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Freizeit in LeichlingenDas Ende der spontanen Kanutouren auf der Wupper

Lesezeit 3 Minuten

Kanusportler und ihre Boote werden in Zukunft seltener in Opladen zu sehen sein. Für das Paddeln auf der Wupper werden in Leverkusen 30 Euro fällig.

Leichlingen – Die beiden Bootsstege in Leichlingen, gebaut mit Fördermitteln der Regionale 2010, haben viel Geld gekostet. Nun droht den Kanuanlegestellen in der Balker Aue und an der Postwiese die Verödung. Vorbei die Zeiten, in denen Hobbykanuten mal eben in die Paddelboote steigen, die Wupper hinunterfahren und in Leichlingen eine Rast einlegen konnten. Ohne einen „Wupperführerschein“ darf kein Hobbysportler mehr auf das Gewässer.

Seit Ende 2014 ist die „naturbezogene Qualifikation zum Bootsführer“ für alle Pflicht, die die Wupper zwischen der Müngstener Brücke und Leverkusen befahren wollen. Die Qualifikation können Interessierte in einem Eintagesseminar erwerben, die Teilnehmergebühr beträgt 20 Euro.

Privatleute und Kegelclubs

„Jetzt kann ich meinen Kanuverleih dicht machen“, sagt Georg Sanders aus Opladen. Ein Großteil seiner Kunden seien Privatleute, Kegelclubs und kleinere Vereine, die sich spontan für eine Kanutour entschieden. „Wenn die erst noch einen Führerschein machen müssen, kommen die nicht mehr“, befürchtet Sander. Auch ohne die Einschränkung durch den „Wupperführerschein“ seien die Umsätze aus der Bootsvermietung in den vergangenen Jahren um 75 Prozent gesunken. Zu oft führe der Fluss Niedrigwasser, der ein Befahren nicht mehr zulasse. Zu den Gerüchten aus Kreisen der Kanuverleiher, der Wupperverband reguliere durch seine Talsperren die Pegelhöhe, wollte sich Sanders nicht äußern.

Ein Bootsverleiher, der nicht namentlich genannt werden möchte, nimmt kein Blatt vor den Mund. „Die Wupper soll nicht mehr von Freizeitsportlern genutzt werden. Eine deutliche Aussage in diese Richtung würde aber zu einem Aufschrei aus der Bevölkerung führen“, sagt der Unternehmer, der ebenfalls um seine Existenz fürchtet. Nun versuche Politik und Wupperverband, die Messlatte so hoch zu legen, dass Paddeln für Hobbysportler nicht mehr attraktiv sei.

Monika Ebers, Pressesprecherin des Wupperverbands bestreitet die Vorwürfe: „Wir haben zwar Einfluss auf den Pegelstand der Wupper, nutzen diese Möglichkeit aber nur aus ökologischen Gründen und nicht für den Freizeitsport.“ Dem Wupperverband sei bewusst, dass die Wupper zu einer Freizeitzone geworden sei. Eine Reduzierung des Bootsverkehrs durch den Führerschein sei nicht unbedingt gewollt, werde aber akzeptiert.

Im Gegensatz zu den Bootsverleihern sieht Birgit Bär, Sprecherin der Kreisverwaltung, für die Bootsstege in der Blütenstadt nur Vorteile. Diese würden nun nicht seltener, sondern häufiger angefahren. Die Begründung für diese These: Der Flusslauf zwischen Müngsten und Leverkusen liege in einem Flora-Fauna-Habitat-Schutzgebiet und unterliege damit einer EU-Richtlinie. Ohne die Einführung des Führerscheins hätte der Kreis das Paddeln auf dem Fluss verbieten müssen. Diesen Schritt habe man nicht gehen wollen und setze mehr auf Information denn auf Verbote. Sinn der eintägigen Ausbildung sei es, die Bootsführer für die Natur zu sensibilisieren. So dürfe in Zukunft das Ufer nicht mehr an beliebiger Stelle angefahren werden, sondern nur noch an ausgewiesenen Stellen. Bär: „Und davon profitieren beide Anlegestellen in Leichlingen. In Zukunft dürfen alle Kanufahrer nur noch dort anhalten.“

30 Euro für Genehmigung

Dies ist den Hobbypaddlern sowieso zu raten, wenn sie nicht noch zusätzlich zur Kasse gebeten werden wollen. Steigen die Freizeitsportler erst in Opladen aus dem Wasser, werden 30 Euro für eine Sondergenehmigung fällig. Die Stadt Leverkusen verlangt diese Genehmigung für das Paddeln auf der Wupper im Stadtgebiet. „Aus Artenschutzgründen“, sagt eine Pressesprecherin. Das Geld werde aber pro Gruppe nur einmal fällig. „Die untere Landschaftbehörde hat Mitarbeiter im Außendienst. Diese werden die Kanuten in Zukunft kontrollieren“, sagt Bär. Seien Kanuten ohne die entsprechende Qualifikation unterwegs, werde ein Bußgeld zwischen 30 und 50 Euro fällig. Wie oft kontrolliert werde, stehe noch nicht fest.

Anmeldungen für die eintägige Ausbildung bei der Biologischen Station unter ☎ 0212/25 42 727 oder per E-Mail.

info@bsmw.de entgegen