidungen tragen, wenn er aber wieder zurückkommt, möchte er Chef sein“, erklärt die gelernte Industriekauffrau.

Burscheider Jubelpaar: Sein Beruf stellte die Ehe auf die Probe

Während der Reisen ihres Ehemanns habe sie sich vor allem persönlich weiterentwickelt, schildert Riemscheid, denn sie habe Freundschaften gepflegt, sei alleine ins Theater gegangen, habe sich sozial eingebracht. Axel Riemscheid würdigt das besonders. „Ich schätze an meiner Frau, dass sie eine ganz starke Person ist, die sich mit allem, was sie tut, sehr viel Mühe gibt und nicht locker lässt, bevor sie die optimale Lösung gefunden hat“, sagt er. Er selbst begann nach der Pensionierung ein Studium der Ägyptologie und ist nun Vorsitzender des Bergischen Geschichtsvereins. 

Die Geschichte des Jubelpaars ist eine zweier Menschen, die sich lieben, nicht einer Symbiose. Eine Geschichte zweier Menschen, die sich selbstständig weiterentwickelt und ihre Interessen verfolgt haben und zugleich Kompromisse eingegangen sind – aus Liebe. Ehe sei ständige Arbeit, aber wenn man liebt, tue man dafür so einiges, ist sich das Paar sicher.