Lesung in BurscheidÜber die Odyssee zum eigenen Traumhaus

Sia Pauli stellte ihren Roman „Ein Haus zieht um“ in der Buchhandlung Hentschel vor.
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Burscheid – Ein Haus zu bauen, das kann ganz schön aufregend sein. Aber die Ruine eines bergischen Fachwerkhauses zu kaufen, sie in Einzelteile zu zerlegen und die nummerierten Balken an anderem Ort wie aus einem Baukasten wieder aufzubauen, das ist Nervenkitzel pur. Die Buchhandlung Hentschel lud nun zur Lesung des Erstlingsromans von Sia Pauli „Ein Haus zieht um“, erschienen im Bergischen Verlag.
Die Autorin hat ursprünglich als Tierärztin gearbeitet und machte eine Weiterbildung zur zertifizierten „Autorin, Lektorin und Dramaturgin für Film, Fernsehen und Neue Medien“ bei der Skript-Akademie in Berlin. Ihr Buch, das auf Tatsachen beruht, ist fiktional gehalten. Es geht um ein altes Haus an neuem Ort. Die Protagonisten wünschen sich die eigenen vier Wände in einem Wuppertaler Örtchen, wo jeder jeden kennt. Pauli beschreibt Originale des Dorfs, lässt sie auf Platt kallen und auch der Ziegenbock „Erwin“ hat seinen Auftritt.
Fachwerk aus Leichlingen
Bei der Lesung verriet Pauli allerdings, was dem Roman an Tatsachen zugrunde liegt. Und es klang nicht immer ermutigend. Mit dem Architekten wurden sie und ihr Mann bei einem alten Fachwerkhaus in Leichlingen fündig. „Die Fenster waren alle sorgfältig verschlossen“, erinnerte sie sich an die erste Begehung. Die Crux: Viele Gefache waren leer, Wind und Regen hatten einen immer freundlichen Einlass. „Man konnte quer durchgucken“, erklärte Pauli. Das Haus stand in Witzhelden neben einer Wellblechhalle – ein Haus, in das sich die Autorin und ihr Mann erst auf den zweiten Blick verliebten. Der Architekt plante es zu „translozieren“, also erst niederlegen und dann neu aufbauen an anderem Ort. „Ich haben schon früh daran gedacht, ein Buch darüber zu schreiben“, erklärte die Autorin. Denn das Projekt begeisterte sie – zuerst. Es begann eine Odyssee mit Baumängeln und unerwarteten Kosten.
Das Thema Denkmalschutz wurde zwar bei dem 200 Jahre alten Gebälk ins Spiel gebracht. Aber da das Haus neu aufgebaut wurde, gab es kein Fördergeld, da es als „Neubau“ eingestuft wurde, wie die Bauherren nachträglich erfuhren. „Es war eine emotional aufgeladene Zeit“, erinnerte sich Pauli an die Bauphasen. Und: „Das Buch war Teil der Verarbeitung.“ Heute fühlen sie sich rundherum wohl. Da Lehm verwendet wurde, sei das Raumklima ideal, das Material atme regelrecht. „Egal ob sie Fisch kochen oder Kohl, die Luft ist schnell gereinigt.“
Gewöhnungsbedürftig waren die Raumhöhen, obwohl im Erdgeschoss mit 2,50 Metern noch passabel. Im Obergeschoss sind es aber nur zwei Meter. Wenn ihr Neffe zu Besuch sei, müsse er aufgrund seiner außergewöhnlichen Größe immer den Kopf einziehen, erklärte die Autorin. Ein Grundstück zu finden, sei übrigens auch nicht leicht gewesen. Fündig wurden die Bauherrn im Ort ihrer Wahl bei einem Haus, das abgebrannt war. An dessen Stelle setzten sie ihr „Traumhaus“.
Sia Pauli, Ein Haus zieht um, Bergischer Verlag, Remscheid, 16 Euro, ISBN: 978-3-945763-70-4.