Stadtbücherei BurscheidLesen und spielen, backen und experimentieren

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Fachwerkhaus der Stadtbücherei am Burscheider Marktplatz

Die Stadtbücherei am Burscheider Marktplatz, links dahinter das Kramer-Haus, mit dem sie verbunden wird.

Im Jahresbericht der Stadtbücherei Burscheid wird deren Entwicklung zu einem „Dritten Ort“ der Bürgerschaft nachgezeichnet.

Es ist nicht mehr nur die Literatur, wegen der die Menschen in die Burscheider Stadtbücherei kommen. Die Zahl der ausgeliehenen Medien ist hier 2022 gesunken, auf 25.266 Stück (2019, vor der Corona-Phase, waren es noch 2500 mehr). Aber die Bibliothek im Herzen der Stadt ist deswegen nicht verwaist. Im Gegenteil. Sie wird mehr und mehr als Raum für bürgerschaftliche Begegnungen und Kommunikation entdeckt. Damit entwickelt sie sich zu einem der neuerdings soziologisch als „Dritte Orte“  bezeichneten Treffpunkte.

Und das ist durchaus im Sinne der Einrichtung, die sich diesem Trend öffnet und ihn mit der „Bibliothek der Dinge“, Kultur- und Kinderveranstaltungen, Ausstellungen und dem Werkstatt-Projekt mit dem benachbarten Kramer-Haus längst befördert. Das Programm reichte 2022 wieder von Filmnachmittagen, Flohmärkten und dem Sütterlin-Lesekreis über Lesungen bis zu multimedialen Führungen und einem Trommelworkshop.

Mitarbeiter-Team hält die Stellung

Die Entwicklung skizziert Yulia Farbischewski in ihrem Jahresbericht, der jetzt dem Kulturausschuss des Rates vorgelegt wurde. Die Büchereileiterin selbst kümmert sich gerade nicht um die Ausleihe: Denn sie erwartet ein Kind und befindet sich seit März im Mutterschutz. Nach einer einjährigen Elternzeit möchte sie in die Bibliothek zurückkehren.

In der Zwischenzeit, erläutert Amtsleiterin Renate Bergfelder-Weiss, halten ihre fünf Kolleginnen, die alle in Teilzeit arbeiten, den Betrieb am Laufen. Zwei der erfahrenen Mitarbeiterinnen wurden die Leitungsaufgaben übertragen, nachdem sich auf eine Ausschreibung für die befristete Vertretungszeit keine passende Bewerbung hat finden lassen.

Allein mit Zahlen lässt sich die Dynamik in der Bücherei also nicht darstellen. Die Statistik kündet dennoch vom Leben im Haus: 2022 wurden 18.621 Besuche registriert, 8000 mehr als im Vorjahr, als wie auch 2020 lange Schließzeiten zu verkraften waren (2019 waren es zum Vergleich 16.639 Personen). „Unsere Leserinnen und Leser haben den Kontakt zu ihrer Bücherei nicht verloren“, freut sich das Team um Farbischewski. Auch die Anzahl der Neuanmeldungen ist gestiegen, auf 305. Und nach zwei schwierigen Pandemiejahren konnte die Zahl der Veranstaltungen mit Unterstützung des Fördervereins fast wieder aufs frühere Niveau angehoben werden und an 65 Terminen 1316 Besucher anlocken.

Beamer und Backformen in der „Bibliothek der Dinge“

Ausleih-Bestseller in der im Februar 2022 mit Förderung durch den Leader-Verein eröffneten „Bibliothek der Dinge“ waren bisher die Nintendo-Switch-Spiele. Daher sollen weitere Konsolen beschafft werden. Bei der Auswahl der Spiele für Kinder sind Ego-Shooter und andere Waffen-Einsätze tabu. Ausgeliehen werden können in der Bücherei inzwischen auch Alltagsgegenstände wie Beamer oder eine Wärmebildkamera, Spiel- und Sportgeräte und Backformen. Mehr als 200 Mal waren sie im Umlauf, oft das Energiemessgerät, eine Carrera-Bahn und eine Sofortbildkamera.

Zu neuen Ufern bricht die Stadtbücherei an der Hauptstraße auch mit dem „Maker-Space“ auf. Für das von der Stadt erworbene Kramer-Haus neben dem Fachwerkhaus der Bibliothek liegt inzwischen die Genehmigung für den Umbau vor. In dem geplanten Bürgertreff sollen Tri-Café und Förderverein eine Heimat bekommen. Und im Obergeschoss ist ein Durchbruch zur Bibliothek vorgesehen, die dadurch ihren Raum erweitern kann und einen kreativen „Raum der 100 Experimente“ eröffnen will.

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