Bürgerhaus in der GaststätteWitzheldener wollen sich die „Alte Post“ sichern

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Die 2015 geschlossene Fachwerk-Gaststätte „Zur alten Post“ wollen die Witzheldener als Bürgerzentrum haben.

Leichlingen-Witzhelden – Die Witzheldener wollen nichts anbrennen lassen: Sie wollen, dass die Stadt das Fachwerkhaus der früheren Gaststätte „Zur alten Post“ kauft, um dort ein Bürgerzentrum fürs Höhendorf einzurichten. Jetzt. Nicht erst 2022 oder 2023, wenn ein Sanierungs- und Nutzungskonzept vorliegt und klar ist, ob es Fördermittel für ein solches Projekt gibt. Denn dann könnte es zu spät, das Objekt längst an jemand anderen verkauft worden sein.

Die Zeit drängt

Konkurrierende Interessenten soll es ja geben. Und wie berichtet kann und will Eigentümer Hans-Hugo Hungerberg nicht ewig stillhalten und auf eine Entscheidung der Stadt warten. Die Gefahr scheint dem Bezirksausschuss Witzhelden des Stadtrates so groß, dass er in seiner Sitzung am Montagabend entgegen der Empfehlung der Verwaltung einstimmig beschloss, dem Immobilienbesitzer sofort ein Kaufangebot zu unterbreiten.

Die Bauverwaltung hat mit diesem vorgezogenen Erwerb, einer Investition quasi ins Blaue hinein, aus vielerlei Gründen Bauchschmerzen. Aber die Politikerinnen und Politiker haben sich dazu durchgerungen, Nägel mit Köpfen zu machen und das zuletzt für 195 000 Euro angebotene Denkmal zu erwerben. Erst nach einer Beratungspause in einer Sitzungsunterbrechung stimmten dem von der SPD beantragten Beschluss auch die Vertreter der CDU-Fraktion zu.

Überschaubares Risiko

Das Votum aus Witzhelden muss vom Rat noch bestätigt werden. Auch dort wird Martin Steinhäuser (BWL) Bedenken vermutlich mit dem Argument entkräften, welches der Vorsitzende des Bezirksausschusses bereits in der Sitzung ins Feld führte: „Das Risiko ist überschaubar. Dass es keine Fördermittel für die Sanierung gibt, ist sehr unwahrscheinlich. Und zur Not kann die Stadt das Gebäude ja wieder verkaufen“.

Die Verwaltung hat den Zustand des Fachwerkbaus und dessen Tauglichkeit als soziokulturelles Zentrum durchleuchtet und die Kosten für eine denkmalgerechte und barrierefreie Komplettsanierung auf zwei Millionen Euro geschätzt.

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Neben der finanziellen Frage, ob ein vorzeitiger Ankauf förderschädlich wäre und ob es genügend Zuschüsse aus diversen Programmen gibt, bleiben vor einer öffentlichen Nutzung etliche weitere bauordnungsrechtliche Probleme zu klären:

Zapfenstreich um 21.30 Uhr

Der Gehweg an der L 294 etwa ist zu schmal, für den Hintereingang müssen alle Nachbarn einer Baulast zustimmen, es sind 25 bis 30 Parkplätze auszuweisen, für die auf dem Gelände kein Platz ist. Um Lärm zu vermeiden, müssen nach Ansicht der Baubehörde Seitenfenster zugemauert und Veranstaltungen schon um 21.30 Uhr beendet werden. Ob zwei Millionen für eine Totalsanierung inklusive Anbau eines Aufzugs ausreichen, ist fraglich. Das Haus muss teilweise entkernt und statisch verstärkt, neu verputzt und gedämmt werden. Elektrotechnik, Heizung, Fenster, Böden und Abwasserrohre sind zu erneuern. Zuschüsse werden im Rahmen des Integrierten Handlungskonzeptes erwartet, das noch nicht fertig ist. Auch Töpfe für Dorferneuerung, Denkmalschutz und Heimatzeugnisse sollen angezapft werden.

Die Witzheldener sind voller Vorfreude, dass alles klappt. Bei drei Tagungen an einem einberufenen Runden Tisch haben Vereine und Bürgerschaft bereits Ideen für Nutzung und Betrieb eines Bürgerzentrums entwickelt. Sie reichen vom Rathausbüro über Räume für Musikschule, Sprechstunden, Kurse, Trauungen und Sitzungen bis zu einem Saal für Feiern, Kultur, Basare und Ausstellungen. 100 Personen haben schon zugesagt, sich an einer Genossenschaft zu beteiligen, die den Betrieb später unterhalten und bewirtschaften will.

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