Dank FassadenprogrammBurscheider Architektin restauriert historischen bergischen Hof

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Die Architektin Jelle von Dryander auf der Bank in ihrem Hof, der Spazierende zum Anhalten einlädt.

Die Architektin Jelle von Dryander auf der Bank in ihrem Hof, der Spazierende zum Anhalten einlädt.

Burscheid – Der Bergische Dreiklang aus schwarzen Holzbalken, weißem Gefache und grünen Schlagläden und Türen prägt das Burscheider Stadtbild seit Jahrhunderten. Vor 30 Jahren kauften Jelle und Clemens von Dryander ein solches bergisches Haus in der Altenberger Straße. Und knapp zehn Jahre später das Nachbar- und Haupthaus gleich dazu.

Nach Vorbild des Originals konnte ein Tischler die neuen Läden anfertigen.

Nach Vorbild des Originals konnte ein Tischler die neuen Läden anfertigen.

Das Architekten-Ehepaar vereinte damit ein Ensemble, das 1899, respektive 1911, von Familie Lungstrass erbaut wurde. „Als Vorsitzende des Kulturvereins bin ich natürlich interessiert daran, was in der Stadt passiert“, sagt Jelle von Dryander. Pläne zur Aufwertung ihres Zuhauses hegte sie schon lange. Das Fassadenprogramm der Stadt Burscheid habe den letzten Stoß gegeben, loszulegen. Zur Entwicklung gehöre nicht nur Neues zu erbauen, sondern auch Altes gezielt zu bewahren. Deshalb werden mit dem Programm, das Teil des Integrierten Entwicklungs- und Handlungskonzept ist, historische Fassaden restauriert.

Sie machen den Charme der Orte im Bergischen Land aus. Und sie sollen die Innenstadt und den Ortskern Hilgens wieder aufwerten. Seit 2019 gibt es deshalb Zuschüsse für Bürgerinnen und Bürger sowie Betriebe für die Sanierung der historischen Fronten ihrer Gebäude. Im Juni dieses Jahres läuft das Angebot vorerst aus, eine Verlängerung wird angestrebt.

Mehr als nur ein Austausch

Der städtische Vorschlag zu der Fassade der von Dryanders sah zunächst lediglich den Austausch der Fenster vor, doch damit gab sich das Ehepaar nicht zufrieden. Sie dämmten ihre Außenwand neu, bauten eine neue Heizung ein, erneuerten die Schieferfront, installierten Photovoltaik auf dem Dach und tauschten das Garagentor aus. Der Anbau, der die beiden Häuser verbindet, wurde ebenfalls neu verkleidet.

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Jetzt erscheint das Ensemble wieder als ein zusammenhängender, gemütlicher, bergischer Hof. Und wie eine Belohnung für all die Aufwertungen wartete auf dem Grundstück eine Überraschung. Im Gartenhaus stand all die Jahre ein altes Holzgestell. Das Ehepaar hatte angenommen, es sei die ursprüngliche Tür der Laube.

Erst jetzt ist ihnen der Wert des kleinen Schatzes bewusst geworden: Tatsächlich fanden sie den historischen Schlagladen, der exakt auf das dreigliedrige Fenster ihrer Fassade passt. Nach Vorbild des Originals konnte ein Tischler die neuen Läden für die gesamte Fassade mit dem seit einem Jahrhundert zum Haus gehörenden Schnitzmuster anfertigen.

Hof lädt zum Sitzen ein

Auch den Hof gestaltete Jelle von Dryander um. 100 Quadratmeter Fläche wurden entsiegelt und durch Kopfsteinpflaster ersetzt. Der neue Hof lädt Spazierende zum Anhalten ein. In der Mitte steht ein Zwetschgenbaum – auch hier ist die bergische Tradition aufgegriffen –, darunter eine runde Bank. „Wir wollten unser Grundstück ein bisschen öffentlicher gestalten.“ Für die Planung zog von Dryander alte Fotografien des Hauses zu Rate. Ein Detail lag ihr besonders am Herzen: „Mit Fenstern kann man verdammt viel falsch machen“, meint die Architektin und entschied sich für möglichst große Abstände zwischen den Sprossen. Die Aufmerksamkeit, die hier vielen Details geschenkt wurde, macht die Ästhetik der Altenberger Straße 20 und 22 aus. Sie ist die Verschmelzung von zeitgenössischem, nachhaltigem Bauen und Bewahrung des Historischen.

Das Ensemble ist eines von sechs fertiggestellten und mit dem Programm geförderten Vorhaben in Burscheid. Zwei stehen kurz vor dem Abschluss, weitere Anträge werden zurzeit beurteilt. Von den insgesamt 275 000 Euro, die sich zu 70 Prozent aus Mitteln der Städtebauförderung des Bundes und Landes und 30 Prozent städtischem Eigenanteil zusammensetzen, sind noch 125 000 Euro übrig, berichtet Citymanager Linus Klenter. Die Kosten der als förderwürdig anerkannten Maßnahmen können bis zu 50 Prozent bezuschusst werden. Klenter ist für Informationen unter ☎ 01520/2696541 oder per E-Mail sowie im Quartiersbüro, Hauptstraße 67, erreichbar.

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