Sozialplan beim AutomobilzuliefererAdient baut in Burscheid 60 Stellen ab

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Die Probleme in der Automobilindustrie schlagen auch auf Zulieferer Adient zurück: In der Europazentrale in Burscheid werden rund 1000 Mitarbeiter in Kurzarbeit geschickt.

Die Probleme in der Automobilindustrie schlagen auch auf Zulieferer Adient zurück: In der Europazentrale in Burscheid werden rund 1000 Mitarbeiter in Kurzarbeit geschickt.

  • Beim Automobilzulieferer Adient in Burscheid werden Arbeitsplätze abgebaut.
  • Wir geben die wichtigsten Infos.

Burscheid – Es ist nicht ganz so schlimm gekommen wie anfangs befürchtet. Beim Automobilzulieferer Adient in Burscheid werden zwar wie angekündigt Arbeitsplätze abgebaut.

Aber es sind nicht die ursprünglich genannten 77 Stellen, sondern nun 60. Es kommt nicht zu betriebsbedingten Kündigungen. Und Betriebsrat und Geschäftsleitung haben sich auf einen Sozialplan geeinigt, nach dem der Personalabbau sozial verträglich gestaltet werden kann. Es sind Abfindungen und Altersteilzeit-Regelungen vereinbart worden.

Sieben Monate verhandelt

Im Januar 2019 hatte Adient (vormals Johnson Controls) bekannt gegeben, dass an seinen drei deutschen Standorten in Burscheid, Solingen und Kaiserslautern insgesamt 200 Arbeitsplätze eingespart werden sollen. Davon sollten 75, später hieß es 77, auf die Europazentrale an der Industriestraße entfallen, wo mehr als 1100 Beschäftigte arbeiten. Begründet wurde das mit der schlechten Konjunkturlage der Branche und sinkenden Auftragseingängen aus der Automobilindustrie. Adient ist ein weltweit führender Anbieter von Autositz-Systemen.

„Nach monatelangen Verhandlungen“, teilte der Betriebsratsvorsitzende Joachim Oetken jetzt mit, „hat sich die Geschäftsleitung am 28. August mit dem Betriebsrat auf einen Interessenausgleich und Sozialplan nach zum Teil schwierigen Verhandlungen geeinigt.“

Sattlerei ist bereits verlagert worden

Betroffen sind von der Umstrukturierung vor allem die Bereiche Entwicklung und Projektmanagement mit Musterbau und Testing. Bereits im August 2018 war die Sattlerei mit 23 Arbeitsplätzen aus Kostengründen von Burscheid nach Osteuropa verlegt worden.

Der jetzt eingeleitete Personalabbau wurde laut Oetken „mit erwarteten Umsatzrückgängen bis 2021 vor dem Hintergrund einer neuen strategischen Ausrichtung“ begründet. Ein vom Betriebsrat vorgestelltes Alternativkonzept, bei dem es nicht zum Abbau von Arbeitsplätzen gekommen wäre, sei von der Geschäftsleitung abgelehnt worden. Vor diesem Hintergrund hätten die Betriebsparteien nun den Interessenausgleich und Sozialplan abgeschlossen.

Als positiv wertet der Betriebsrat, dass die Zahl der wegfallenden Stellen auf 60 reduziert werden konnte und betriebsbedingte Kündigungen vermieden wurden.

Abfindungen und Altersteilzeit

Oetken: „Dies gelang, indem man im Sozialplan Regelungen treffen konnte, nachdem Arbeitnehmer freiwillig unter Zahlung einer Abfindung aus dem Unternehmen ausscheiden, beziehungsweise ältere Arbeitnehmer Altersteilzeitvereinbarungen treffen und früher unter Ausgleich von Rentenabschlägen die Rente beantragen konnten.“

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Dass es „im Zuge der Verhandlungen letztendlich zu einer konstruktiven Zusammenarbeit mit der Unternehmensleitung gekommen ist“, ist auch nach Ansicht des Vorsitzenden Oetken umso bemerkenswerter, weil es bis 2018 ja gar keinen Betriebsrat bei Adient gab. Dessen Wahl im November 2018 musste vor dem Arbeitsgericht gegen den Widerstand der Firmenleitung erst erstritten werden.

Jetzt, so Oetken, erweise sich, wie wichtig die Gründung der Arbeitnehmervertretung am Standort Burscheid gewesen sei. Der noch junge Betriebsrat habe die Interessen der Belegschaft vertreten können und es laut Oetken mit Unterstützung der IG Metall und eines externen Beraters geschafft, „die härteste Form des Personalabbaus, die betriebsbedingte Kündigung, abzuwehren.“

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